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Sterntaucher

Sterntaucher

Titel: Sterntaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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lachte. »So hat der nicht geredet. Außerdem war das ein Video mit Konzertmitschnitten, das haben wir bei Tillmann gesehen.«
    »Okay.« Sie beugte sich vor und sah ihm in die Augen. »Hör auf zu mauern, das hältst du nicht ewig durch.«
    »Welche Zusammenkunft? Was heißt nicht legal? «Er sprang auf. »Ich bin Polizist. Ich bin Polizist geworden, um zu bestrafen, was nicht legal ist.«
    »Nein«, sagte sie und klang auf einmal sehr müde. »Du bestrafst nicht, du stellst noch nicht einmal die Schuld fest. Hast du gepennt, als das dran war? Hör zu, ich –«
    FICK SE DOCH, brüllte Robin dazwischen, DIE BLÖDE SAU.
    »Halt’s Maul«, zischte Dorian, »bitte –«
    »Was?« Ina starrte ihn an.
    »Entschuldigung«, murmelte er, »bitte, ich hab dich doch nicht gemeint.« Er versuchte, ruhig auf Robin einzureden, hör zu, Junge, das kannst du nicht tun, du mußt dich schon benehmen, weil du mich sonst in Teufels Küche bringst, okay? Als er aufsah, starrte die Henkel ihn immer noch an.
    Sie war ein bißchen empfindlich, nein?
    Und wenn das so weitergeht, Robbi, hält sie mich noch für verrückt.
    »Es geht mir nicht gut«, murmelte er. Das war etwas, worauf sie doch ansprangen, damit konnte er vielleicht wieder gut Wetter machen. »Es ist so viel passiert.« Er faltete die Hände. Alles, was er brauchte, war ein bißchen Frieden. Sie sollte nicht so mit ihm reden, weil alles, was sie sagte, in seinem Kopf zu flackern begann, als hantiere sie mit einem Feuerzeug in seinem Innern und kriegte es nicht richtig zum Brennen. Nur ab und zu schoß die Flamme hoch, die etwas beleuchtete, was böse war. Kemper? Ein Sofa fiel ihm ein, auf dessen Rückenlehne er den Arm eines Mannes sah. Kemper? Er würde sich mit Kemper beschäftigen müssen und wollte die Kommissarin hier anklagen, daß sie es so weit mit ihm trieb. Kemper, ja. Beizeiten. Wenn er ausgeschlafen war. Langsam schüttelte er den Kopf und sagte: »Ich hab so lange nicht richtig geschlafen.«

[ 8 ]
    Am Abend hatte der Taubenschlag sich verändert. Aus dem traurigen Stadtrandcafé war eine richtige Kneipe geworden, mit lärmenden Männern, die ihren Frauen erzählten, was schieflief im Land: alles, Schatz, alles. Nach jedem Satz nickten sie zufrieden vor sich hin und schnippten mit den Fingern noch ein Bier heran. Regierung in die Tonne, hörste? Opposition obendrauf und fertig ist die Laube.
    Ina stellte sich an den Tresen und wartete auf die Wirtin, die kaum wacher aussah als am Nachmittag. Sie redete nur wenig mit den Gästen, stellte Bier bereit und nickte bedächtig, sobald sie einer fragte: »Isses nicht so?« Manchmal ließ sie sich auch zu einer Antwort herab, »Sicher, Alfons, aber ja.« Ihr graublondes Haar war hochgesteckt, und ihre Figur verbarg sich hinter einem gräßlichen Kittel. Mit einem Geschirrtuch in der Hand kam sie näher.
    »Sorry«, sagte Ina. »Ich hab vorhin vergessen zu bezahlen. Wir sind so schnell raus, Dorian ging es nicht gut.«
    Die Wirtin stellte ein paar gespülte Gläser auf ein Brett überm Tresen. »Und jetzt?«
    »Möchte ich bezahlen.«
    »Wie geht es ihm jetzt?«
    »Besser. Ein Pils und ein Cappuccino, was kriegen Sie denn?«
    »Nichts.«
    »Danke«, sagte Ina. »Machen Sie mir noch ein Wasser?«
    Die Wirtin lächelte leicht. »Ich hab noch nie Wasser gemacht, aber ich gieße es Ihnen einfach aus.«
    »Ja«, sagte sie lahm. Vielleicht tat die Olle sich mit ihrem Chef zusammen, der sie auch so gern verbesserte. »Schlechtes Deutsch, Frau Henkel, das müssen Sie noch einmal schreiben, lernen Sie es denn nie? Daß Sie keine Kommas mögen, nehme ich in stiller Demut hin, aber Ihr Satzbau verursacht Sodbrennen« – gab Pagelsdorf ihr einen Bericht zurück, fing sie an, ihn lautlos zu beschimpfen. Hätte die Kammer es ihm ins Gesicht gesagt? Oder hätte sie gelacht und ihn umarmt oder sonst etwas getan, was ihn verblüffte?
    Irrelevant. Gutes Wort, auf dessen Einsatz sie wartete, Herr Pagelsdorf, das ist irrelevant mit meinem Deutsch, Hauptsache die Fakten stehen drin. Ich will das ja nicht veröffentlicht haben, wissen Sie, das soll keinen Nobelpreis kriegen. Aber sie sagte es ja nicht. Sie nickte nur und murmelte etwas und schmiß mit den Akten nach Kissel, wenn sie ihn grinsen sah.
    Was schrieb man denn über Dorian, schrieb man hin, der Bruder des Geschädigten mauert? Hat vielleicht ein Rad ab, läuft ein wenig neben der Spur? Blödsinn, verstört ist er, was verständlich ist nach einem Gewaltverbrechen in der eigenen

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