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Sterntaucher

Sterntaucher

Titel: Sterntaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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gefallen war. »Aber er hätte mich nie in seine Wohnung gelassen, das nun nicht.«
    »Ich wollte ihn nicht töten«, sagte Ina.
    »Doch, Sie wollten. Er hätte abdrücken sollen, dann wären wir da alle besser rausgekommen.«
    Ina spürte ihre Beine zittern. Auf dem alten Video stolperte der kleine Robin in Katjas Arme; ist die zu schwer, fragte sie Dorian, der die Kamera hielt. Sie legte den Kopf schief und schnitt Grimassen, da konnte man im Hintergrund sein Lachen hören, Dorian lachte so sehr, daß er die Kamera nicht richtig halten konnte und das ganze Bild zu hüpfen begann. So guckte man von einer Welt in die andere, aus der Hölle in den Himmel, und so hatte Ina die ganze Zeit an Katja gedacht, an die Frau mit dem Lächeln in den Augen, die Frau auf der Bühne, die Gedichte las. Wenn sie das bloß sagen könnte, aber es wäre sicher falsch jetzt und ungehörig.
    »Können Sie –« Sie räusperte sich. »Können Sie diese Gedichte noch?«
    »Welche?«
    »Na, dieser Lorca, wo kommt der eigentlich her?«
    Katja sah sie an, als verstünde sie nicht. »Aus Spanien«, sagte sie dann. »Aber der ist schon ziemlich lange tot.«
    »Ach so. Ja, ich meine nur.«
    »Nach Dorians Begräbnis werden Sie mich festnehmen«, sagte Katja. »Oder Ihre Kollegen, Sie sind ja nicht da.«
    »Meine Kollegen auch nicht. Es gibt keinen Grund, ich meine, wir gehen nur dahin, wenn wir glauben, daß jemand – also, wenn wir jemanden suchen.«
    »Dann sagen Sie ihnen, daß es einen Grund gibt.« Katja machte eine Bewegung, als müsse sie sich eine Jacke enger um die Schultern ziehen. Doch sie trug keine. »Sonst geh ich einfach los, bis ihr mich einholt.« Sie ging auf das grüne Schild des Taubenschlag zu und drehte sich noch einmal um. »Gehen Sie nach Hause, es wird kälter.« Dann öffnete sie die Tür, und man hörte zwei Sekunden lang eine jaulende Musik, bevor es wieder still war, still und leer auf der Straße.
    Ja, wenn du losgehst, wirst du eingeholt, ich glaube schon. Du kommst nirgendwo an. Wenn du zurückkommst, werde ich dasein, glaubst du mir das? Oder ich werde Ausschau halten, bist du zu weit weg, da hab ich jetzt ein bißchen Übung drin und werde dich wiederfinden, ja, vielleicht. Ina sah auf die Uhr – schon weit nach Mitternacht. Eine Frau und ein Hund schlichen vorbei, und eine Autotür schlug zu. Es wurde kälter.

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