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Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank

Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank

Titel: Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn
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konnte. Dazu schöpfte ich meine Kreativität voll und ganz aus. Mein Kampfgeist war zurück. Ich gab vor, seinen Superhelden Rambo ebenso zu lieben wie er. Ich beschmierte mein Federmäppchen mit »I LOVE YOU« und drehte es ihm mehr als auffällig zu. Ich tauschte meine Drei-Fragezeichen-Bücherkollektion gegen ein nagelneues, sauteures BMX-Rad. Ich schenkte seiner Mutter Blumen! Ich ging über Umwege nach Hause, um »zufällig« an seinem Haus vorbeizukommen, und bemalte »sein« Bushaltestellenhäuschen mit unseren Initialen in Herzform. Natürlich versuchte ich immer, im selben Bus wie er zur Schule zu fahren. Ich ließ mir die Haare wachsen und fing an, mich zu schminken.
    Dennoch, es half nichts. Und als all meine Versuche keine Früchte tragen wollten, fing ich eben wieder an zu fressen. Und zu fressen und zu fressen ...
    Als ich mich mit 16 Jahren gerade damit abgefunden hatte, Sascha für den Rest meines Lebens aus der Ferne anzuhimmeln, passierte es. Diesmal wurde ich überrascht. Sascha küsste mich. Einfach so! Auf dem Schützenfest, wo sonst? Dass er bei diesem ersten Kuss ziemlich betrunken war, störte mich nicht weiter. Ich war mir sicher, dass er sich einfach nur Mut angetrunken hatte, um das zu tun, was er bestimmt schon seit einer Ewigkeit hatte tun wollen.
    Ich schwebte im siebten Himmel. Das mir inzwischen bekannte Gefühl, glücklich verliebt zu sein, kehrte zurück. Und ich sprang darauf an wie der Pawlow’sche Hund auf seinen Glockenton. Ich wollte mehr! Ich wollte wieder im Kino Händchen halten und Popcorn teilen. Ich wollte seine Hand unter meinem T-Shirt und seinen nackten Oberkörper auf meinem spüren. Diesmal wollte ich alles richtig machen und entspannt sein, auch im Bett. Und zwar möglichst schnell, um nicht wieder gegen eine schlanke und unbeschwerte Frau ausgetauscht zu werden.
    Bereits nach einer Woche sollte es so weit sein. Ich hatte alles perfekt eingefädelt. Mutti war – natürlich – im Krankenhaus. Also lud ich Sascha zu mir nach Hause ein, stellte Kerzen als einzige Lichtquelle auf und den Sekt kalt. Aus dem »Videoabend« wurde natürlich nichts. Vor lauter Angst, wieder zu verkrampfen, und weil ich es nicht besser wusste, betrank ich mich, bevor wir das erste Mal miteinander schliefen. Ich weiß, dass es passiert ist. Und ich weiß, dass es nicht besonders lange dauerte. Aber an viel mehr kann ich mich leider nicht erinnern.
    Am nächsten Morgen hatte ich zwar einen wahnsinnigen Schädel, war aber mindestens genauso erleichtert, »es« endlich hinter mir zu haben. Während ich verliebt Nutellabrote schmierte, musste Sascha allerdings schon wieder los – zum Fußball. Mir schwante Übles. Und tatsächlich hielt unsere zarte Liaison gerade einmal 14 Tage. Sascha ging so schnell, wie er kam (in jeder Hinsicht). Und Mutti hatte wieder einmal recht: Männer sind Arschlöcher! Alle!
    Da auf reale Männer offensichtlich kein Verlass war, besann ich mich erneut auf meine Leidenschaft für mein Idol Morten. Diese Liebe war zwar etwas einseitig, dafür aber frei von Enttäuschungen. Und er spielte auch nicht »Fußball«.
    Leider blieb es in Bezug auf Sascha nicht bei dieser einen Enttäuschung. Denn in den nächsten Jahren platzte er immer wieder in mein Leben, verwirrte mich, schwor mir seine Liebe, gelobte Besserung und enttäuschte mich erneut. Eigentlich sollte man ja aus seinen Fehlern lernen, aber in diesem Fall war ich unbelehrbar. Diese Zeit war nicht nur seelisch, sondern auch körperlich die reinste Achterbahnfahrt für mich.
    In meinem 16. Lebensjahr setzte ein enormer Wachstumsschub ein, der mich von Jahr zu Jahr runder werden ließ. Ich wurde extrem schnell extrem dick und jedes Jahr noch etwas fetter und fetter und fetter. Allerdings wuchs ich nicht proportional. Es war ähnlich wie bei kleinen Katzen oder Hunden: Mal wächst nur der Kopf, mal die Beine. Bei mir wuchsen mal die Oberschenkel, mal der Bauch. Oder ich ging einfach in die Breite. Das einzig Positive daran war: Mein Hintern wuchs mit, sodass ich nicht Gefahr lief, nach vorn umzukippen. Das war gut so, denn vor allem wuchsen meine Brüste – was plötzlich erhöhte Aufmerksamkeit von Männern zur Folge hatte. Und Aufmerksamkeit von Männern war ich eigentlich nur in dieser Art gewohnt: »Alter, schau mal die Dicke an! Die kloppt sich am Teich um Brot!« Oder: »Hey Püppi, hat dein Arsch ’ne Postleitzahl?«
    Meine überdimensional großen Brüste schienen also ein echter Männermagnet zu sein.

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