Steve Jobs - iLeadership - Mit Charisma und Coolness an die Spitze
Besuchs erneut zu durchleben. Jedes Detail dieser zwei Stunden war in meinem Geist gespeichert und ich erkannte, dass ich Zeuge von etwas Außergewöhnlichem geworden war. Steve war völlig aus dem Häuschen gewesen, aus dem Gleichgewicht gebracht von seinem überbordenden Enthusiasmus. Das war Leidenschaft in ihrer ursprünglichsten Form, die Leidenschaft für eine Idee. Und bei Steve war sie schon dabei, sich in die Leidenschaft für ein bestimmtes Produkt zu verwandeln.
Aus allem, was er während unseres Besuchs und auf der Rückfahrt zu mir gesagt hatte, wurden mir zwei Dinge klar: Bei Steve hatte ich es mit einem Mann zu tun, der schon damals die Vision hatte, dass der Computer das Leben der Menschen verändern konnte. Und er wusste, dass er sich von Angesicht zu Angesicht mit den Konzepten befunden hatte, die dies verwirklichen würden. Ganz besonders hatte ihn ein Symbol auf dem Bildschirm – der Cursor – umgehauen, das man per Handbewegung kontrollieren konnte. Steve hatte es gesehen und sofort die Zukunft der Computerbranche vor Augen gehabt.
Es war nicht nur die Technologie bei PARC , die Steve so beeindruckt hatte, es waren auch die Leute dort. Und die Bewunderung beruhte auf Gegenseitigkeit. Jahre später sollte der PARC -Wissenschaftler Larry Tessler dem Journalisten und Autor Jeffrey Young über seine Erinnerungen an den Besuch des Apple -Teams erzählen: »Was mich beeindruckt hat 2 , war die Tatsache, dass ihre Fragen besser waren, als alle, die ich in den sieben Jahren zuvor, die ich bei Xerox arbeitete, gehört hatte. Die Fragen waren besser als die von unseren eigenen Angestellten, von Professoren, Studenten, Besuchern. Sie zeigten, dass sie alle Implikationen verstanden hatten, und auch die Details. Niemand sonst, der das Demo-Material gesehen hatte, hatte so sehr die Details ins Auge gefasst. Warum waren da Muster in der Titelzeile eines Fensters? Warum sahen die Pop-Up-Menüs so aus, wie sie aussahen?«
Tessler war so beeindruckt, dass er sich bald von PARC verabschiedete, um für Apple zu arbeiten, und das mit dem Titel Vice President, was ihn zugleich zu Apples erstem wissenschaftlichen Leiter machte.
In meinen zehn Jahren bei IBM hatte ich mit zu vielen brillanten Wissenschaftlern gearbeitet, die herausragende Arbeit leisteten, aber frustriert waren, weil so wenige ihrer Vorschläge aufgenommen und in Produkte verwandelt wurden. Auch bei PARC hatte ich den ranzigen Geruch der Frustration in der Luft gespürt, sodass es mich nicht weiter überraschte, als ich erfuhr, dass dort eine Fluktuationsrate von 25 Prozent herrschte, eine der höchsten in der gesamten Branche.
Zu dem Zeitpunkt, als ich mich dem Unternehmen angeschlossen hatte, war der Brennpunkt bei Apple eine Entwickler-Gruppe, die an etwas arbeitete, was angeblich ein bahnbrechendes Produkt werden sollte – ein Computer, der schließlich als Lisa bezeichnet werden würde. Er sollte eine vollständige Loslösung von der Apple-II-Technologie darstellen und das Unternehmen in eine ganz neue Richtung führen, wobei auch einige der Innovationen, die die Apple -Entwickler bei PARC gesehen hatten, Verwendung finden würden. Steve sagte mir, dass der Lisa ein so großer Durchbruch sein würde, dass er »eine Delle im Universum hinterlassen wird.« Vor Worten dieser Art konnte man nur Ehrfurcht bekommen; dieser Satz war seitdem immer eine Inspiration für mich, eine Erinnerung daran, dass die Leute, die für einen arbeiten, nicht vor Enthusiasmus glühen können, wenn man dies selbst nicht tut … und es jeden wissen lässt!
Man hatte schon zwei Jahre in die Entwicklung des Lisa gesteckt, aber das spielte keine Rolle. Die Technologie, die Steve bei PARC gesehen hatte, würde die Welt verändern und der Lisa würde entsprechend ganz neuer Richtlinien überdacht werden müssen. Er versuchte, das Lisa-Team für das zu begeistern, was er bei PARC gesehen hatte. »Ihr müsst euren Kurs ändern«, drängte er sie immer wieder. Die Entwickler und Programmierer des Lisa waren Anhänger von Wozniak und würden sich nicht von Steve Jobs in eine andere Richtung steuern lassen.
Apple war in jenen Tagen eine Art Flüchtlingsschiff, das mit Höchstgeschwindigkeit durch die Wellen pflügte, wobei viele Leute auf der Brücke standen, aber keiner wirklich das Kommando hatte. Das Unternehmen erfreute sich an einem jährlichen Nettoumsatz von ungefähr 300 Millionen Dollar, obwohl es kaum vier Jahre alt war. Steve war Mitbegründer, hatte aber nicht
Weitere Kostenlose Bücher