Steve Jobs - iLeadership - Mit Charisma und Coolness an die Spitze
führten lange Diskussionen darüber, wie wir das Mac-Team zu einem neuen Musterbeispiel machen konnten, das der Geschäftswelt Amerikas zur Orientierung dienen würde.
Er sah mich bei der Verwirklichung seines Traums als Partner. Ein Mann wie er, der aus eigener Kraft nach oben gekommen war, mit einem breiten Spektrum an Erfahrung in zwei führenden Technologie-Unternehmen. Ich meine, er nahm mich auch als gelassen wahr, und somit als Gegengewicht zu sich selbst. Ich war auch der Friedensstifter. Steves Assistentin, Pat Sharp, sagte den Leuten manchmal: »Wenn Jay den Raum betritt, wird Steve zu einem anderen Menschen« und meinte damit, dass er ruhiger wurde.
Die Qualitäten, die Steve in mir wahrnahm, verdankte ich meinen eher ungewöhnlichen Wurzeln. Mein Vater war das, was die meisten Leute als einfachen Bauern bezeichnen würden, aber für uns war er ein Viehzüchter. Bei seinem Hof handelte es sich um die Año Nuevo (»Neujahr«) Ranch: 1.000 Morgen Land umfassend lag sie an der Monterey-Küste Nordkaliforniens, mit dreieinhalb Meilen Küstenlinie und zwei Binnenseen, die groß genug waren, um sie mit einem kleinen Segelboot zu befahren. 1775 war in der Nähe von Pater Junipero Sierra eine Mission gegründet worden. Die Vorfahren meiner Mutter waren Pioniere gewesen, die im späten 19. Jahrhundert, als Kalifornien gerade zum Staat erhoben worden war, in Planwagen nach Westen zogen, um sich dort niederzulassen. (Heute haben wir einen Großteil der Ranch an den Staat abgetreten und es kommen jedes Jahr Tausende von Touristen, um die See-Elefanten zu sehen.)
Einer meiner Ururgroßväter, Frederick Steele, war in West Point Zimmerkamerad von Ulysses S. Grant gewesen und fungierte im Bürgerkrieg als dessen rechte Hand. Noch heute befindet sich ein Familienerbstück, eine von Abraham Lincoln unterzeichnete Urkunde, die Steele in den Rang eines Generals erhebt, in meinem Besitz.
Feld und Vieh warten auf niemanden. Die Familie stand jeden Tag um fünf Uhr auf, selbst am Wochenende, und ich bekam meinen Vater erst zu Gesicht, als sich die ganze Familie um sechs Uhr zum Abendessen hinsetzte – die Eltern, die Großmutter, zwei Schwestern, manchmal mein Bruder und seine Frau und unser stocksteifer Hofverwalter.
Die Kinder auf einer Farm haben ebenfalls genug zu tun – die Schule, Hausaufgaben und Mithilfe auf dem Hof. Die Kühe werden um fünf Uhr morgens und um fünf Uhr nachmittags gemolken, unter der Woche und am Wochenende, bei Sonne, Regen oder Schnee. Sobald man alt genug ist, einen Traktor zu fahren, weiß man besser auch, wie man ihn repariert; wenn er 20 Meilen vom Stall weg abstirbt, ist es nämlich ein langer Fußmarsch, um Hilfe zu holen (wobei ich vermute, dass das dank der Handys heute keine so große Sache mehr ist).
Es ist kein leichtes Leben, aber eines, das Unabhängigkeit lehrt. Ich baute mir mein eigenes Surfbrett und zimmerte zwei Segelboote, die tatsächlich recht gut zu segeln waren. Wenn man nicht kreativ wurde, war an Unterhaltung nicht viel geboten. Damals, als ich 15 wurde, verkündete mein Vater, dass er sich im kommenden Jahr auf seine Pflichten im Schulrat und andere Gemeindeangelegenheiten konzentrieren würde und vorhatte, mir die Führung der Farm zu überlassen. Ich weiß immer noch nicht, was ihn glauben ließ, dass ich das irgendwie hinkriegen könnte.
Aus dieser Aufgabe wollte ich etwas Bedeutungsvolles machen. Auf einer großen Ranch genügt üblicherweise eine Rekordernte in fünf Jahren, um die Sache am Laufen zu halten. So eine Rekordernte wollte ich schaffen … aber mit was? Was sollte ich pflanzen? Man muss sechs Monate im Voraus planen und raten, wie die Preislage zur Erntezeit aussehen wird. Ich entdeckte meine Faszination für eine unglaubliche Zeitschrift, den »Farmers Almanac«. Ausgehend von den Wetterprognosen des Almanachs für die Wachstumszeit und dem Rat von Beerenzüchtern aus der Gegend, entschied ich mich, Erdbeeren anzupflanzen, und ließ eine japanische Familie kommen, die sich mit der Ernte auskannte.
Das Jahr erwies sich als ungeheuer profitabel – für die Ranch und für mich. Ich glaube, dass diese Erfahrung mir mein Selbstvertrauen und das Gefühl gegeben hatte, dass ich mehr erreichen konnte, als ich je geglaubt hätte.
Ich habe noch etwas aus der Landwirtschaft gelernt: Vielleicht ist es bei anderen Farmen ja anders, aber Año Nuevo hatte keine Top-Down-Struktur, in der blind gehorcht werden musste. Wenn man sah, dass etwas schief lief, dann
Weitere Kostenlose Bücher