Stevens, Chevy
wusste nicht, wer mein
Konkurrent war, aber der Bauunternehmer hatte mich am Freitag angerufen, um mir
zu sagen, man sei beeindruckt von meiner Präsentation und würde mir in ein paar
Tagen Bescheid geben. Diesmal war ich so nah dran, dass ich schon den
Champagner schmeckte. Eigentlich habe ich das Zeug nur einmal probiert, bei
einer Hochzeit. Am Ende landete ich wieder beim Bier - wenn das nicht Bände
spricht: Brautjungfernkleid aus Satin, aber Bier aus der Flasche trinken. Doch
ich war überzeugt, dass dieser Deal mich in eine erfahrene Geschäftsfrau
verwandeln würde. So wie in der Geschichte mit dem Wasser, das zu Wein wird.
Oder, in diesem Fall, Bier zu Champagner.
Nach einer
Woche Regen schien endlich die Sonne, und es war warm genug, dass ich mein
Lieblingskostüm anziehen konnte. Es war pastellgelb und aus superweichem Stoff.
Mir gefiel es, dass meine Augen darin haselnussfarben aussahen, anstatt einfach
nur langweilig braun. Normalerweise trage ich keine Röcke, denn mit meinen
knappen eins siebenundsechzig sehe ich damit aus wie ein Zwerg, aber dieser
war so geschnitten, dass meine Beine darin länger wirkten. Ich beschloss,
sogar Schuhe mit Absätzen anzuziehen. Mein Haar war gerade frisch geschnitten,
so dass es perfekt mit meinem Kinn abschloss. Ich warf noch einen letzten Blick
in den Spiegel im Flur, um sicherzustellen, dass ich keine grauen Haare
bekommen hatte - ich war letztes Jahr erst zweiunddreißig, aber bei schwarzen
Haaren tauchen die Mistdinger ziemlich früh auf -, pfiff mir selbst anerkennend
zu und tätschelte Emma zum Abschied. Manche Leute klopfen auf Holz, ich klopfe
auf Hunde. Dann ging ich raus.
Das
Einzige, was ich an diesem Tag zu tun hatte, war eine Open-House-Besichtigung.
Das Wetter war schön, und ich hätte mir gerne den Tag freigenommen, aber die
Besitzer, ein nettes deutsches Ehepaar, wollten so schnell wie möglich
verkaufen. Die Frau hatte extra eine bayrische Schokoladentorte für mich
gebacken, und es machte mir nicht viel aus, ein paar Stunden zu opfern, um sie
bei Laune zu halten.
Mein
Freund, Luke, wollte zum Abendessen kommen, sobald er mit der Arbeit in seinem
italienischen Restaurant fertig war. Am Abend davor hatte er die Spätschicht
gehabt, und ich hatte ihm eine E-Mail geschickt, dass ich es kaum abwarten
könne, ihn zu sehen. Zuerst wollte ich ihm eine dieser E-Mail-Postkarten
senden, die er mir immer schickt, aber es gab nur so kitschige Dinger -
knutschende Häschen, knutschende Frösche und knutschende Eichhörnchen -, also
habe ich ihm doch nur eine einfache Mail geschickt. Er wusste, dass ich mit
Romantik nicht viel am Hut habe, aber in der letzten Zeit war ich so mit diesem
Apartmenthaus am Wasser beschäftigt, dass ich dem armen Kerl so gar nichts geboten
hatte, dabei hatte er weiß Gott Besseres verdient. Aber er hatte sich nie
beschwert, selbst als ich ein paarmal in letzter Minute absagen musste.
Als ich
gerade dabei war, das letzte Hinweisschild für die Hausbesichtigung in den
Kofferraum zu stopfen, ohne mein Kostüm schmutzig zu machen, klingelte das
Handy. Mit ein bisschen Glück war das der Bauunternehmer, also kramte ich das
Telefon aus der Tasche.
»Bist du
zu Hause?« Hallo, Mom, dir auch einen schönen Tag.
»Ich bin
unterwegs zu einer Open-House-Besichtigung.«
»Du
arbeitest heute? Val hat erwähnt, dass sie in letzter Zeit viele von deinen
Schildern gesehen hat.«
»Du hast
mit Tante Val gesprochen?« Alle paar Monate zerstritt Mom sich mit ihrer
Schwester und schwor, »nie wieder ein Wort mit ihr zu reden«.
»Sie hat
mich zum Lunch eingeladen, als hätte sie mich letzte Woche nicht richtiggehend
beleidigt, aber da wird sie mich noch kennenlernen, und dann, bevor wir auch
nur bestellt haben, musste sie damit angeben, dass deine Cousine gerade ein
paar Wassergrundstücke verkauft hat. Stell dir vor, Val fliegt morgen nach
Vancouver, um mit ihr in der Robson Street Klamotten zu kaufen. Designerklamotten.«
Wie schön für dich, Tante Val. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut
loszulachen.
»Ich freue
mich für Tamara, aber sie sieht in allem großartig aus.« Tatsächlich hatte ich
meine Cousine nicht mehr persönlich gesehen, seit sie direkt nach der
Highschool aufs Festland gezogen war, aber Tante Val schickte ständig E-Mails
mit Fotos rum, damit wir sahen, wie ihre bewundernswerten Kids sich machten.
»Ich sagte
Val, dass du auch ein paar nette Sachen hättest. Du bist nur ... etwas
konservativ.«
»Mom, ich
habe
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