Stille Kuesse sind tief
Mann, den sie nicht aus dem Kopf bekommen konnte.
„Manchmal“, erwiderte sie lachend. „Ich spreche die Pferdesprache fließend.“
„Na, wenn das kein außergewöhnliches Talent ist.“ Clay musterte den Hengst. „Ich habe gehört, er sei hinterhältig.“
„Habe ich auch gehört, aber das ist Quatsch. Khatar ist süß.“
„Er hat versucht, einen Mann umzubringen.“
Annabelle kraulte den Hengst hinter den Ohren. „Ich weigere mich, das zu glauben.“
„Vielleicht hat Shane das Gerücht aufgebracht, um den Preis für das Pferd zu drücken.“
Sie lachte. „Ich bezweifle, dass er so etwas tun würde.“
Interessiert musterte Clay sie. „So so, du bist also eine von denen, was?“
„Eine von welchen?“
„Eine Frau, die glaubt, dass mein Bruder hehre Prinzipien hat.“
„Willst du etwa andeuten, dem wäre nicht so?“
„Nein, ich wollte dich nur ein wenig aufziehen. Shane ist ein netter Kerl.“
Das war eine gute Einleitung zu einer Unterhaltung, die sie schon länger mit jemandem führen wollte. Vielleicht konnte Clay ihr helfen.
Sie ging auf ihn zu, während Khatar ihr folgte.
„Darf ich dich etwas fragen?“
Clay stellte einen Fuß auf eine der Latten am Zaun und sah sie an. „Wird mir dieFrage gefallen?“
„Weiß ich nicht.“
Er zuckte mit den Schultern. „Na, dann schieß los.“
„Bin ich so wie die berüchtigte Rachel?“
Clays perfekt geschwungener Mund zuckte. „Wenn du es bist, dann solltest du schleunigst aus dem Leben meines Bruders verschwinden.“ Er fluchte leise. „War sie etwa hier?“
„Nein, soweit ich weiß, nicht. Tut mir leid, dass ich auf sie zu sprechen gekommen bin. Es ist nur so, dass sie für Shane noch immer allgegenwärtig zu sein scheint. Sie ist der Maßstab, nach dem er mich beurteilt.“ Seufzend lehnte sie sich gegen Khatar. „Als Shane mich das erste Mal gesehen hat, habe ich gerade auf einem Bartresen getanzt. Aber ich war nicht betrunken.“ Sie erzählte ihm von dem Tanz der glücklichen Jungfrau. „Ich vermute, wegen seiner Ex ist er jetzt ziemlich vorsichtig. Daher würde ich gern wissen, was sie und ich gemeinsam haben.“
„Nach dem, was ich bisher gehört habe, so gut wie gar nichts. Rachel …“ Er legte die Arme auf die oberste Sprosse des Zauns. „Rachel hat das Leben aus vollen Zügen genossen. Sie war immer auf Achse, musste immer etwas unternehmen. Sie sieht gut aus, denke ich. Auf jeden Fall wusste sie, wie man Männer auf sich aufmerksam macht. Alle Männer.“ Er blickte zu Annabelle. „Rachel war erst dann glücklich, wenn sämtliche Männer, die sich mit ihr in einem Zimmer befanden, sie begehrten.“
Annabelle schluckte und fragte sich, ob sie das wirklich alles hören wollte. „Stimmt es, dass sie Shane betrogen hat?“
„Sie hat ihn nicht einfach nur betrogen. Wenn ein Mann ihr nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt hat, dann hat sie ihn angemacht. Sie wollte immer und überall im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Sie hat zwar behauptet, sie würde Shane lieben, aber ich glaube, sie hat nicht die geringste Ahnung davon, was Liebe überhaupt ist.“
Annabelle biss sich auf die Unterlippe. „Hat sie es bei dir auch versucht?“
Grimmig erwiderte er: „Mehr als einmal. Bei Rafe auch. Wir wussten einfach nicht, was wir tun sollten. Sollten wir es unserem Bruder sagen? Oder es ignorieren? Wir waren uns nicht sicher, ob Shane es wissen wollte oder nicht. Er hat sich redlich darum bemüht, diese Ehe aufrechtzuerhalten, musste schließlich aber einsehen, dass es hoffnungslos war. Also hat er sie verlassen. Sie ist ihm hinterhergelaufen, und sie waren für kurze Zeit wieder zusammen, bis das grausame Spiel von vorn anfing. Nach ein paar Monaten hatte er es endgültig satt.“
Annabelle dachte an ihre Ehe, daran, was alles schiefgelaufen war. Lewis trug einen Großteil der Schuld, doch sie hatte von einem Ehemann mehr erwartet, als der je zu leisten vermocht hätte. Also waren sie beide nicht ganz unschuldig am Scheitern der Ehe. So, wie es sich anhörte, war Shane jedoch in einer Situation gefangen gewesen, in der er nicht hatte gewinnen können.
„Shanes größtes Problem ist, dass er zu seinem Wort steht“, erklärte Clay. „Leider war er anfangs nicht bereit, das Schlechteste von seiner Frau anzunehmen. An seiner Stelle hätte ich sie schon gleich beim ersten Mal, nachdem sie ihn betrogen hatte, zum Teufel gejagt. Aber er ist sehr loyal und wollte nicht, dass die Ehe scheitert.“
„Er ist einer
Weitere Kostenlose Bücher