Stille Kuesse sind tief
bei allen musst du über deine Kindheit reden. Ich könnte dir helfen, einen Traumaspezialisten zu finden, der sich nur auf die Vergewaltigung konzentriert. Als das passiert ist, hat dir niemand geglaubt. Also musst du nicht nur die Vergewaltigung verarbeiten, sondern auch den Verrat derjenigen, die dir hätten vertrauen sollen.“
Charlie war nicht in der Stimmung, auch nur irgendetwas zu verarbeiten. „Kann ich nicht einfach mit einem Typen schlafen, und das war’s dann?“
„Meinst du, dass du dich dann besser fühlen würdest?“
„Da ich seit dem Vorfall kein Verlangen mehr danach gehabt habe, würde ich sagen, ja. Das könnte nicht schaden.“ Ehrlich gesagt konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie jemandem genügend vertrauen könnte, um es noch einmal zu wagen. Genauso wenig konnte sie sich vorstellen, dass sie jemals wieder das Verlangen danach haben könnte.
„Dann solltest du mit Sex anfangen. Irgendwelche Kandidaten in Sicht?“
„Nein. Männer sind nicht so mein Ding.“
„Es muss ja kein Mann sein.“
Charlie starrte sie an. „Was? Ach so, nein. So habe ich das nicht gemeint. Wenn ich die Wahl habe, würde ich wohl doch einen Mann nehmen.“
Dakota sah leicht amüsiert aus. „War ja nur eine Feststellung. Was auch immer für dich das Richtige ist.“
„Du bist echt merkwürdig, das weißt du, oder?“
„Ich kann mit meinen Eigenarten gut leben.“
„Und ich sollte vielleicht lernen, mit meinen zu leben“, warf Charlie ein. „Ich muss ja zugeben, dass das, was du mir gerade erklärt hast, mir nicht unbedingt gefällt, aber mein Instinkt sagt mir, dass es der richtige Weg ist. Also werde ich auf dich hören.“
„Sag mir Bescheid, wenn ich dir sonst einen Therapeuten suchen soll. Ich kenne ein paar, die sich auf Traumata spezialisiert haben. Dafür müsstest du allerdings immer nach Sacramento fahren, aber ich vermute, allzu viele Therapiestunden brauchst du nicht.“
„Ich bin mir nicht sicher, was schlimmer ist, Therapie oder Sex.“
Dakota lachte. „Was ein Teil deines Problems ist. Die meisten Leute würden sich für Sex mit einem tollen Typen entscheiden … ohne zu zögern.“
„Vermutlich.“ Sie sah ihre Freundin an. „Danke, dass du mutig genug warst, es mit mir aufzunehmen.“
„Dafür sind Freundinnen doch da. Ich könnte dir auch helfen, einen Mann zu finden, wenn du willst.“
„Äh, nein, danke. Ein nett gemeintes Angebot, aber ich denke, ich werde mich lieber im Geheimen erniedrigen.“
Dakota neigte den Kopf zur Seite. „Warum meinst du, dass es etwas mitErniedrigung zu tun haben wird?“
Charlie schüttelte den Kopf. „Oh, jetzt kehrst du wieder die Therapeutin raus, was? Themawechsel. Wie geht es den Kindern?“
„Du versuchst, mich abzulenken.“
„Ja, und du wirst dich nicht dagegen sträuben, weil du mich so gern hast.“
Dakota lachte. „Du wirst eine fantastische Mom werden. Ernsthaft. Sieh zu, dass du das für dich auf die Reihe kriegst, Charlie, denn deine Babys warten nur darauf, in deinem Leben auftauchen zu dürfen.“
Charlie hoffte, dass sie recht hatte. Der Weg bis zur Heilung würde jedoch ziemlich steinig werden und ihr einiges abverlangen. Therapie oder ein Mann? Du meine Güte, dachte sie entnervt, was ist das kleinere Übel von beidem? Mit einem Mann würde sie wohl nicht unbedingt ständig ihren Hintern in eine andere Stadt bewegen müssen. Und bei einer Therapie hätte sie keinen Sex. Allerdings war es durchaus möglich, dass der Therapeut ihr raten würde, sich mal wieder zu verabreden, was dann bedeuten würde, dass sie sich mit beiden Übeln abplagen musste.
Okay, ich werde eine Lösung finden, versprach sie sich. Denn sie war bereit für eine Familie.
Annabelle lehnte sich gegen Khatar. „Wenn wir in unserer Beziehung den nächsten Schritt machen wollen, dann musst du dich mit Reality-TV anfreunden. Da führt kein Weg dran vorbei.“
Das Pferd rieb mit dem Kopf an ihrem Arm entlang, als würde es nicken.
„Ehrlich?“, fragte sie. „Du hättest nichts dagegen, dir einen Project Runway -Marathon oder America ʼ s Next Top Model anzuschauen?“
„Antwortet er dir auch mal?“
Annabelle sah auf und entdeckte Clay, der am Zaun stand. Noch immer war er der am besten aussehende Mann, den sie je getroffen hatte, doch so langsam gewöhnte sie sich daran, dass er hier auf der Ranch herumlief. Was nicht heißen sollte, dass sie irgendein Interesse an ihm hatte. Für sie reduzierte sich die Welt auf einen einzigen
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