Stille Kuesse sind tief
und wieder geliebt hatten, hatten sie verhütet.
Wenn sie schwanger war, würde Shane …
Das wollte sie sich gar nicht ausmalen, aber es wäre auf jeden Fall furchtbar.
Hör auf damit, schalt sie sich. Hör auf, dir Sorgen zu machen. Es kann nicht sein, dass du schwanger bist. Aber sie hatte dennoch ein flaues Gefühl im Magen. Das bedeutete, dass sie sich vergewissern musste. Und zwar so schnell wie möglich.
Grimmig stach Shane in das Stroh und wünschte, es würde zurückschlagen. Er war sauer und wusste nicht, wohin mit seiner Wut. Schon seit dem Morgengrauen war er wach, hatte sich um Heidis Ziegen gekümmert und mistete jetzt die Ställe aus. Dennoch half die harte Arbeit ihm nicht über das Gefühl hinweg, betrogen worden zu sein.
Wenn er dann auch noch darüber nachdachte, dass er Annabelle angeboten hatte, für sie Heidis Ziegen zu melken, während das frisch vermählte Paar das Wochenende in San Francisco verbrachte, hätte er schreien können … Hatte sie ihn insgeheim die ganze Zeit ausgelacht? Warum auch nicht? Er war solch ein Idiot gewesen, sich schon wieder so vorführen zu lassen.
„Du bist ja früh auf.“
Er blickte über die Schulter und sah, dass Clay in den Stall gekommen war. Sein jüngerer Bruder hatte einen Becher in der Hand, den er jetzt Shane entgegenstreckte.
„Hier, ich hab dir Kaffee mitgebracht. Mom meinte, du wärst schon draußen gewesen, ehe sie welchen aufsetzen konnte.“
Shane stellte die Forke zur Seite und ging auf seinen Bruder zu. Er nahm den Kaffeebecher, stellte ihn auf eine Bank, ballte die Hand zur Faust und versetzte Clay einen rechten Haken.
Sein Bruder fiel um wie ein Sack Kartoffeln und landete auf dem Hintern. Ungläubig starrte er Shane an.
„Was zum Teufel ist denn mit dir los?“
Shane rieb sich die schmerzenden Fingerknöchel. Trotz des Schmerzes fühlte er sich ein klein wenig besser. „Lass die Finger von meinem Mädchen.“
„Wovon redest du eigentlich?“
„Annabelle.“
„Ich weiß, von wem, du Idiot. Aber worum geht es hier?“
Shane griff nach dem Kaffee und trank einen Schluck. Als er schluckte, musterte er Clay, der noch immer am Boden lag. „Gestern. Auf der Hochzeit. Du hast mit ihr rumgemacht.“
Clay bewegte seinen Kiefer vor und zurück. „Zum Glück bin ich nicht mehr im Geschäft. Solch einen blauen Fleck kann man auf einem Foto, das für eine Reklametafel gemacht wird, nicht verbergen.“ Er setzte sich auf und legte die Arme auf die Knie. „Jetzt hör mir mal gut zu. Ich hatte von der Bürgermeisterin gehört, dass Annabelle noch immer jemanden braucht, der ihr beim Festival hilft. Jemanden, der das männliche Opfer spielt. Ich hab ihr gesagt, dass ich die Rolle übernehmen würde. Das war ʼ s.“
Schlagartig verdüsterte sich Shanes leicht verbesserte Stimmung wieder. „Du kommst ihr überhaupt nicht mehr in die Nähe.“
„Ich helfe deiner Freundin. Das bereitet dir Probleme.“
„Sicher. Tu nur so, als würdest du ihr helfen. Was machst du sonst noch? Gehst du mit ihr aus? Warst du letzte Nacht bei ihr?“ Er hatte nämlich vorgehabt, den Abend mit Annabelle zu verbringen, doch sie hatte erklärt, sie hätte Kopfschmerzen, und war früh nach Hause gegangen.
„Ich war hier“, erklärte Clay ihm. „Mit dir zusammen. Was soll das alles? Warum bist du so …“ Auf Clays Miene, auf der sich eben noch Empörung abgezeichnet hatte, zeigte sich nun so etwas wie Mitleid. „Jetzt verstehe ich.“
„Was?“, fuhr Shane ihn an.
Clay kam wieder auf die Füße. „Sie ist nicht Rachel“, sagte er ruhig. „Sie ist überhaupt nicht wie deine Ex. Weißt du was? Du kannst dich verdammt glücklich schätzen, dass du jemanden wie Annabelle gefunden hast. Du bist mein Bruder, Shane. Als Rafe sich wie ein Arschloch verhalten hat, warst du immer für mich da. Unser Leben lang standen wir uns nahe und haben zusammengehalten. Du weißt, ich würde nie was tun, was dich verletzen könnte. Ich habe Rachel nie angefasst, und ich würde mich nie zwischen dich und Annabelle drängen. Aber das weißt du auch ganz genau. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum du so auf Ärger ausbist. Hast du Angst, dass sie wie Rachel ist? Oder hast du noch mehr Angst, dass sie es eben nicht ist? Denn wenn sie es nicht ist, wenn sie wirklich die tolle Frau ist, die sie zu sein scheint, dann wirst du Farbe bekennen müssen und das tun, was ein Mann tun muss.“
„Du redest wie ein Mädchen.“
„Du weichst der Frage und der Wahrheit
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