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Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
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den Klauen eines Merrows, der sich mit mahlenden Kiefern auf ihn stürzte, als sei im Haifischbecken gerade Hauptfütterung –
    und ihn im nächsten Moment ausspuckend wieder von sich stieß. Es schien, als habe Giles, wieder einmal, richtig gelegen, und die Merrows vermochten zwischen genießbar und ungenießbar nicht zu unterscheiden, solange sie in ihr Opfer nicht tatsächlich hineingebissen hatten. Kein Geruchssinn oder so etwas. Was ein Glück für sie war, so bestialisch, wie sie stanken.
    Doch das bedeutete, dass sie – im Gegensatz zu den Vampiren – auf alles losgingen, was auch nur irgendwie anders aussah als sie.
    »Oz! Pass auf!«
    Buffy packte den Merrow, der ihrem Freund im Nacken saß, und wirbelte ihn – sie? es? – herum.
    »Zuerst musst du an mir vorbei, Grätenbein.«
    Fauchend stürzte sich der Merrow auf sie.

    Hierüber, dachte Giles, stand nichts im Handbuch. Ich sollte wirklich... irgendwann einmal einen Nachtrag verfassen.

    191

    Nicht... dass der Rat... einer Veröffentlichung zustimmen würde...
    Er schnappte sich ein herumliegendes Stück Treibholz und führte es seiner zweifachen Bestimmung zu – genauer gesagt, er zog es jedem Merrow über den Schädel, der den Fehler beging, ihm über den Weg zu laufen, drehte es dann kurzerhand um und benutzte es als Pflock gegen zudringliche Vampire. Zugegeben, es war nicht sonderlich effektiv, hauptsächlich deshalb nicht, weil der etwas trockenere Sand, auf dem er sich bewegte, viel zu schlechten Halt bot, um einen wirklich vernichtenden Schlag gegen irgendjemanden zu führen. Ich hätte auf Willow hören sollen, dachte er, als sie darauf gedrängt hat, das Beschwörungsritual wieder barfuß zu vollziehen... aber ich hasse das Gefühl von Sand zwischen den Zehen.
    Gerade als ihm dies durch den Kopf ging, rutschte er mit seinen glatten Schuhsohlen auf einem nassen Fleck Sand aus, geriet ins Schlittern und landete so hart auf seinen vier Buchstaben, dass ihm pfeifend die Luft entwich. Während er sich bemühte, seine Lungen wieder zu füllen, beugte sich ein Vampir zu ihm herab, der, dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, dermaßen vernarrt in den Bibliothekar war, dass er unbedingt mit ihm spielen wollte.

    »Ariel, komm her, äh, abhus, sofort!«, befahl Willow, packte das Selkie und blitzte den herannahenden Merrow so zornig und Furcht erregend an, wie sie nur vermochte.
    Leider ließ die Kreatur sich dadurch wenig beeindrucken.
    Den Blick starr auf das vor Angst bebende Selkie gerichtet, kam sie immer näher, das Maul sperrangelweit aufgerissen.
    Scharfe Reißzähne schossen hervor und verschwanden wieder in den Tiefen des grässlichen Schlundes. Willow spürte, wie ihre Knie nachgaben, so gnadenlos und unabwendbar, wie sie es nicht einmal angesichts der abgründigen Physiognomie von 192

    Vampiren taten. Sie erschauerte. Sie sind tatsächlich wie Haie.
    Ob ihr Fressverhalten wohl... nein, stopp, darüber wollte sie lieber nicht nachdenken!
    Aus den seelenlosen Augen der Bestie sprach nichts als Hunger und Gier, keiner ihrer alptraumhaften Züge gab irgendeinen Hinweis darauf, was in ihrem Kopf wohl vorgehen mochte. Die Art, wie sie sich bewegte, unbeholfen und unaufhaltsam zugleich, raubte Willow schier den Verstand.
    Sie waren durch und durch unmenschlich. Unmenschlicher als normale nichtmenschliche Kreaturen. Sie waren nicht einmal menschen ähnlich...
    Das Ungeheuer machte einen weiteren Schritt nach vorn. Im selben Moment vernahm Willow vom Wasser her ein Geräusch, das beinahe wie ein Räuspern klang, merkwürdig zwar, doch irgendwie vertraut. Ariel quiekte und ihre Finger wühlten sich in das Fell hinein, das auf unerklärliche Weise trotz des um sie herum tobenden Aufruhrs immer noch fest an ihren Schultern klebte. Die letzten Überbleibsel der magischen Ingredienzien gleißten und funkelten unter ihren kleinen Händen und das Fell schien sich... auszudehnen, schien an ihr herabzufließen und sich an sie zu schmiegen, als sei es zu eigenem Leben erwacht.
    Willow blinzelte ungläubig, streckte ihre Hand nach dem Selkie aus, doch Ariel wich ihr geschickt aus und rannte ins Wasser, schneller, als der Merrow, der sich immer noch an Land befand, ihr mit seinen plumpen Bewegungen folgen konnte.
    »Ariel!«
    Für den Bruchteil eines Augenblickes sah Willow einen Arm in den Wellen aufblitzen – nein, eine Flosse! Eine kleine graue Seehundflosse. Schnell wie ein Fisch sauste der torpedoartige Körper davon und entfernte sich immer weiter

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