Stille Wasser
kriegerischen Eindruck. Und alle schienen sie auf die Merrows stinksauer zu sein.
Merrows zur Linken, Vampire zur Rechten. Und die Menschen – plus ein Vampir und ein Selkie – direkt dazwischen.
Mit winselnder Stimme brachte Cordelia auf ihre unnachahmliche Art die Situation auf den Punkt:
»Ihr Typen seid so eine Art Magnet für dieses Kroppzeug, hab ich Recht?«
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In Zeiten höchster Not gibt es immer einen Moment, an dem ein Mensch einen lähmenden Augenblick lang nur noch den einzigen Wunsch verspürt, dass jemand anders für ihn eine Entscheidung trifft. Es sei denn, man ist die Jägerin.
»Lauft!«, brüllte Buffy und gab der ihr am nächsten stehenden Person, Cordelia, einen Stoß. Die Brünette stolperte nach vorn, verlor in dem Sand um ein Haar sowohl ihr Gleichgewicht als auch ihre Schuhe, fuhr herum und blitzte Buffy ebenso empört wie verängstigt an.
»Lauft wohin?«, jammerte sie und wies hektisch auf eine weitere Horde von Vampiren, die von der Straße her auf sie zugeeilt kam und ihnen damit den Rückweg zu Oz’ Van versperrte.
»Na super.« Die Jägerin zog einen Pflock aus ihrem Hosenbund und wog ihn prüfend in der Hand. »Angel, du kommst mit mir. Ihr anderen versucht euch so weit wie möglich zu verteilen, schlagt zu, wenn ihr könnt, aber rennt ihnen auch nicht unnötig hinterher, okay?«
Sie ließ ihre Blicke über den Strand gleiten, in der Hoffnung, etwas zu entdecken, das sich irgendwie als Waffe einsetzen ließ.
Echt klasse. Anstatt das zu tun, was jeder halbwegs vernünftige Mensch in seiner Situation tun würde – laut losbrüllen und darum betteln, dass ihn jemand, bitte schön, wieder von seinen Fesseln befreien möge –, lag Lee wie gelähmt am Boden und starrte ungläubig auf die Merrows.
Buffy verdrehte die Augen. »Jemand sollte diesen Irren von hier wegschaffen!«
»Keine Zeit«, sagte Oz knallhart.
»Dann nehmt ihm wenigstens diese Dinger ab und lasst ihm irgendwas da, womit er sich wehren kann!«
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Cordelia schnappte Oz’ Schlüssel auf und kniete neben Dr.
Lee nieder, um seine Handschellen zu lösen. Er blickte sie mit ausdruckslosem Gesicht an, als könnte er sich nicht daran erinnern, ihr jemals begegnet zu sein.
»Wie grauenvoll.« Sie half ihm mit einem freundlichen, aber bestimmten Schubser Marke »Nun schieb endlich ab, Alter«
auf die Sprünge und rappelte sich rasch wieder auf, um zu den anderen zu gehen. »Das gefällt mir nicht. Ich meine, ich hab einen Grund gehabt, warum ich mit euch Chaoten nichts mehr zu tun haben wollte. Und das hier kommt diesem Grund verdammt nahe.«
Noch während sie sprach, kramte sie aus der Handtasche, die immer noch über ihrer Schulter hing, einen Pflock hervor und musterte ihn skeptisch. »Meint ihr, das hier reicht aus, um diesen Fischköpfen Respekt einzuflößen?«
»Es muss«, erwiderte Buffy grimmig. »Gebt euer Bestes, Leute. Alles, was wir tun müssen, ist, die Vampire so lange aufzuhalten, bis die Sonne aufgeht und ihnen den Pelz verbrennt.«
»Und was ist mit den Merrows?«, wandte Xander ein.
»Um die werden wir uns persönlich kümmern«, entgegnete Giles martialisch und zog seinerseits einen Pflock hervor.
Und dann brach das Unglück von beiden Seiten über sie herein.
Öfter mal was Neues, dachte Buffy, versuchte einem Merrow die Beine unter seinem schuppigen Hinterteil wegzutreten und sah dabei zu, wie er einen Moment lang um sein Gleichgewicht rang, bevor er sich wieder fing und erneut auf sie losstürmte.
Für gewöhnlich pflegten sich Vampire auf den nächstbesten warmen Körper zu stürzen, als könnten sie es gar nicht abwarten, ihre Beißer in irgendeine Kehle zu versenken. Doch diese Jungs hier tapsten knurrend und kopfscheu durchs Gelände, sodass man den Eindruck gewann, sie wüssten nicht, 190
wen sie zuerst angreifen sollten, die Menschen oder die Merrows.
Unter normalen Umständen wäre es Buffy sogar ganz angenehm gewesen, wenn sie ihr ein wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätten. Bevor sie von ihr in Staub verwandelt wurden, verstand sich. Doch Giles hatte Recht. Im Augenblick waren die Merrows das größere Problem.
Vor allem, weil es ihnen ziemlich egal zu sein schien, wem sie da gerade die Haut in Fetzen rissen. Wie tollwütige Hunde, die in alles reinbissen, was sich bewegte.
Sie stemmte ihre Füße fest in den feuchten, pappigen Sand und wehrte mit einer generösen Ohrfeige einen angreifenden Vampir ab. Er wurde zurückgeschleudert und landete direkt in
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