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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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passiert?«
    Kleinschnitz hatte die Hemdsärmel hochgekrempelt, seine Unterarme waren voller Kratzer. Flecken sprenkelten sein Hemd, über das rechte Hosenbein zog sich eine klebrige Harzspur. Er wandte Stiller das Gesicht zu. Eine Schramme zierte die Stirn über dem linken Auge. »Ich bin auf einen Baum geklettert.«
    »Du bist was? Warum das denn? Waren die Mädels vom Lokalfernsehen hinter dir her?«
    »Ha, ha!« Kleinschnitz ließ den Buick vom Parkplatz rollen.
    »Na, vor den Jungs wärst du sicher nicht geflohen.«
    »Damit das klar ist: Ich habe eine Freundin!«
    »Wow!« Stiller war platt. »Lerne ich sie mal kennen?«
    »Wir wollten am Wochenende mit dir und Ruth grillen. Wenn das Wetter mitspielt.«
    »Grillen ist gut. Aber nicht bei dir. Ich weiß was Besseres.«
    »Was meinst du?«
    »Erzähle ich dir später«, murmelte Stiller. »Verrate du mir erst einmal, was dich auf Bäume treibt.«
    »Mein Berufsethos.« Kleinschnitz bleckte seine großen Zähne. »Ich bin auf den Baum neben dem Vereinsheim gestiegen. Von dort aus gibt es einen super Blick auf die Terrasse des Verblichenen. Das sollen mir die Amateurfunker mit ihrer Kamera erst mal nachmachen.«
    »Sehr gut«, lobte Stiller.
    Sie fuhren unter der Hafenbahnbrücke durch. Unmittelbar dahinter standen die ersten Häuser Nilkheims.
    »Und du?«, erkundigte sich Kleinschnitz.
    »Wie, ich?«
    »Was hast du getrieben, während ich unter Einsatz von Leib und Leben meinen beruflichen Pflichten nachgegangen bin? Erbsen gezählt?«
    »Och, ich …« Stiller blickte aus dem Fenster. Sie hatten Nilkheim auf der schnurgeraden Großostheimer Straße fast schon wieder durchquert. Er bemühte sich um einen beiläufigen Ton. »Ich habe einen Kleingarten gepachtet.«
    Kleinschnitz trat abrupt auf die Bremse. Um ein Haar hätte er einen Auffahrunfall verursacht. »Du hast was? Warum das denn?«
    »Ich hab schon immer einen körperlichen Ausgleich zur Arbeit im Büro gesucht. Das Radfahren allein …«
    »Bullshit!«, brauste Kleinschnitz auf. »Ich weiß genau, was du vorhast.«
    »Warum fragst du mich dann?«
    »Du hast es mir versprochen: keine Extratouren diesmal.«
    »Da ist doch jetzt nichts Schlimmes dran.«
    Kleinschnitz schnaubte. »Pachtet einen Kleingarten, unser Schnüffler. Demnächst macht er noch Urlaub im Allgäu.«
    Den Rest der Fahrt schwiegen sie.
    ***
    »Sie haben was? Warum das denn?« Chefredakteur Rex Bausback fuhr sich verzweifelt mit beiden Händen durch das struppige blonde Haar.
    »Heute Abend unterschreibe ich den Pachtvertrag«, bestätigte Stiller.
    »Und der Verlag soll für die Kosten aufkommen, sagen Sie. Ja, sind Sie denn noch bei Trost?« Bausback löste die Hände vom Kopf und streckte sie gegen die Decke. »Das ist ja – das ist ja – psychiatrierelevant.«
    Als habe sie auf das Stichwort gewartet, löste sich Dr. Frauke Heiner-Döberlin von der Wand neben dem Schreibtisch des Chefredakteurs. Stiller hatte sie in den letzten Minuten dort ebenso reglos lehnen gesehen wie die Bohnenstangen an den Kleingartenlauben, die noch darauf warteten, in irgendwelche Beete gesteckt zu werden.
    »Eine geniale Idee.« Sie lächelte. »Richtig kreativ. Ich möchte sagen, mein Coaching zahlt sich schon aus.«
    »Genau das möchte ich auch sagen!« Bausback sah sie an, als bereute er es zutiefst, die CITT engagiert zu haben, wisse aber noch nicht, auf wen er die Verantwortung dafür schieben könnte.
    Sie ignorierte den Blick. »Herr Stiller … Paul recherchiert undercover. Direkt dran an den Menschen. Ich wollte, ich könnte dabei sein.«
    »Das können Sie!« Bausbacks Laune hob sich. Er lehnte sich zurück und beschrieb mit der Hand einen großzügigen Bogen über dem Schreibtisch. »Ich gebe Sie Stiller als persönliche Beraterin mit.«
    Stiller erschrak. »Und das Coaching?«, stieß er rasch hervor. »Sie dürfen die anderen nicht vergessen, Herr Bausback.«
    »Das Coaching geht weiter«, entschied Bausback. »Eingeschränkt halt.« Er drückte die Sprechtaste zum Vorzimmer. Sonja Wagner meldete sich. »Ich brauche die Spesenformulare«, knurrte er.
    »Sie liegen schon auf Ihrem Schreibtisch«, flötete es zurück. »Ich habe sie gleich mit hineingenommen, als ich Herrn Stiller zu Ihnen gebracht habe.«
    ***
    »Sie haben was? Warum das denn?« Frauke blieb stehen, fuhr ihren Stachelarm aus und stützte sich an der Flurwand ab. Für einen Moment war der übliche sanfte Ton aus ihrer Stimme verschwunden.
    Stiller lächelte. »Wenn ich

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