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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freudenberger
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nachzusehen.
    Der Presse hatte Strobel die Bilder per Mail zukommen lassen. Vielleicht würde ein Zeitungsleser den unbekannten Gartenzwerg vermissen oder identifizieren.
    Jetzt, beim Radeln, glaubte Stiller nicht mehr, dass sich diese Hoffnung der Kripo erfüllen würde. Die Zwerge sahen im Grunde alle gleich aus. Er stutzte. Ein Detail fiel ihm ein: Die Farbe des Gartenzwergs war auffällig verblichen. Ruths Figuren behielten ihre Farbe jahrelang, so fest war sie ihnen in den Ton gebrannt. Auch die anderen Gartenzwerge, die er in der Kolonie gesehen hatte, leuchteten noch wie neu, sicher waren etliche ohnedies aus Kunststoff. Er kannte nur eine Parzelle, in die der etwas verlebte Gnom passte: diejenige, die er selbst pachten wollte. Er nahm sich vor, das zu überprüfen. Schließlich galt der Appell der Kripo auch ihm.
    Den anderen Fakten, die Stiller bereits grob kannte, hatte Strobel nicht viel hinzuzufügen gehabt: Das Opfer, Strunke, war Vorsitzender des Radieschenparadieses. Er war verheiratet, lebte aber aus »familiären Gründen« in der Kleingartenanlage.
    Ob die »familiären Gründe« ein Mordmotiv hergäben? Es sei zu früh für solche Spekulationen. Es sei ebenfalls zu früh, von Mord zu sprechen. Es könne sich auch um Totschlag im Affekt handeln. Oder um eine Körperverletzung mit Todesfolge.
    Was unter den »familiären Gründen« genau zu verstehen sei? Strobel bat um Rücksicht auf die Hinterbliebenen. Er ließ aber anklingen, dass die Ehe Strunkes gerade in die Trennungsphase gesteuert war. Strunke habe vorübergehend in seiner Laube gewohnt, aber schon eine Wohnung in Aussicht gehabt.
    Ob einer der anderen Kleingartenpächter als Täter in Frage komme? Das werde derzeit geprüft.
    Ein Einbrecher? »Wir ermitteln in alle Richtungen.«
    Mit anderen Worten: Die Kripo hatte nichts. Außer vielleicht die Spur der »familiären Gründe«. Plötzlich war Stiller froh über die spontane Idee, den Kleingarten zu pachten. Nirgendwo sonst würde er mehr über Strunke erfahren, über dessen Ehe und die Gründe für die Trennung, das war sicher. Strunke hatte nicht im Licht der Öffentlichkeit gestanden, seine Frau erst recht nicht. Die Recherchen im Zeitungsarchiv und im Internet würden daher wenig bringen.
    Vielleicht gab die Nachbarschaft noch etwas her. Strunke hatte in Damm gewohnt. Brückenstraße. Stiller liebte das kleine Viertel, das sich unterhalb der lauten Schillerstraße zur Aschaff hinzog. In den engen Gassen zwischen den schmalen, mehrstöckigen Häusern war es ungewöhnlich ruhig. Sicher war der Vergleich nicht frei von lokalpatriotischer Übertreibung, doch für Stiller hatte das Quartier den Charme des Montmartrebezirks in Paris – in verkleinertem Maßstab natürlich. Kurioserweise hieß das bekannteste Lokal im Herzen des Dämmer-Viertels »Maxim«. Er würde sich auch dort ein wenig umhören.
    Noch etwas nahm er sich vor: Er musste sofort die Online-Redakteurin über die Pressekonferenz informieren. Es konnte nicht schaden, Kerstin Polke mit im Boot zu haben. Außerdem sollte sie ihm die Laube so verkabeln, dass er dort störungsfrei arbeiten konnte. Recherchieren und schreiben. Zufrieden legte Stiller noch ein Zahnrad zu. Die Gartenarbeit würde er der CITT überlassen. Sie war der Faktor, der sich mit »störungsfrei« nicht decken wollte.
    ***
    Strobel klappte die offenen Mappen auf seinem Schreibtisch zu und stapelte sie in der Ecke. Zufrieden lehnte er sich zurück. Die Pressekonferenz war gut verlaufen. Keine Boulevardpresse dabei, die den Fall unnötig aufbauschen und die Polizei unter Druck setzen würde.
    Stiller und die Tante vom Bayerischen Rundfunk hatten ihn wegen der Familie Strunkes gelöchert. Er hatte die Klippen gut umschifft. Kein Wort davon, dass sich die Ermittlungen vor allem in diese Richtung erstreckten. Wenn überhaupt so etwas wie ein Motiv erkennbar war, dann irgendwo in Strunkes gescheiterter Ehe. Der Vorsitzende des Radieschenparadieses war keineswegs freiwillig ausgezogen. Seine Frau Ursula hatte ihn hochkant rausgeworfen, lebte mit einem anderen zusammen, drängte auf die Scheidung.
    Claudia Junk hatte in der kurzen Zeit vorbildlich ermittelt. Die Befragungen im Umfeld des Ehepaares ließen erkennen, dass sich Strunke mit allen Mitteln gegen eine Scheidung zur Wehr setzte. So wie es aussah, hätte die lebenslustige Gattin drei Jahre auf ein Urteil warten müssen.
    Etwas anderes kam dazu: Ursula Strunke und ihr Neuer, ein gewisser Thomas Nadele, hatten ein

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