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Stille(r)s Schicksal

Stille(r)s Schicksal

Titel: Stille(r)s Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Kunze
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Auseinandersetzungen mit seinem Vater und seine Pflichten beim Ausbau des kleinen Häuschens im Nachbarort.
    Beide lebten jetzt und hier, voller Lebensfreude und Hingabe an die Musik und aneinander.
    Auf dem Heimweg hatten beide das Gefühl zu schweben. Sven verpasste absichtlich den Abzweig zum Hotel. Anne hatte das sehr wohl bemerkt, aber genau wie er nichts dagegen, den Abschied noch ein wenig hinauszuzögern.
    "Ich danke dir für diesen wunderschönen Abend", sagte sie mit belegter Stimme vor ihrem Zimmer. Sie waren schon längst zum vertraulichen Du übergegangen.
    Am Ende des Abends wussten beide mehr voneinander als sie es vorgehabt hatten sich gegenseitig zu erzählen. So war bald klar gewesen, dass sie nicht nur aus dem selben Ort kamen, sondern auch, dass sie zur Zeit solo waren. Anne wusste von Sven, dass er Maurer ist und er von ihr, dass sie als Sekretärin in der Lokalredaktion einer Tageszeitung arbeitete.
    Aha
, hatte er gedacht,
deshalb nimmt sie es mit den Wörtern so genau
. Ihm fiel wieder ein, dass sie ihm schon gleich nach der Ankunft im Hotel den Unterschied zwischen
die selbe und die gleiche Tasche
erklärt hatte. Ihm war nicht wohl gewesen dabei. Auch jetzt zuckte wieder, wenn auch nur ganz kurz, der Gedanke auf, dass sie vielleicht doch viel zu schlau für ihn sei. Doch das, was soeben erst aufgekeimt war, gleich wieder vergessen? Nein, das würde er auf gar keinen Fall wollen und auch nicht fertig bringen. Also nahm er sich vor, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um alle sprachlichen Wissenslücken zu schließen. Er hielt das für die einzige Chance für das Fortbestehen ihrer ungleichen Verbindung.
    Sofort keimte auch Hoffnung auf, die sein Herz schneller schlagen ließ.
    Sven, sonst eher ein zurückhaltender Typ, staunte über sich selbst, dass er sich schon am ersten Tag ihres Kennenlernens mit solchen Gedanken trug.
    Ein Leben mit Anne? Oh nein, das war kein so abwegiger Gedanke, wie er vielleicht noch vor vierundzwanzig Stunden gedacht hätte. Im Gegenteil, seine Gefühle schlugen Purzelbäume bei jener Vorstellung.
    Doch irgend etwas in seinem Inneren warnte ihn auch, bei ihr gleich aufs Ganze zu gehen.
    Sein Respekt vor ihr hatte im Laufe des Abends immer mehr zugenommen. Sven war sich zwar nicht bewusst, dass er Anne selbst auf einen Sockel stellte, aber dass sie hoch über ihm stand und dort auch hingehörte, fühlte er instinktiv.
    Trotzdem wagte er sich mutig vor und legte auf dem Heimweg seinen Arm um ihre Schultern. Doch der Gutenachtkuss vor ihrer Zimmertür schien eher freundschaftlich gemeint zu sein.
    Anne schwankte, ob sie das bedauern oder vielmehr wohlwollend zur Kenntnis nehmen sollte, entschied sich dann rasch für das letztere und zwinkerte ihm nur noch kurz zu, bevor sie die Tür hinter sich ins Schloss zog. Drinnen wurden ihr die Knie weich, so dass sie sich haltsuchend gegen den Rahmen lehnen musste.
    Er schien das durch das Pinienholz hindurch zu spüren. Einen Moment lang blieb er also noch stehen. Schließlich konnte man konnte ja nie wissen: Es wäre ja auch nicht das erste Mal, dass bereits geschlossene Türen doch plötzlich und unerwartet wieder aufgingen. Aber diesmal rührte sich nichts, außer, dass der Schlüssel innen energisch herumgedreht wurde und sich Schritte von der Tür entfernten.
    Schade, dachte er einerseits. Aber andererseits gefiel ihm ihr Verhalten auch wieder.
    Mit diesen zwei kämpfenden Seelen in seiner Brust, entfernte er sich zögernd.
    Der dicke Läufer im Flur verschluckte die Schritte. Sven war aufgekratzt, seine Gedanken und Gefühle wirbelten durcheinander, von Müdigkeit keine Spur.
     

Allein in der Bar
     
    Gedämpftes Licht und leise Musik, diesmal jedoch aus der Konserve, empfingen ihn. An den Tischen rund um die winzige Tanzfläche und in den mit Holz verkleideten Nischen saßen größtenteils Pärchen.
    "Schade", dachte Sven angesichts der aneinander geschmiegten Paare wieder, schwang sich auf einen Barhocker und bestellte sich einen Gin-Tonic. Gern hätte er den Abend hier mit Anne ausklingen lassen. Oder vielleicht sogar in ihrem Zimmer? Schon der Gedanken daran sorgte für ein mulmiges Gefühl im Bauch, was er allerdings keineswegs als unangenehm empfand. Aber so ein One-night-stand war wohl nicht so seine Sache, und schon gar nicht mit Anne.
    Wenn seine Arbeitskollegen mit Geschichten über ihre schnellen Abenteuer geprahlt hatten, dann war er meist nur stiller Zuhörer gewesen. Nein, das war einfach nicht das, wonach

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