streichelte ihn, gab ihm einen Kuß und setzte ihn wieder zurück in sein Laufgitter.
Die Zeit wurde knapp, deshalb begann sie sich jetzt schnell vor dem Spiegel zu drehen und zu beäugen.
Ganz wohl war ihr nicht bei der eitlen Dreherei, denn sie war von klein auf zur Bescheidenheit erzogen worden, und Marlene war ein folgsames Kind gewesen.
Inzwischen war sie dreißig und ihr Aussehen interessierte sie nach wie vor nicht sonderlich. Sie wusste ja (und hatte sich auch längst damit abgefunden), dass sie nicht schön war - jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne.
Ihr Spiegelbild zeigte eine kleine zierliche Gestalt, mit einem Gesicht voller Gegensätze, einem weichen Mund, der nicht so recht zu dem spitzen energischen Kinn passen wollte. Das Auffälligste aber waren ihre Augen: groß und grün gesprenkelt, mit einem Ausdruck, den man oft bei staunenden Kindern findet. Dieser Blick voller Vertrauen und Offenheit (bei dem sich bestimmt mancher fragte, der sie etwas näher kannte, wie sie ihn sich trotz alledem hatte bewahren können) sowie die etwas zu dünnen, leicht gewölbten Augenbrauen und kurze, brünette Ponyfransen straften den ersten Eindruck von Strenge Lügen.
Dass sie sich diesmal doch so eingehend im Spiegel betrachtete, hing mit ihrem neuen Rock zusammen, an dem sie gerade die letzte Naht vollendet hatte. Sie zupfte links und rechts ein wenig herum, fuhr mit dem Daumen am Bund entlang, aber sie fand nichts an ihrer Arbeit auszusetzen, was sie selbst am meisten überraschte. Jürgen würde sich auch freuen, denn er hatte schon manchmal angedeutet, dass sie ruhig etwas mehr Wert auf ihr Äußeres und modische Kleidung legen könnte.
Ein Blick auf die Uhr ließ sie zusammenfahren. Schon gleich eins? Bloß gut, dass sie ihre Armbanduhr seit Jahren schon zehn Minuten vor stellte! Dieser kleine Trick bewährte sich also wieder einmal! Seitdem war sie noch bei keinem wichtigen Termin zu spät gekommen. Also würde sie auch diesmal zur rechten Zeit am rechten Ort sein. So glaubte Marlene jedenfalls, denn sie konnte ja zu dieser Stunde noch nicht ahnen, was schon bald auf sie zukommen würde.
Doch das Entsetzen lag schon irgendwo da draußen auf der Lauer, wie eine Zecke, bereit, sich im nächsten Moment auf ihr Opfer herabfallen zu lassen ...
Demnächst erscheinen als E-Book-Neufassungen:
Sehnsucht nach Timbuktu
Wenn´s schneiet rote Rosen
Tanz am Rande des Abgrunds
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Taschenbücher:
Das Steh-auf-Frauchen
Wenn die Liebe stirbt …
Zu Hause ist anderswo
Dreimal sieben Jahre
Jan und Paulas Abenteuer im Hexenhaus (Kinderbuch)
Von allen Taschenbüchern (außer "Dreimal sieben Jahre") sind auch bei der Autorin noch kleine Restposten erhältlich (auf Wunsch mit Widmung).
Näheres dazu finden Sie auf der Autoren-Homepage
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Tag der Veröffentlichung: 26.11.2013
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