Stimme aus der Unterwelt
geh vor die
Tür.“
„Es ist mein Haus.“
„Ach so. Dann gehe ich. Aber versuch
nicht, deine schlechte Laune an den Kindern auszulassen. Klar?“
„Keine Sorge“, sagte Tim. „Dazu wird es
nicht kommen. Nach dieser herzlichen Begrüßung durch den Grobsack lassen wir
Willi auf keinen Fall hier allein. Wir fahren zurück. Gott sei Dank haben wir
Rückfahrkarten. War ein Erlebnis, Sie kennenzulernen, Herr Dr. Holmann. Willi,
vergiß nicht, deinem Onkel — ja, deinem Oooooonkel — den Brief zu geben.“ Er
wandte sich an Pauline. „Ein Brief von Willis Vater.“
Pauline hielt sich eine Hand vors
Gesicht. Lachte sie?
„So“, sagte Holmann — plötzlich in
normaler Lautstärke. „Ich bin also ein Grobsack?“
„Nein“, erwiderte Tim. „Sie sind der
netteste Mensch des Jahres. Wenn Sie sich rechtzeitig bewerben, kriegen Sie im
Fasching einen Orden. Willi, den Brief.“
„Ist in meiner Tasche.“
Suchend sah Klößchen sich um, obwohl er
die Reisetasche in der Hand hielt.
Holmann räusperte sich, machte einen
Schritt, gab sich einen Ruck, trat zu Willi und gab ihm die Hand. Die andere
legte er ihm auf die Schulter.
Unter dem stahlgrauen Blick schrumpfte
Klößchen. Tim stieß ihn an, und der Schoko-Vertilger streckte sich.
„Herzlich willkommen, Willi. Schön, daß
du hier bist. Ich hasse Unpünktlichkeit. Deshalb bin ich etwas ungehalten. Du
fährst selbstverständlich nicht zurück. Schließlich wollen wir uns
kennenlernen.“
Er gab Tim die Hand. „Wir beide
sprechen uns noch.“
Der TKKG-Häuptling grinste. „Was immer
Sie wollen: schwere Säbel, Pistolen, Schlappschleuder. Ich liebe Duelle.“
Holmanns Schnurrbart zuckte. „Wie heißt du?“
„Peter Carsten. Aber ich werde Tim
genannt, nachdem ich meinen Spitznamen Tarzan abgelegt habe. Das sind Gaby Glockner
und Karl Vierstein. Wir vier haben uns zur TKKG-Bande zusammengeschlossen und
schon manches Abenteuer bestanden. Diesmal wollte es der Zufall, daß Karl, Gaby
und ich von der regen Kriminalität in dieser Gegend hörten. So was interessiert
uns. Wir sind gewiefte Fahnder. Na, und weil unser Wunsch, hier mal
rumzuschnüffeln, zusammenfiel mit Willis Besuch bei Ihnen - sind wir gleich
mitgefahren.“
Holmann begrüßte die zweite Hälfte der
TKKG-Bande. Dann trat er zurück und betrachtete die vier.
„Pauline, was hältst du von ihnen?”
„Ich wünschte, ich wäre die Großmutter.“
„In der Traube“, sagte Holmann, und
wieder schwang ein drohender Ton mit, „habe ich gewartet. Fast eine halbe
Stunde. Touristen haben meinen Wagen beglotzt und angegrapscht. Weshalb wart
ihr nicht pünktlich? Um diese Zeit kommt nur der Alpen-Express.“
Na gut, dachte Tim. Soll er die
Entschuldigung hören. Will’s nicht auf die Spitze treiben. Offenbar läßt er
jetzt die Güte rausbaumeln, daß Frau Pauline die Welt nicht mehr versteht.
Gewaltiger Schmuck an den Vorderhufen der Dame. Damals hat wohl Oswald
Flinkfinger — oder wer auch immer — nur die Hälfte erwischt, kombinierte Tim.
„Wir wurden als Zeugen eines
Verbrechens gebraucht“, sagte Tim — und übertrieb etwas. Denn Gaby, Karl und
Klößchen waren in Marcel Mair-Chateauforts Abteil nicht gewesen. Der
TKKG-Häuptling berichtete.
Als der Name des verletzten
Käsehändlers fiel, stieß Pauline den Atem über die Zähne, scharf und zischend.
Das war Schreck.
Holmann machte einen komischen Sprung.
„Marcel ist mein Freund. Wir spielen
zusammen Karten. Ich muß sofort im Hospital anrufen.“
„Ist vielleicht nicht der richtige
Moment“, sagte Gaby und teilte mit, was die TKKG-Bande von Inspektor
Wondrascheck wußte. Daß nämlich des Käsehändlers Gesundheit nicht ernstlich
gefährdet sei.
„So? Na schön“, Holmann rieb über den
Rücken seiner gewaltigen Nase. „Marcel soll sich gefälligst zusammennehmen. Ich
brauche ihn noch. Zum Kartenspielen. Er schummelt zwar immer. Aber meistens
gewinne ich trotzdem. Weil ich noch besser betrüge.“
Das klang nicht gerade, als zehre an
ihm die Sorge um seinen Freund.
Doch Tim begriff. Dieser rauhbeinige
Landarzt hatte sich einen Panzer umgelegt. Dahinter steckte vermutlich ein
verletzlicher Kern.
Oheim Sigis strenger Blick richtete
sich auf Tim. „Mit dieser Schmierenblatt-Schreiberin scheint ihr euch gut zu
verstehen. Das war aus deinen Worten herauszuhören. Damit ihr’s wißt: Ich halte
nichts von Susi Welmhoff.“
Kaum billigt man ihm Milde zu, dachte
Tim, läßt er den nächsten Hammer raus.
„Auf
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