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Stinker!

Stinker!

Titel: Stinker! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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direkt vor mir, Anthony Papas.
    Wie sollte ich überhaupt denken können, wenn Anthonys übler Gestank meine Nasenlöcher derart beleidigte?
    Er drehte sich um, auf die Uhr hinter uns an der Wand, und ich warf ihm einen Blick zu, der ihm mitteilen sollte: ›Du bringst mich um! Bitte mach das niemals wieder!‹
    Anthony sah mich an und sagte so laut, dass es alle hören konnten: »Du bist widerlich!«
    Ich konnte es nicht fassen. Die anderen starrten mich sofort mit angeekelten Blicken an. Austin, deram Tisch neben meinem sitzt, riss die Augen echt weit auf und zeigte auf mich. Tiffany, die vor Anthony sitzt, hielt sich die Nase zu und legte den Kopf mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch. Ich sah mich im Klassenzimmer um. Jedes Kind in meiner Klasse blickte mich an, als ob ich dafür verantwortlich wäre. Ein paar lachten, einige sahen schlicht schockiert aus, und wieder andere schüttelten einfach bloß den Kopf.

    Nun bin ich dummerweise ein Junge, der sich leicht in Verlegenheit bringen lässt. Je mehr Augen ich auf mich gerichtet sah, desto beklommener wurde mir.
    »Das war nicht …«, fing ich an.
    Mr Cherub unterbrach mich. »Keith, stimmt was nicht?«, fragte er.
    Ob was nicht stimmt?, dachte ich. Macht der sich über mich lustig? Dieser Raum ist von einer Stinkbombe völlig verpestet, und alle denken, dass ich das war.
    In diesem Augenblick hob Anthony die Hand.
    »Mr Cherub.«
    »Ja, Anthony?«
    »Ich glaube, Keith ist ein bisschen krank … Sie wissen schon, da, im Bauch«, sagte er, rieb sich in kleinen Kreisen über den Magen und machte ein Gesicht, als hätte er dort Schmerzen.
    Als ich sah, wie Mr Cherub das Gesicht verzog, wusste ich, dass ihn der Gestank jetzt gerade erreicht hatte.
    »Keith, äh … musst du vielleicht mal austreten?«, fragte er, hielt sich die Hand vor die Nase und unterdrückte ein Würgen.
    Ich weiß nicht, was los war! Ich konnte mich nicht rühren, ich konnte nicht sprechen, ich konnte nicht denken. Ich saß einfach nur da, bewegte meinen Kopf von einer Seite zur anderen, um »Nein« zu signalisieren. Man hätte eine Nadel fallen hören können. Es war so still im Klassenzimmer, dass ichsogar das Geräusch der Heizung am Fenster wahrnahm. Ich hörte das Ticken der Uhr.
    »Also gut, beim, nächsten Mal steuerst du einfach die Toiletten an.«
    Ich weiß nicht so genau, wie man sich bei einem Herzanfall fühlt, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich einen hatte. Meine Augen müssen dreimal so groß wie normal gewesen sein und fühlten sich an, als würden sie mir gleich aus dem Kopf fallen.
    Anthony sagte: »Ist ja gut. Das passiert den Besten von uns, Keith.«
    »Aber der war nicht …«, fing ich wieder an.
    »Jetzt ist es genug«, sagte Mr Cherub. »Gehen wir wieder an die Arbeit. Und beim nächsten Mal sieh zu, dass du das auf der Toilette machst, Emerson.«
    Wir gingen also wieder an die Arbeit, und alle dachten, dass ich es gewesen wäre. Ich weiß nicht, warum ich den Mund nicht aufgemacht habe. Ich konnte einfach meinen eigenen Ohren nicht trauen. Ich konnte es nicht fassen, dass alle glaubten, ich hätte gefurzt.
    Das war gar nicht gut.
    Ich gehöre nicht zu den Jungs, die so ein Ding abziehen und darüber lachen können. Dazu bin ich nicht selbstbewusst genug. Ich bin auch keiner, der in solchen Augenblicken echt schnell denken kann.Mein Kopf ist dann wie gelähmt und der Rest von mir erstarrt. Es war, als wäre mein Mund zugefroren, ich konnte nicht sprechen. Ich war sprachlos.
    Natürlich hätte ich etwas zu Anthony sagen können wie zum Beispiel: »Ich bin doch nicht der, der Trockenfleisch zum Frühstück gegessen hat« oder »Das Einzige, was schlimmer ist als dieser Gestank, ist dein Mundgeruch.«
    Aber nichts davon hab ich gesagt. Ich saß einfach nur mit offenem Mund da und fühlte mich wie ein Großmaulfrosch, der darauf wartet, dass eine Fliege vorbeisummt, damit ich sie mit meiner Froschzunge schnappen konnte.
    Ich wünschte, ich wäre stattdessen ein Großmaulfrosch, der irgendwo auf einem Wasserlilienblatt sitzt und locker darauf wartet, dass eine fette Fliege vorbeikommt. Doch ich war kein Großmaulfrosch, ich war nur, wie alle anderen glaubten, das ekelhafteste Kind in der ganzen vierten Klasse.

Ich hab gehört, er hat gekotzt
    Das Mittagessen war, ehrlich gesagt, ein Albtraum. Sobald ich in die miefige Mensa kam, wusste ich sofort, dass die Nachricht schon rum war. Du weißt ja, wie es in der Mittagspause ist. Da gibt es nicht nur deine Klasse. In

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