Stinker!
schreckliche Sachen kann ich gar nicht machen.«
»Tut mir leid«, sagte mein Vater. »Der muss einfach so rausgeschlüpft sein.«
»Also Liebling, das ist wirklich eklig«, bemerkte meine Mutter und hielt sich die Zeitschrift vor das Gesicht, um den widerlichen Gestank abzuhalten. Das Titelbild zeigte eine lächelnde Frau irgendwo an einem Strand. Lady, wenn du riechen könntest, was ich rieche, dann würdest du nicht lächeln, dachte ich. Wenn du riechen könntest, was ich rieche, würdest du aus dem Zimmer rennen, wie es meine kleine Schwester gerade getan hat.
»Kommt nicht wieder vor«, versprach mein Vater scheinheilig. Ich mag ja erst neun sein, aber ich weiß genug, um das nicht zu glauben. Mein Vater sagt immer, es würde nicht wieder passieren, und dann tut er es trotzdem immer wieder. Ich beschloss, dass jetzt ein guter Zeitpunkt war, um ins Bett zu gehen.
»Gute Nacht zusammen. Ich bin dann weg«, verkündete ich unvermittelt.
»Komm mich noch mal umarmen, Kumpel«, sagte mein Vater mit einem fiesen Grinsen im Gesicht.
»Wie wär’s, wenn wir das irgendwann nachholen, Dad?«, fragte ich.
»Wie du willst, Sportsfreund. Ich versuche nur, meinem Sohn zu zeigen, dass ich ihn liebe«, bemerkte er, als ich meiner Mutter einen Gutenachtkuss gab. »Komm schon, mein Junge, gib deinem lieben alten Dad ein Küsschen.«
»Gute Nacht, Dad. Vielleicht morgen.«
Noch während ich das sagte, lehnte er sich leicht nach links und ließ wieder einen in das Sofa fahren.
»Obwohl, vielleicht doch lieber nicht«, bemerkte ich.
»Na komm schon, Kumpel. Der ist halt so rausgeschlüpft«, stieß er laut lachend hervor.
Großmutter
Der nächste Tag war ein Samstag, und ich hab lange geschlafen. Die Uhr neben meinem Bett zeigte 10:15. Ich schlafe sonst nie länger als acht Uhr, weil meine Schwester Emma immer in mein Zimmer gerannt kommt und mich weckt. Ich setzte mich auf und drehte an dem Plastikstab meines Rollos. Sofort flutete helles Sonnenlicht mein Zimmer, und mir war heiß. Ich stieg aus dem Bett, machte das Fenster auf, und ein angenehmer Wind fuhr durch die Schlitze des Rollos. Was für eine Erleichterung, zur Abwechslung mal frische Luft zu haben. Der Tag gestern hat mir echt gestunken. Jetzt war ich bereit für einen neuen.
Ich liebe Samstage und besonders die, an denen ich nichts tun und nirgendwohin gehen muss. Ich zog mich an und trat aus dem Zimmer, um zu sehen, ob ich vielleicht irgendwas verpasste. Es war kaumzu glauben, wie still alles war, denn unser Haus ist sonst niemals so ruhig. Normalerweise höre ich meine Schwester jede Menge Geräusche eier Dreijährigen machen. Ihre Spielsachen reden und kichern, ihre Harmonika hat ein Mikrofon, in das sie gerne singt, und ihre elektrische Gitarre spielt sie, indem sie auf Knöpfe drückt. Aber heute – nichts von alledem. Es war still.
Als ich langsam die Treppe nach unten ging, hörte ich Geräusche aus der Küche. Meine Großmutter kochte etwas auf dem Herd und hörte dabei Musik. Sie ist keine ganz gewöhnliche Großmutter. Sie mag dieselbe Musik wie ich auch. Und im Augenblick hörte sie meine CD von den Milkheads und sang lauthals mit.
»Hallo Oma«, sagte ich.
»Hey, Rockstar. Du hast letzte Nacht sicher gut geschlafen.«
»Ja, schon. Wo sind denn alle?«
»Deine Mutter hat deine Schwester zur Geburtstagsparty ihrer Freundin Emily im Fun Park gebracht. Euer Vater ist mitgegangen. Sie wollten dich wecken, damit du mitgehst, aber ich hab mir gedacht, du willst bestimmt lieber ausschlafen.«
»Danke! Hast du eine Ahnung davon, wie nervig solche Partys sind?«
»Ich bin schließlich nicht dabei, oder?«
»Stimmt, bist du nicht. Danke, dass du mich gerettet hast, Oma.«
»Dafür bin ich doch da, mein Junge. Für dich würde ich alles tun. Das weißt du doch, oder?« Das sagt sie immer zu mir. Und wenn sie das macht, hat sie immer einen echt ernsten Gesichtsausdruck, um sicherzugehen, dass ich auch wirklich verstehe, dass sie alles für mich tun würde.
»Ich weiß, Oma, du bist die Beste.«
»Ja, das bin ich. Ich hab dir auch dein Lieblingsfrühstück gemacht, Eier mit Salsa.«
»Danke.«
»Und wie geht es so, Schätzchen? In der Schule alles in Ordnung?«
»Nicht so ganz«, fing ich an.
»Was ist los?«, fragte sie.
Ich liebe meine Großmutter, aber das war schließlich ein heikles Thema. Sie ist ja echt cool und alles, aber schließlich ging es hier um Fürze. Ich wusste nicht genau, ob sie nicht vielleicht in der Schule anrufen
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