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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sehnte sich verzweifelt nach Paracetamol. Nach Geräuschen von oben, nach Stimmen. Nach Freiheit.
    Nach Essen.
    Wie durch ein Wunder enthielt das Walkie-Talkie die gleichen Batterien wie die Taschenlampe. Also eine Reserve. Endlich etwas Positives, an dem er sich festhalten konnte. Und daran, dass er in einer Stunde den nächsten Schluck Whisky trinken durfte.
    Der feste Ablauf half ihm, die Panik zu unterdrücken.
    Man blieb bei Verstand, wenn man sich an einen festen Ablauf halten konnte. Vor fünf Jahren war er auf einer Zwölf-Meter-Schaluppe quer über den Atlantik von Chichester nach Barbados geschippert. Siebenundzwanzig Tage auf See. Davon zwei Wochen in einem Sturm, der nie unter Stärke sieben fiel und manchmal Stärke zehn oder elf erreichte. Fünfzehn Tage in der Hölle. Wachwechsel im Vierstundenrhythmus. Wenn sich das Schiff gewaltsam hob und senkte, erschütterten die Wellen seinen ganzen Körper, alle Ketten rasselten, die Schäkel schlugen gegen Deck und Takelage, Messer und Gabeln klirrten im Schrank. Mit Hilfe eines festen Ablaufs hatten sie es durchgestanden. Indem sie jeden Tag in Abschnitte von mehreren Stunden einteilten. Und diese mit kleinen Belohnungen versüßten. Mit einem Schokoriegel. Einem Schluck zu trinken. Einigen Seiten in einem Roman. Blicken auf den Kompass. Abwechselndem Lenzen.
    Der feste Ablauf gab einem Halt. Der Halt verlieh neue Perspektiven. Und mit einer Perspektive sah man auch den Horizont.
    Und wenn man den Horizont sah, wurde man ruhiger.
    Nun maß er jede Stunde mit einem kleinen Schluck Whisky. Noch eine halbe Flasche, und als Horizont diente der Stundenzeiger seiner Uhr. Der Uhr, die Ashley ihm geschenkt hatte, eine silberne Longines mit leuchtenden römischen Ziffern. Die edelste Uhr, die er je besessen hatte. Ashley hatte wirklich Geschmack. Und Klasse. Alles an ihr hatte Klasse, der Schwung ihres langen, braunen Haars, ihr Gang, ihr Selbstvertrauen, ihr klassisch schönes Gesicht. Wie er es liebte, einen Raum mit ihr zu betreten. Sie zog alle Blicke auf sich. Gott, wie er das liebte! Sie war etwas ganz Besonderes. Einzigartiges.
    Das hatte seine Mutter auch gesagt, die meist wenig von seinen Freundinnen hielt. Aber Ashley war anders. Sie hatte seine Mutter becirct. Auch das liebte er an ihr, mit ihrem Charme konnte sie jeden becircen. Selbst die unausstehlichsten Kunden. Er hatte sich in sie verliebt, als sie zu einem Vorstellungsgespräch in das Büro gekommen war, das er sich mit Mark teilte. Und heute, nur acht Monate danach, waren sie so gut wie verheiratet.
    Sein Schritt und die Oberschenkel juckten wie verrückt. Wie bei einem Wickelkind. Er hatte den Kampf gegen seine Blase längst aufgegeben. Mittlerweile waren sechsundzwanzig Stunden vergangen.
    Etwas musste passiert sein, aber was? Sechsundzwanzig verdammte Stunden, in denen er ins Walkie-Talkie gebrüllt, Nummern mit dem Handy gewählt und immer die gleiche verdammte Meldung erhalten hatte: kein Empfang.
    Ashley wollte, dass der Junggesellenabend nicht unmittelbar vor der Hochzeit stattfand. Du betrinkst dich und fühlst dich beschissen. So sollst du dich an unserem Hochzeitstag aber nicht fühlen. Also mach es rechtzeitig, damit du dich erholen kannst.
    Zum hundertsten Mal drückte er mit den Händen gegen den Deckel. Vielleicht war es auch das zweihundertste Mal. Oder das tausendste. Es war ohnehin egal. Er hatte bereits versucht, mit dem Handy, dem einzigen Gegenstand aus Metall, ein Loch in den Deckel zu bohren. Doch das Gehäuse war nicht hart genug.
    Wieder schaltete er das Walkie-Talkie ein. »Hallo? Jemand da? Hallo?«
    Nur das atmosphärische Rauschen antwortete ihm.
    Dann stahl sich ein finsterer Gedanke herbei. War Ashley etwa eingeweiht? Hatte sie deshalb darauf bestanden, den Junggesellenabschied schon dienstags zu feiern? War er deshalb schon über vierundzwanzig Stunden hier eingeschlossen, ohne dass ihn jemand zu vermissen schien?
    Nie im Leben. Sie wusste, dass er unter Klaustrophobie litt, und Grausamkeit war ihr völlig fremd. Sie dachte immer zuerst an andere. Seine Mutter war sprachlos gewesen angesichts der vielen liebevoll ausgesuchten Geschenke. Ihr Lieblingsparfum. Die Jazz-CD von Sidney Bechet, dem Lieblingssänger seiner Mutter, und der Kaschmirpulli, den sie sich so sehnlichst gewünscht hatte. Woher wusste Ashley das alles, wie hatte sie es in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft herausfinden können? Es war eine Gabe, eine der vielen wunderbaren Eigenschaften, die sie so

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