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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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wunderbar. Das waren die guten Zeiten gewesen, in denen sie ihre Zukunft, ihr gemeinsames Leben planten.
    Sie war auch eine ausgezeichnete Gärtnerin, verstand sich auf Blumen, Pflanzen, Büsche und Bäume. Wusste, wohin man etwas pflanzte und wie man es beschnitt. Grace mähte gern den Rasen, zu mehr war er nicht in der Lage. Der Garten wirkte jetzt vernachlässigt, was ihm ein schlechtes Gewissen bereitete, und er fragte sich manchmal, was sie wohl bei ihrer Rückkehr dazu sagen würde.
    Ihr Auto stand noch in der Garage. Der Erkennungsdienst hatte es gründlich untersucht, dann war er damit nach Hause gefahren. Jahrelang überprüfte er in regelmäßigen Abständen die Batterie, falls… So wie er auch ihre Pantoffeln neben dem Bett, ihren Morgenmantel am Haken, ihre Zahnbürste im Becher ließ. Wo sie auf ihre Rückkehr warteten.
    Hellwach setzte er sich in den weißen Sessel im weiß gehaltenen Wohnzimmer mit dem Holzboden und drückte die Taste der Fernbedienung. Er zappte durch drei Filme und mehrere Satellitensender, doch nichts konnte ihn länger als ein paar Minuten fesseln. Er hörte Musik, wechselte ruhelos von den Beatles zu Miles Davis und Sophie Ellis Bextor, dann herrschte Stille.
    Er nahm eines seiner Lieblingsbücher, The Occult von Colin Wilson, aus dem Regal, das reihenweise Werke zu paranormalen Themen enthielt, setzte sich hin und blätterte lustlos darin herum, konnte sich aber nur auf wenige Absätze konzentrieren.
    Dieser verdammte Verteidiger, dieses aufgeblasene Arschloch namens Richard Charwell, ließ ihn nicht los, stolzierte noch immer in seinem Kopf herum. Er hatte Grace überlistet. Ausmanövriert und überlistet. Das tat richtig weh.
    Wieder griff er nach der Fernbedienung und schaltete auf Videotext. Lauter Nachrichten, die seit einigen Tagen kursierten und allmählich schal wurden. Keine handfesten politischen Skandale, keine Terroranschläge, kein Flugzeugabsturz. Er wünschte niemandem etwas Schlimmes, hatte aber auf eine Sensationsmeldung gehofft, die Schlagzeilen machen würde. Auf etwas, das den Mordprozess gegen Suresh Hossain von den vorderen Seiten verdrängte.
    Pech gehabt.
     

    12
     
     
     
    ZWEI GROSSE BOULEVARDBLÄTTER und eine Tageszeitung berichteten auf der Titelseite lang und breit über den Mordprozess gegen Suresh Hossain, und die übrigen Morgenzeitungen brachten Artikel im Innenteil.
    Sie waren nicht am Prozess als solchem interessiert, sondern an den Bemerkungen, die Detective Superintendent Grace im Zeugenstand geäußert hatte. Er stand in diesem Augenblick vor seiner Chefin Alison Vosper und kam sich vor, als hätte man die Zeit um dreißig Jahre zurückgedreht und er fände sich als zitternder Junge vor seiner Schuldirektorin wieder.
    Ein Kollege von Grace hatte ihr den Spitznamen »Nr. 27« gegeben, und der war hängen geblieben. »Nr. 27« war ein süßsaures Gericht im örtlichen China-Imbiss. Bestellten die Kollegen das Gericht, orderten sie stets einmal Alison Vosper, denn sie war genau das – süßsauer.
    Und an diesem Morgen war Assistant Chief Constable Alison Vosper – Anfang vierzig, blond, mit einem konservativen Kurzhaarschnitt, der ihr strenges, aber attraktives Gesicht betonte – definitiv sauer. Selbst der intensiv blumige Duft, den sie trug, roch ein wenig beißend.
    Ihr makellos aufgeräumtes Büro befand sich im Erdgeschoss des Polizeipräsidiums. Vom Fenster aus blickte man auf einen gepflegten Rasen. Alison Vosper thronte in einem schwarzen Businesskostüm mit weißer Bluse hinter ihrem ausladenden Schreibtisch aus poliertem Rosenholz, auf dem sich lediglich eine schlanke Kristallvase mit drei purpurnen Tulpen, gerahmten Fotos ihres Mannes (ebenfalls Polizeibeamter, mehrere Jahre älter, aber einige Rangstufen unter ihr) und ihrer beiden Kinder, ein Stifthalter aus einem Ammoniten und die Morgenzeitungen befanden. Sie lagen aufgefächert wie ein siegreiches Blatt beim Poker.
    Grace fragte sich immer, wie es seinen Vorgesetzten gelang, ihre Büros und Schreibtische derart ordentlich zu halten. In seinem ganzen Arbeitsleben waren seine Büros die reinsten Müllhalden gewesen, die überquollen von Akten, unbeantworteten Briefen, verlorenen Stiften, Spesenquittungen und von Ausgangsfächern, die schon lange nicht mehr mit dem Arbeitsaufkommen aus den Eingangsfächern Schritt halten konnten. Um ganz nach oben zu kommen, benötigte man wohl etwas Geschick im Umgang mit Papierkram, für das er genetisch nicht gerüstet war.
    Es gab

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