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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Gott glaube. Das Ergebnis lag bei dreiundvierzig Prozent. 1998 führte man die gleiche Befragung noch einmal durch. Und was soll ich Ihnen sagen? Es waren nach wie vor dreiundvierzig Prozent. Nur gab es eine Verschiebung, da heute weniger Biologen und dafür mehr Mathematiker und Physiker gläubig sind. Erst letztes Jahr fand eine Umfrage statt, wie viele Menschen schon einmal übersinnliche Erlebnisse gehabt hatten. Die Zahl lag bei neunzig Prozent!« Er beugte sich vor. »Neunzig Prozent!«
    »Roy, die Masse möchte aber glauben, dass die Polizei ihre Steuergelder dafür ausgibt, um mit den herkömmlichen Methoden Verbrechen aufzuklären und Kriminelle zu fangen. Sie möchte glauben, dass wir das Land nach Fingerabdrücken und DNA-Spuren durchkämmen, die in Labors von Wissenschaftlern untersucht werden. Dass wir Feld und Wald durchsuchen, Seen trocken legen, an Türen klopfen und Zeugen befragen. Was sie nicht wollen, ist, dass wir mit Madame Arcata vom Brighton-Pier reden, in Kristallkugeln starren oder umgedrehte Gläser über Buchstabenreihen auf irgendwelchen blöden Ouija-Brettern wandern lassen! Sie wollen nicht, dass wir unsere Zeit damit verschwenden, Tote herbeizurufen. Sie wollen nicht, dass ihre Polizeibeamten wie Hamlet auf den Zinnen einer Burg stehen und mit Geistern sprechen. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
    »Ja, das tue ich. Aber ich bin anderer Meinung. Wir haben die Aufgabe, Verbrechen aufzuklären. Und zwar mit allen verfügbaren Methoden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir werden niemals alle Verbrechen aufklären, das sollten Sie einfach akzeptieren. Aber wir müssen der Öffentlichkeit Vertrauen einflößen. Damit sich die Leute zu Hause und auf der Straße sicher fühlen.«
    »Das ist Scheiße«, meinte Grace, »das ist Ihnen doch klar! Sie wissen nur zu gut, dass man die Verbrechensstatistik beliebig zurechtbiegen kann.« Sofort bereute er seine Worte.
    Sie bedachte ihn mit einem dünnen, eisigen Lächeln. »Wenn uns die Regierung hundert Millionen im Jahr zusätzlich bewilligt, wird es in Sussex keine Verbrechen mehr geben. Ohne diese Gelder können wir unsere Mittel nur so verteilen und strecken wie irgend möglich.«
    »Medien sind billig.«
    »Nicht, wenn sie unserer Glaubwürdigkeit schaden.« Sie sah auf die Zeitungen hinunter. »Wenn sie eine Verurteilung gefährden, ist die Zusammenarbeit zu teuer erkauft. Verstanden?«
    »Es war laut, wenn auch nicht deutlich.« Er konnte sich die unverschämte Bemerkung nicht verkneifen. Vosper reizte ihn. Und irgendein chauvinistischer Zug in ihm machte die Standpauke durch eine Frau noch viel unerträglicher.
    »Ich sage es Ihnen noch einmal ganz deutlich. Sie haben Glück, dass Sie noch hier sind. Der Chief ist gar nicht glücklich. Um ehrlich zu sein ist er so wütend, dass er damit droht, Sie aus dem Verkehr zu ziehen und bis ans Ende Ihrer Laufbahn an den Schreibtisch zu ketten. Würde Ihnen das gefallen?«
    »Nein.«
    »Dann hören Sie auf zu spinnen und werden Sie wieder ein Polizeibeamter.«
     

    13
     
     
     
    ZUM ERSTEN MAL, seit er zur Polizei gegangen war, fragte sich Roy Grace, ob er wirklich den richtigen Beruf ergriffen hatte. Von Kindheit an wollte er immer nur Polizist werden, und hatte auch als Teenager eigentlich gar keinen anderen Beruf in Betracht gezogen.
    Sein Vater Jack hatte es bis zum Detective Inspector gebracht, und die älteren Kollegen sprachen noch immer mit großer Zuneigung von ihm. Grace hatte ihn als Kind vergöttert, seine Geschichten geliebt, war unheimlich gern mit ihm im Streifenwagen gefahren oder auf die Wache gegangen. Damals war ihm das Leben seines Vaters abenteuerlich und glanzvoll erschienen, ganz anders als der öde Alltag bei den Vätern seiner Freunde.
    Grace war süchtig nach Fernsehkrimis gewesen, nach Büchern über Detektive und Polizisten jeglicher Couleur – von Sherlock Holmes bis Ed McBain. Er verfügte über ein nahezu fotografisches Gedächtnis, liebte Rätsel und war körperlich kräftig. Ihm gefielen Kameradschaft und Teamarbeit, die er aus den Geschichten seines Vaters kannte.
    Doch an Tagen wie diesem wurde ihm klar, dass ein Polizeibeamter nicht unbedingt das tat, was er am besten konnte, sondern sich an ein vorgeschriebenes Mittelmaß zu halten hatte. In der modernen, politisch korrekten Welt konnte aus einem Polizeibeamten auf dem Höhepunkt seiner Karriere ganz schnell ein politisches Bauernopfer werden.
    Mit seiner letzten Beförderung war er zum zweitjüngsten

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