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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Detective Superintendent von Sussex avanciert, doch nun zeigte sich die Kehrseite der Medaille.
    Er hatte von der geschäftigen Wache mitten in Brighton, wo die meisten seiner Freunde arbeiteten, in die ruhig gelegene ehemalige Fabrik umziehen müssen, die in einem Gewerbegebiet am Stadtrand lag und erst vor kurzem renoviert und zur Zentrale der Kriminalpolizei von Sussex umgebaut worden war.
    Man konnte nach dreißig Dienstjahren mit voller Pension in den Ruhestand gehen. Egal, wie schlimm es sich entwickelte, er würde noch sieben Jahre aushalten müssen, bis er diese Sicherheit im Rücken hatte. Doch so ging er normalerweise nicht an seine Arbeit und Karriere heran.
    Normalerweise nicht, heute schon. Der heutige Tag war ein echter Tiefpunkt. Ein Zusammenstoß mit der Realität. Die Umstände ändern sich, dachte er, als er gebückt am Schreibtisch hockte und die ständig eingehenden E-Mails ignorierte. Er kaute auf einem Sauerteigsandwich mit Ei und Kresse und starrte auf die Protokolle des Prozesses gegen Suresh Hossain. Das Leben stand nicht still. Manchmal gab es Veränderungen zum Besseren, manchmal wurde es auch schlechter. Nächstes Jahr würde er vierzig. Ergraute allmählich.
    Und sein neues Büro war zu klein.
    Die drei Dutzend altertümlichen Feuerzeuge, eine Sammlung, auf die er stolz war, lagen dicht beieinander auf der Fensterbank, und seine Aussicht ging nicht auf den Rasen, sondern auf den Parkplatz und das dahinter liegende Gefängnis hinaus. Die Wand hinter ihm wurde von einer großen, runden Holzuhr beherrscht, einem Requisit der Polizeiwache aus The Bill. Sandy hatte sie ihm zum sechsundzwanzigsten Geburtstag geschenkt.
    Darunter hing eine ausgestopfte, sieben Pfund schwere Forelle, die er vor ein paar Jahren in Irland gefangen hatte. Er scherzte gern mit seinen Untergebenen über die Verbindung von Geduld und großen Fischen, die einem ins Netz gehen konnten.
    Zu beiden Seiten hingen gerahmte Urkunden und ein Gruppenbild mit der Unterschrift Polizeiakademie Bramshill. Ermittlung bei schweren Verbrechen und Serientätern, 1997. Daneben zwei Karikaturen von ihm, gezeichnet von einem Kollegen, der offenkundig den Beruf verfehlt hatte. An der gegenüberliegenden Wand befanden sich Aktenschränke und Bücherregale, die sich unter der Last der Werke zu okkulten Themen bogen.
    Auf seinem L-förmigen Schreibtisch drängten sich Computer, die überquellenden Ein- und Ausgangsfächer, der Blackberry, Stapel mit Korrespondenz, einige ordentlich, die anderen weniger, und die neueste Ausgabe von Fingerprint World. Über dem Chaos thronte ein gerahmtes Zitat:
    »Wenn wir nicht unser Bestes geben, müssen die schlechtesten Entschuldigungen herhalten.«
    Den Rest des Raums füllten Fernseher und Videorekorder, ein runder Tisch, vier Stühle, stapelweise Akten und lose Blätter, sein lederner Spurensicherungskoffer. Die Aktentasche stand offen auf dem Tisch, daneben lagen Handy, Diktiergerät und ein Haufen Protokolle, die er am Vorabend mit nach Hause genommen hatte.
    Er ließ das halbe Sandwich in den Papierkorb fallen. Kein Appetit. Er trank Kaffee, ging die E-Mails durch, loggte sich auf der Seite der Sussex Police ein und betrachtete die Liste der Akten, die er durch seine Beförderung geerbt hatte.
    Jede Akte, deren Inhalt hier einsehbar war, stand für einen ungelösten Mordfall und entsprach zwanzig Kisten mit Unterlagen, die sich in irgendeinem Büro stapelten, aus Schränken herausquollen oder in einer feuchten Polizeigarage der zuständigen Wache vor sich hin schimmelten. Jedes Aktenzeichen stand für Fotos vom Tatort, gerichtsmedizinische Berichte, Beweisstücke, Zeugenaussagen und Gerichtsprotokolle, die ordentlich gebündelt und mit farbigem Band verschnürt waren. Es gehörte zu seinem neuen Aufgabenbereich, die ungelösten Mordfälle zu durchforsten, mit der zuständigen Kriminalpolizei Kontakt aufzunehmen und nach möglichen Veränderungen zu suchen, die eine Wiederaufnahme rechtfertigten.
    Er kannte den Inhalt der meisten Akten auswendig – dank seines Gedächtnisses, das ihm in der Schule und bei der Polizei durch alle Prüfungen geholfen hatte. Für ihn bedeutete jede Datei mehr als ein geraubtes Menschenleben und einen Mörder, der nach wie vor auf freiem Fuß war – sie stand für etwas, das ihm persönlich nahe ging. Eine Familie konnte die Vergangenheit nicht ruhen lassen, weil ein Rätsel nie gelöst, der Gerechtigkeit nie Genüge getan worden war. Und da manche Fälle dreißig Jahre

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