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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Sie weinte herzzerreißend und betupfte sich die Augen mit einem Taschentuch. Dann schniefte sie und sagte: »Ich bemühe mich ja so, aber es geht einfach nicht. Ich – bete nur, dass er wiederkommt. Immer wenn das Telefon klingelt – glaube ich, dass er es ist – dass er lacht – und alles aufklärt.«
    »Michael ist ein guter Junge«, versicherte ihr Gill. »Er war nie grausam, ein so gemeiner Scherz würde nicht zu ihm passen.«
    Sie schwiegen, bis Ashley schließlich fragte: »Alles in Ordnung?«
    »Von der furchtbaren Sorge um Michael abgesehen, schon. Carly ist bei mir.«
    »Sie ist also angekommen?«
    »Ja, vor ein paar Stunden. Wird morgen mit dem Jetlag zu kämpfen haben.«
    »Eigentlich müsste ich sie begrüßen.« Dann: »Verstehst du, was ich meine? Die ganzen Leute, die von überall her kommen – wir müssen sie wenigstens in der Kirche empfangen – und ihnen etwas zu essen anbieten. Stell dir vor, Michael taucht auf, und wir sind nicht da.«
    »Er würde verstehen, dass du die Trauung aus Respekt vor den Toten abgesagt hast.«
    Ashley brach wieder in Schluchzen aus. »Bitte, Gill, lass uns zur Kirche gehen und abwarten.«
    »Nimm jetzt die Tablette, und schlaf ein bisschen, Liebes.«
    »Ich ruf dich morgen wieder an.«
    »Gut, ich stehe zeitig auf.«
    »Danke für deinen Anruf.«
    »Gute Nacht.«
    »Nacht!«, sagte Ashley.
    Sie legte auf, drehte sich schwungvoll um, wobei ihre Brüste aus dem offenen Bademantel rutschten, und schaute auf den Mann hinunter, der da nackt neben ihr im Bett lag. »Die blöde Kuh hat keine Ahnung!« Sie grinste breit, ihr Gesicht leuchtete vor Freude. »Keinen blassen Schimmer!«
    Sie umschlang seinen Hals, küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund und arbeitete sich dann nach unten vor, langsam und aufreizend, tiefer und tiefer.
     

    40
     
     
     
    ER SCHWITZTE UNTER DEM FEDERBETT. Es war zu heiß, viel zu heiß, war ihm irgendwie über den Kopf gerutscht, sodass er kaum atmen konnte. Wasser rann ihm übers Gesicht, die Arme hinunter, über Rücken und Beine. Er schob das Federbett weg, setzte sich auf, spürte einen dumpfen Schlag gegen den Schädel, sank zurück.
    Platsch.
    Oh, Gott.
    Wasser schwappte überall um ihn herum. Und es fühlte sich an, als wäre es auch innerhalb seines Körpers, als wären sein Blut und das Wasser, in dem er lag, austauschbar. Er suchte nach einem Wort, doch es entglitt ihm, sobald er es erhaschen wollte. Wie Seife in der Wanne, dachte er.
    Kalt. Eben noch unerträglich heiß, jetzt kalt. Furchtbar kalt. Zähneklirrend kalt. Sein Kopf zerplatzte fast. »Mal sehen, ob noch Paracetamol im Bad sind«, verkündete er und dann ins nachfolgende Schweigen: »Dauert nicht lange. Nur schnell in die Apotheke.«
    Der Hunger war vor einigen Stunden verschwunden, kehrte nun aber umso heftiger zurück. Sein Magen brannte, als fräße sich die Säure in die Magenwände. Sein Mund war ausgedörrt. Er streckte die Hand aus und schöpfte Wasser in den Mund, doch trotz des Durstes fiel ihm das Trinken schwer.
    Osmose!
    »OSMOSE!« In freudiger Erregung schrie er das Wort geradezu heraus, sagte es wieder und wieder. »Osmose! Erwischt! Osmose!«
    Dann wurde ihm wieder heiß. Er schwitzte. »Kann mal jemand die Heizung runterdrehen!«, rief er ins Dunkel. »Herrgott noch mal, wir kochen hier unten, wir sind doch keine Hummer.«
    Er kicherte über seine Bemerkung. Dann klappte der Sargdeckel über seinem Gesicht nach oben. Langsam, stetig und lautlos, bis er den Nachthimmel erkennen konnte, über den Kometen schossen. Ein Lichtstrahl fiel auf ihn, in dem träge Staubkörner schwebten, und er begriff, dass alle Sterne am Firmament aus diesem Projektor strömten. Der Himmel war eine Riesenleinwand! Dann sah er ein Gesicht vorbeidriften, durch das Licht und die Staubkörner. Ashley. Als schaute er vom Boden eines Schwimmbeckens zu ihr empor, während sie mit dem Gesicht nach unten über ihm dahintrieb.
    Dann noch ein Gesicht – seine Mutter. Und Carly, seine kleine Schwester. Dann sein Vater, wie Michael ihn in Erinnerung hatte, im schicken, braunen Anzug, dem cremefarbenen Hemd und der roten Seidenkrawatte. Michael verstand nicht, wie sein Vater in das Schwimmbecken kommen und trotzdem trocken bleiben konnte.
    »Du stirbst, mein Junge«, erklärte Tom Harrison. »Bald bist du bei uns.«
    »Ich bin noch nicht so weit, Dad.«
    Sein Vater lächelte gequält. »Wer ist das schon?«
    »Mir ist das Wort eingefallen, nach dem ich gesucht habe. Osmose.«
    »Ein

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