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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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gutes Wort, Junge.«
    »Wie geht es dir, Dad?«
    »Hier oben kann man gute Geschäfte machen. Tolle Geschäfte. Wenn du erst hier oben bist, brauchst du dein Geld nicht mehr auf den Cayman Islands zu verstecken. Du darfst alles behalten, was du verdienst – wie hört sich das an?«
    »Ja, Dad – «
    Nur sprach er jetzt nicht mehr mit seinem Vater, sondern mit dem Pfarrer, Reverend Somping. Einem kleinen, hochmütigen Mann Ende fünfzig mit grau gewelltem Haar, dessen Bart nur unzureichend die geröteten Wangen verbarg, die Somping nicht gesunder Frischluft, sondern geplatzten Äderchen infolge schweren Trinkens verdankte.
    »Du kommst zu spät, Michael, wenn du dich nicht endlich da herausbemühst. Ist dir klar, dass ich dich nach dem Gesetz nicht trauen darf, wenn du nicht bis Sonnenuntergang in der Kirche bist?«
    »Ich habe nicht, nein – «
    Er griff hoch, wollte den Pfarrer berühren, seine Hand nehmen, traf aber nur auf unerbittlich hartes Teakholz.
    Finsternis.
    Wassergluckern, als er sich bewegte.
    Dann fiel ihm etwas auf. Er tastete mit den Händen, das Wasser reichte nicht mehr bis zu den Wangen, umschloss nur noch den Hals. »Ich trage es wie eine Krawatte«, sagte er. »Kann man Wasser wie eine Krawatte tragen?«
    Dann überfielen ihn die Schauer, packten seine Arme, dass seine Ellbogen gegen die Rippen schlugen, seine Füße zuckten, sein Atem schneller ging, immer schneller, bis er hyperventilierte.
    Ich werde sterben, ich sterbe, hier, allein, an meinem Hochzeitstag. Die Geister kamen, um ihn zu holen, sie kamen nach unten in die Kiste und –
    Er presste die bebenden Hände vors Gesicht. Er wusste nicht, wann er zuletzt gebetet hatte – jedenfalls lange bevor sein Vater starb. Tom Harrisons Tod hatte ihm endgültig bestätigt, dass es keinen Gott gab. Nun aber kamen ihm die Worte des Vaterunsers in den Sinn, und er flüsterte sie in seine Hände, als sollte sie niemand anders hören.
    Atmosphärisches Rauschen lenkte ihn ab. Dann erscholl näselnder Country-Gesang. Gefolgt von einer Stimme. »Guten Morgen, Sportfans, hier ist WNEB Buffalo an einem regnerischen Samstagmorgen mit den neuesten Nachrichten aus Sport, Politik und Wetter. Bei den Endspielen gestern Abend – «
    Michael fummelte panisch an dem Walkie-Talkie herum, das ihm von der Brust rutschte und ins Wasser fiel. »Scheiße, oh nein, Scheiße!«
    Er fischte es heraus, schüttelte es gründlich und drückte den Sprechknopf. »Davey? Bist du das, Davey?«
    Noch ein Zischen und Knistern. »Hey, Kumpel! Bist du der Typ mit den Freunden, die Dienstagabend in dem Autowrack waren?«
    »Ja.«
    »Schön, mal wieder mit dir zu reden.«
    »Davey, du musst mir dringend einen Gefallen tun. Dann könntest du sogar eine Ansage in deinem Radiosender machen.«
    »Kommt drauf an, was die sonst noch für Nachrichten haben«, meinte Davey wegwerfend.
    »Okay.« Michael beherrschte sich mit Mühe. »Entweder musst du jemanden ans Telefon holen, mit dem ich durch dein Walkie-Talkie sprechen kann, oder du musst mit deinem Dad kommen und mich retten.«
    »Kommt drauf an, ob du in der Gegend bist, in der wir arbeiten, kapiert?«
    »Ja, Davey. Ich kapiere es ganz genau.«
     

    41
     
     
     
    ALS SIE DANACH IM BETT LAGEN, umgeben von einem Dutzend brennender Kerzen und Bob Bergs Riddles in der HiFi-Anlage, zündete Ashley eine Zigarette an und hielt sie Mark hin. Er inhalierte tief.
    »Gill hat Recht«, meinte er. »Ich finde, du solltest nicht in die Kirche gehen und vor allem nicht den Empfang durchziehen.«
    Ashley schüttelte heftig den Kopf. »Und ob ich das sollte. Verstehst du denn nicht, wenn ich in der Kirche auftauche – «, sie zog an der Zigarette und blies genießerisch den Rauch aus, » – dann sehen alle die arme, verlassene Braut und bemitleiden mich.«
    »Ich weiß nicht so recht, das könnte auch zum Bumerang werden.«
    »Wieso?«
    »Na ja, sie könnten es auch gefühllos finden, wenn du weitermachst, und denken, dass du keinen Respekt vor Pete, Luke, Josh und Robbo hast. Wir müssen beide so tun, als wären wir tief betroffen.«
    »Wir beide haben mit den Familien gesprochen, ihnen Briefe geschrieben und alles getan, was sich gehört. Aber wir reden seit drei Tagen über die Hochzeit und kommen einfach nicht weiter! Den verdammten Partyservice müssen wir so oder so bezahlen, also können wir uns auch um die Leute kümmern, die auftauchen. Allzu viele werden es ohnehin nicht sein.«
    Mark nahm die Zigarette und inhalierte tief. »Ashley,

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