Stirb leise, mein Engel
nicht, ob ich Dir verzeihen kann, dass Du mich diesen Weg alleine gehen lässt. Ich wäre ihn lieber mit Dir gegangen. Aber ich kann verstehen, warum Du Dich für die andere entschieden hast. Sie ist wirklich sehr schön und bestimmt nett. Wenn ich ein Junge wäre, würde ich mich wahrscheinlich auch in sie verlieben. Ich wollte Dir einfach nur sagen, was passieren wird, vielleicht denkst Du an mich, und vielleicht kommst Du zu meiner Beerdigung. Du bist der Einzige, der kommen darf. Aber wenn Du nicht willst, ist es auch okay. Es ist dumm, dass alles so gelaufen ist. Ich würde gerne sagen, dass es mir leidtut – alle wollen immer nur das von mir hören: ob es mir leidtut und ob ich es bereue –, aber mir tut nichts leid. Die Mädchen wollten doch eh sterben, ich hab ihnen nur geholfen. Und das mit Dir war doch nur, weil ich Dich mag. Und jemanden zu mögen ist doch nicht schlecht, oder? Warum versteht das keiner? Aber eigentlich wollte ich nichts erklären. Niemandem. Dir auch nicht. Ich wollte nur, dass Du noch einmal an mich denkst. Das war’s.
Mareike
PS : Ich habe Dir Dein Herz gestohlen. Leider nicht das richtige. Hier kriegst Du es zurück.
»Was schreibt sie denn jetzt?«
Wortlos reichte er ihr das Blatt. Joy überflog den Inhalt, dann sah sie ihn an und sagte: »Soll das heißen, sie hat sich …?«
»Ich weiß es nicht.«
Joy hob ihr Shirt vom Boden auf und schlüpfte hinein, danach griff sie sich ihre Jeans und kramte das Handy aus der Hosentasche.
»Was hast du vor?«
»Wir rufen dort an. Vielleicht hat sie es ja doch noch nicht getan, und wir können es noch verhindern.«
Sascha googelte die Psychiatrische Klinik und fand die Telefonnummer. Er rief an und erzählte von dem Brief. »Mareike kündigt darin ihren Selbstmord an«, sagte er aufgeregt.
Die Frau am anderen Ende der Leitung war auffällig ruhig. »Sind Sie ein Verwandter?«
»Nein. Ein … Freund.«
»Dann darf ich Ihnen leider keine Auskunft geben.«
»Okay. Verstehe.«
Er legte auf.
»Und?«, fragte Joy.
»Sie hat’s schon getan.«
Sie schwiegen betroffen. Ein seltsames Gefühl kam in diesem Schweigen über Sascha. Er wusste erst nicht, was es war, aber dann erkannte er es. Trauer. Er trauerte um Mareike. Sein Hals wurde immer enger. Joy nahm ihn in den Arm.
»Verrückt«, sagte er selbst, »ich hab sie kaum gekannt, sie war eine Mörderin und wollte auch mich umbringen, und dich hätte sie fast umgebracht und …«
Doch dann verstand er, warum er trauerte. Nicht so sehr, weil sie tot war, sondern weil sie nie richtig gelebt hatte. Weil sie immer alleine war, während er Joy gefunden hatte und jetzt mit ihr glücklich sein durfte.
Zumindest auf ihrem letzten Weg sollte Mareike nicht alleine sein, beschloss er. Er würde da sein und sie begleiten.
Danksagung
Gar nicht genug danken kann ich Lisa-Marie Dickreiter für ihre vielfältige Unterstützung, mit der sie mir durch so manche Durststrecke half, und zwar nicht nur bei diesem Roman, sondern überhaupt in meinem Schreiben. Dabei waren mir unsere gemeinsamen Schreibzeiten in der Schweiz und im Schwarzwald immer wieder ein erfrischender Quell der Inspiration, Freude und Zuversicht. Am meisten danke ich ihr aber für ihre Freundschaft, mit der sie mein Leben ungemein bereichert.
Außerdem danke ich meinen akribischen Testlesern Angelika Jodl, Ruth Löbner, Susann Rosemann, Barbara Slawig und Andrea Steer für ihr Lob und noch mehr für ihre Kritik, sowie Janet Clark für ihr Engagement für mich und mein Projekt. Es ist ein Glück, solche Freunde haben zu dürfen!
Selbstverständlich gilt mein Dank auch meiner Agentin Birgit Arteaga, nicht zuletzt für ein Stoppschild zur rechten Zeit.
Last, not least: Ein dickes Dankeschön möchte ich meiner Lektorin Carina Mathern für ihre Begeisterung und ihren Einsatz sagen sowie dem gesamten Oetinger-Team, das mich so herzlich aufgenommen hat. Hier fühle ich mich als Autor rundum wohl.
Impressum
© Verlag Friedrich Oetinger GmbH, Hamburg 2014
Alle Rechte vorbehalten
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Cover von bürosüd
E-Book-Umsetzung: Dörlemann Satz, Lemförde 2014
ISBN 978-3-86274-307-0
Weitere Kostenlose Bücher