Stirb
meinen Sekt warten können.
Sie fragte sich, ob Raffael es darauf anlegte, sie zu provozieren, als Torben plötzlich ein in buntes Papier eingeschlagenes Geschenk hinter seinem Rücken hervorholte. »Taraaa, das ist für dich!« Er nahm Lara die Blumen ab, während sich auf ihrem Gesicht ein erwartungsvolles Grinsen ausbreitete und sie das Papier aufriss.
»Ein Elektroschocker?« Sie lachte laut auf, als sie bemerkte, dass Torbens makabres Präsent die Blicke der umstehenden Partygäste auf sich gezogen hatte.
»Falls das eine Warnung sein soll, mich vor dir in Acht zu nehmen …«
»Vor mir? Vielleicht, wenn du ein Kerl wärst …«, wandte er scherzhaft ein und wartete vergeblich darauf, dass Lara sein Lächeln erwiderte. »Ich dachte, dir als frischgebackener Café-Besitzerin kann so ein Ding nicht schaden – schließlich weiß man nie, wer da so hereingeschneit kommt … Und dann diese schrecklichen Morde in letzter Zeit«, murmelte er kopfschüttelnd. »Erst der grausam zugerichtete Leichnam dieser Rechtsanwältin, dann die Flugbegleiterin und zuletzt noch die junge Krankenschwester … Hast sicher davon gehört, aber glaub mir, ich hatte die Damen auf meinem Seziertisch, und der Anblick war alles andere als …« Lara brachte ihn mit einem strengen Blick zum Schweigen. »Jeder in Berlin hat davon gehört, Torben. Aber das ist kein Thema für den heutigen Abend.«
Er biss sich auf die Unterlippe. »Ups, sorry, ich vergesse wohl manchmal, dass das kein Party-Thema ist.«
Lara bedankte sich mit einer Umarmung für den Elektroschocker und ließ diesen mit einem Lächeln in ihrer Handtasche hinter dem Tresen verschwinden, während die umstehenden Gäste ihre Gespräche wieder aufnahmen. »Was soll’s, lass uns anstoßen«, meinte Lara und winkte Daniel heran. »Trinken wir auf das Café und darauf, dass ich dein kleines Präsent niemals brauchen werde.«
Daniel war gerade dabei, die Gläser zu füllen, als Lara ihren Vermieter in der Menge auf sich zusteuern sah. Die Glatze so rot wie die Karos auf seiner Krawatte, die er schon bei Vertragsunterzeichnung getragen hatte. Fast hätte Lara vergessen, dass sie ihn eingeladen hatte.
»Guten Abend, Frau Simons.«
»Herr Eberts, schön, dass Sie kommen konnten.« Lara schüttelte seine ausgestreckte Hand und wollte ihn gerade mit Torben bekannt machen, da blieb Daniel mit einem Tablett Sektgläser neben ihnen stehen. »Lara, kann ich dich mal kurz in der Küche sprechen?«
»Äh, ja klar«, meinte sie und unterdrückte ein Seufzen, als ihre Augen unwillkürlich über Daniels Schulter hinweg zu Raffael und der Blonden huschten. Achtzehn. Höchstens neunzehn.
»Moment bitte.« Sie ließ Eberts und Torben stehen und schlängelte sich hinter Daniel an den umstehenden Gästen vorbei Richtung Küche.
»Oh, Lara …« Raffael sprach sie im Vorbeieilen an und streckte ihr schuldbewusst ein Glas Sekt entgegen.
»Nein, danke. Deinen abgestandenen Sekt kannst du behalten.« Sie klang hörbar gereizt. Und mehr um ihm die Tour zu vermasseln, fragte sie: »Ach, bevor ich’s vergesse, könntest du Emma am Montag von der Schule abholen? Ich krieg das mit dem Café nicht unter einen Hut.«
Raffael musste schmunzeln. Kurz überlegte er, was er darauf antworten sollte. »Was soll ich?«
»Ob du unsere Tochter am Montag von der Schule abholen könntest«, wiederholte sie so laut, als hätte sie es mit einem Schwerhörigen zu tun.
»Nein, nein – das Wort meine ich.«
Sie hasste ihn. »Ob du sie bitte abholen könntest.«
Er lächelte. »Na, wenn du mich so nett fragst …«
Lara schenkte ihm ein bissiges Grinsen und warf einen flüchtigen Blick auf das Blondchen, das mit glühenden Wangen zwischen ihnen stand.
»Vielleicht gehen sie ja auf dieselbe Schule, dann kannst du gleich beide nach Hause fahren.« Raffael schob das Kinn vor und grinste blöd. Kaum hatte Lara die Tür zum Gastraum hinter sich zugezogen und sich umgedreht, stand wie aus dem Nichts Daniel vor ihr.
»Kannst du mir mal verraten, was dein Ex hier verloren hat?«, fragte er aufgebracht.
»Ich wüsste nicht, was dich das angeht«, sagte Lara, nahm eine Vase aus dem Schrank und stellte die Chrysanthemen hinein, die Torben für sie in die Küche gebracht hatte.
Mit jovialem Lächeln trat Daniel dicht an sie heran.
»Du willst mir unbedingt die kalte Schulter zeigen, was?« Lara wollte ihm gerade ausweichen, da presste er sie plötzlich gegen die Tür und versuchte, sie zu küssen. Mit
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