Stirb
ungestört widmen konnte, bevor er sie der Öffentlichkeit präsentierte.
***
Zwei Monate später.
Freitagabend, 3. Juni …
Das kleine Café am Ende der Mulackstraße war brechend voll. Ein eigenes Café zu besitzen war schon immer Laras Traum gewesen.
Nach der Trennung von Raffael sollte es ihrem Leben wieder einen Sinn geben. Sie vor neue Herausforderungen stellen.
Die Eröffnungsparty war Torbens Idee gewesen. Er war Gerichtsmediziner an der Berliner Charité und ihr bester Freund. Ihre bessere Hälfte, wie sie manchmal scherzhaft sagten. Und seit dem Tod ihrer Eltern ihr einziger Vertrauter.
Während Lara sich fragte, ob er auch Raffael eingeladen hatte und dieser auch kommen würde, lenkte sie sich mit belanglosem Smalltalk über die zunehmende Sanierung der Stadt ab, sagte »Hallo, schön, dass Sie gekommen sind« zu ankommenden Gästen, sagte »Ach wirklich? Klingt ja interessant« zu denen, die bereits da waren, und »Danke fürs Kommen« zu jenen, die sich verabschiedeten.
Unwillkürlich zog es ihren Blick dabei immer wieder zum Eingang. Gerade so, als ob Raffael doch noch kommen würde, wenn sie nur oft genug zur Tür starrte.
Er kam. Er kam spät, aber er kam. Und er kam allein, was Lara mit immenser Erleichterung zur Kenntnis nahm.
Rasch wandte sie sich ab, als habe sie ihn nicht bemerkt.
»Hallo, Lara, wunderschön siehst du aus«, begrüßte er sie, als er Augenblicke später in Jeans und einer dünnen Lederjacke hinter ihr stand.
Nun, da ihr Exmann gesagt hatte, was sie hören wollte, wünschte sich Lara nichts lieber, als dieses verflucht enge, schulterfreie Kleid, das er immer so gerne an ihr gesehen hatte, gegen ein weites T-Shirt und eine bequeme Jeans einzutauschen. Selbst nach so vielen Jahren wollte sie ihn immer noch beeindrucken.
»Sieh an, du hast es also noch geschafft«, gab Lara die Überraschte.
»Alles Gute für dich und dein Café«, sagte er und reichte ihr einen Strauß Blumen.
Chrysanthemen. Er wusste es immer noch. Als sie noch ein Paar waren, hatte er ihr jeden Freitag einen Strauß mitgebracht; später nur noch an jedem zweiten oder dritten. Und irgendwann gab es gar keine Sträuße mehr.
»Danke«, sagte Lara und roch an den Blumen. »Wie wär’s mit einem Glas Sekt?«
»Nur deshalb bin ich hier«, meinte Raffael grinsend und spähte zu dem attraktiven Kellner, der mit einer Zigarette im Mund untätig hinter der Theke stand und jetzt zu ihnen herüberstarrte. »An deinem Personal solltest du allerdings noch arbeiten – es sei denn, deine Gäste sollen verdursten. Aber, lass nur, ich hole uns zwei Gläser«, stichelte er und verschwand in der Menge, ehe Lara etwas entgegnen konnte.
»Alles in Ordnung?«
Die Frage stellte Torben Landsberg.
»Sicher«, seufzte sie.
»Hehe, lass dich nicht wieder auf die alten Spielchen ein, heute ist dein großer Abend«, meinte Torben, ihrem Blick zu Raffael folgend. »Sieh dich um, die Leute amüsieren sich prächtig – und du solltest das auch!«
Lara bemühte sich zu lächeln. »Immerhin hat er den Anstand besessen, alleine zu kommen, ohne diese … diese …«
»Ach was, die ist doch längst Schnee von gestern«, entgegnete Torben, der genau wie Lara stets ein Händchen für den falschen Mann und unglückliche Liebschaften bewiesen hatte.
Nach ihrer Scheidung von Raffael war Torben für sie mehr denn je der Mann mit der starken Schulter zum Ausweinen gewesen.
»Apropos Spaß …«, grinste er und sah verzückt zur Theke. »Wer ist dieser hübsche Kerl mit der Schürze?«
»Ach, das ist nur Daniel.« Die Tatsache, dass er sie noch immer anstarrte, wurde ihr allmählich unheimlich. »Meine Aushilfe.«
Torben schmunzelte. »So, so. Von dem würde ich mich auch gern mal bedienen lassen …«
Lara unterdrückte ein Grinsen. »Vorsicht, an dem verbrennst du dir die Finger – Daniel ist stockhetero.«
»Hm, zu schade … Kennst du ihn schon länger?«
»Nö«, flunkerte sie. Gute Freunde erzählen sich zwar vieles, aber eben nicht alles.
»Du hast diesen Daniel aber nicht zufällig eingestellt, um Raffael eifersüchtig zu machen?«
»Nein, nein, Daniel hat sich erst vor ein paar Tagen um die Stelle beworben. Und …«
»Und da dachtest du, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen kann nie schaden.«
»Bin ich wirklich so durchschaubar?« Lara lachte und sah wieder zu Raffael, der sich inzwischen mit einer kleinen Blonden unterhielt, die ungefähr halb so alt war wie er.
Da hätte ich ja lange auf
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