Stolz der Kriegerin
Schlachtenlärm übertönt wurde. Doch von Augenblick zu Augenblick wurde es stärker, bis es sich schließlich wie das Hufgetrappel Tausender Pferde anhörte. Gleichzeitig ließ er Hornsignale erschallen, und schließlich mischte Tharon das Geräusch aneinanderschlagenden Metalls mit ein.
Obwohl er vor Schwäche zitterte, streckte der Evari die Arme in die Höhe und zwang sich, eine Illusion zu vollbringen, die ihm selbst auf der Höhe seiner Kraft Ruhm eingebracht hätte.
Etwa fünfhundert Schritte von Tharon entfernt verfolgte Ondrath von Mondras die Schlacht und ballte die Faust, als er sah, wie sich die Reihen der tawalischen Rebellen öffneten und Arendhar und dessen Begleiter plötzlich Alatnas Bogenschützen gegenüberstanden. Innerhalb eines Lidschlags traf er seine Entscheidung, zog sein Schwert aus der Scheide und stellte sich in den Steigbügeln auf, damit seine Reiter ihn sehen konnten.
»Hej Kessan! Nehmt die Wardan und diese verdammten Rebellen unter Beschuss und lasst eure Hunde los. Möge Ilyna uns beistehen!«
Als hätten sie darauf gewartet, rissen seine Männer die Bögen hoch, zielten und ließen eine Pfeilsalve von den Sehnen. Gleichzeitig stießen sie ein wildes Kriegsgeschrei aus und gaben ihren Pferden die Sporen.
Die Pfeile überraschten die Wardan-Bogenschützen und die Rebellen in ihrer Nähe. Während Alatnas Leute sich erschrocken umschauten, gelang es Rogon und Arendhar, sich mit den meisten Kriegern aus ihrem Schussfeld zurückzuziehen.
Oben auf der Anhöhe verfolgte Tharon das Geschehen und nickte erleichtert. »Braver Ondrath!«, murmelte er und flocht den Fürsten von Mondras und dessen Kessan in seinen Zauber mit ein.
Statt zweihundert in Leder gekleidete Reiter glaubten Rakkarr und seine Rebellen plötzlich Tausende von Panzerreitern in schwarzen Rüstungen zu sehen, über deren Häuptern das Banner mit dem sechszackigen, roten Stern von T’wool wehte und die eben die langen, todbringenden Lanzen zum Angriff senkten.
Die bereits durch Rogons Gesang unterminierte Moral der Rebellen brach nun völlig zusammen. »Die Panzerreiter von T’wool!«, schrie Lehensgraf Remedel und riss sein Pferd herum, um zu fliehen. Seine Männer taten es ihm gleich und ritten Alatnas Bogenschützen einfach über den Haufen. In höchster Not versuchten diese, sich die Reiter mit Pfeilen vom Leib zu halten.
Damit erreichte die Verwirrung, in die Tharons Täuschung die Angreifer gestürzt hatte, ihren Höhepunkt. Jeder Rebell wollte nur noch das eigene Leben retten und sei es auf Kosten des Lebens eines anderen, den er eben noch Kamerad genannt hatte.
Weitere Lehensaufgebote lösten sich von Arendhars Reitern und suchten das Weite. Zuletzt blieb nur noch Rakkarr mit einigen wenigen Gefolgsmännern auf dem Feld. Der Sieg und die Krone, die er bereits errungen geglaubt hatte, waren wie Wasser zwischen seinen Fingern zerflossen, und die Angst vor dem, was nun kommen musste, drängte ihn zur Flucht. Doch ihm war klar, dass es von diesem Tage an keinen sicheren Zufluchtsort für ihn geben würde. In diesem Wissen spornte er sein Pferd an und schleuderte Arendhar seine Herausforderung entgegen.
Der König zögerte keinen Augenblick, sondern legte die Lanze an und ritt auf Rakkarr zu. Plötzlich war es vollkommen still im Tal. Nur die Hufe der beiden aufeinander zusprengenden Pferde waren zu hören und dann der harte Klang, mit dem die Lanzenspitzen gegen die Schilde krachten.
Während es Arendhar gelang, die Lanze seines Gegners abzulenken, hielt dieser den Schild eine Handbreit zu tief. Daher rutschte die Lanzenspitze des Königs über den Rand hinweg und bohrte sich in Rakkarrs Kehle. Der Rebellenführer sank ohne einen Laut aus dem Sattel und war tot, noch bevor er den Boden berührte. Der Kampf um T’wool war zu Ende.
☀ ☀ ☀
Tharon war erleichtert, dass die Illusion anstürmender Panzerreiter, die er trotz seiner Schwäche hatte erzeugen können, die Rebellen in die Flucht geschlagen hatte. Als er die Anhöhe herabschritt, kam Laisa auf ihn zu, die in der letzten Phase des Kampfes etliche Anführer und Offiziere der Rebellen mit ihren Pfeilen aus den Sätteln geholt hatte.
Er winkte ihr zu und grinste zufrieden. »Es sollte unter uns bleiben, dass du mich aus der Glasfalle geholt hast. Für die Menschen der Dämmerlande muss ein Evari unbesiegbar erscheinen!«
In der Hinsicht unterschied er sich nicht von seinem Gegenstück auf der anderen Stromseite. Auch Khaton achtete sorgfältig
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