Stolz der Kriegerin
du das tust, Rakkarr, wird es heißen, du hättest deinen Sieg den Wardan zu verdanken. Dann sitzt du keinen einzigen Tag ruhig auf deinem Thron!«
Rakkarr schüttelte die Hand ab und wies nach vorne. »Erst muss Arendhar niedergekämpft werden. Wenn das geschehen ist, wird es niemand mehr wagen, sich gegen mich zu stellen.«
Das denkst auch nur du, besagte Remedels Blick. Doch der Lehensgraf war schon zu tief in die Rebellion verstrickt, um noch die Seiten wechseln zu können. »Los Männer, wir reiten diese verdammten Kerle über den Haufen!«, rief er seinen Männern zu, um den Wardan zuvorzukommen. Die Krone gehört dem, der sie Arendhar abnimmt, dachte er dabei, begriff aber gleichzeitig, dass die anderen Lehensgrafen ebenso dachten. Während er Schild und Speer fester packte, fragte er sich, welche Allianzen er schmieden konnte, um selbst der neue König zu werden.
Die Unterredung der Rebellenanführer hatte Arendhar und seinen Männern eine kurze Atempause beschert. Nun sahen sie frische Scharen auf sich zureiten und machten sich erneut zum Kampf bereit.
»Wie lange werden wir sie noch zurückwerfen können?«, fragte Arendhar leise.
»Diesmal und vielleicht noch ein weiteres Mal. Dann werden sie unsere Reihen durchschlagen, und ihre zahlenmäßige Überlegenheit wird den Ausschlag geben«, gab Rogon ebenso leise zurück.
»Wir sollten selbst angreifen! Ich will nicht vor dem Feind zurückweichen müssen, bevor ich sterbe!« Arendhar sah keine Hoffnung mehr, diese Schlacht für sich zu entscheiden. Zwar waren während des bisherigen Kampfes in den Reihen der Feinde dreimal so viele Sättel geleert worden wie bei seinen eigenen Reitern, doch die Übermacht war einfach zu groß.
»Ich hoffe, Laisa findet Tharon. Jetzt könnten wir ihn dringend brauchen!« Rogons Worte waren die letzten, die sie wechseln konnten, denn sie setzten ihre Pferde in Bewegung und ritten dem anstürmenden Feind entgegen.
Rogon hielt Tirahs Schlachtschwert in der Rechten und wehrte mit seiner eigenen Klinge die Lanzenspitzen der Feinde ab. Zu seiner Erleichterung brauchte er die Zügel nicht zu halten, denn das wuchtige t’woolische Streitross, das er ritt, gehorchte seinen Gedanken und kämpfte wie ein guter Gefährte mit. Es biss, keilte aus und rammte andere Gäule, so dass diese stürzten und ihre Reiter unter sich begruben. Gleichzeitig fällte das violette Schwert so manchen Feind.
Auch Arendhar mähte sich durch die Rebellen und hielt auf Rakkarr zu. Für Augenblicke wichen dessen Krieger vor ihm zurück, so als wäre es ihnen am liebsten, der König und dessen Herausforderer würden die Entscheidung im Zweikampf suchen. Zunächst sah es auch aus, als wolle Rakkarr sich seinem Vetter stellen, dann aber hallte in seinem Kopf der Refrain der letzten Strophe Rogons wider. »Wir folgen dem Wolf zum Sieg!«, dröhnte es, und er wich unwillkürlich.
Seine Leibschar riss die Pferde herum, um ihm zu folgen, und gab eine Gasse frei. Doch als Rogon, Arendhar und ein Dutzend Panzerreiter in die Lücke stoßen wollten, sahen sie sich Alatnas Bogenschützen gegenüber, die eben ihre Pfeile auf die Sehnen legten.
»Wenn Tharon in der Lage ist einzugreifen, dann sollte er es jetzt tun, sonst ist es zu spät!«, rief Arendhar und spornte sein Streitross an. Er wusste jedoch genau wie Rogon, dass die Pfeile der Wardan schneller sein würden als das beste Pferd.
☀ ☀ ☀
Tharon starrte ins Tal hinunter, während tausend Gedanken durch seinen Kopf schossen. Nur leider war er zu schwach, um eine solche Masse an Feinden mit magischer Faust niederwerfen oder auch nur beeinflussen zu können, damit sie den Rückzug antraten.
»Es geht nicht!«, stöhnte er und ballte voller Wut die Fäuste. Sein Zorn gab ihm ein wenig seiner Kraft zurück. Jetzt erinnerte er sich auch, dass List oft erfolgreicher war als reine Gewalt, und grinste Laisa an.
»Wenn du willst, kannst du dich an der Keilerei beteiligen. Es wäre ganz gut, wenn diese Kerle im Rücken angegriffen werden. Allerdings wirst du allein nicht viel ausrichten können.«
»Das werden wir sehen!« Mit diesen Worten lief Laisa los.
»Sie ist nicht allein!«, rief Rongi und folgte ihr auf dem Fuß.
Schwer atmend sah Tharon zu, wie die beiden innerhalb kürzester Zeit die Strecke bewältigten, die sie von den Feinden trennte, dann schloss er die Augen und konzentrierte sich auf einen ganz besonderen Zauber. Zunächst entstand nur ein leichtes Klopfen auf dem Boden, das vom
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