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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Weise abgefangen worden waren. Daher kümmerte sie sich nicht weiter um die Prinzen von Urdil, sondern ritt in der Nähe des Wagens, auf dem die Gefangenen lagen, und wartete auf Borlons Zeichen, dass der Erste von ihnen erwacht sei.
    ☀ ☀ ☀
    Borlon meldete sich erst gegen Mittag. Doch gerade als Laisa sich aus dem Sattel schwingen und auf den Wagen steigen wollte, ertönten Signalhörner, und sie hörte, dass sich eine größere Gruppe von Reitern dem Wagenzug näherte. Im ersten Augenblick griff sie zum Bogen, steckte diesen aber wieder weg, als der Name Reodhil genannt wurde.
    Laisa befahl Rongi und Ysobel, nahe bei ihr zu bleiben, und ritt dem König von Thilion entgegen. Mitten auf der Straße waren an die einhundert Reiter versammelt. Sie trugen ausnahmslos grüne Rüstungen und waren den Wappen auf ihren Schilden zufolge Edelleute. Reodhil selbst wirkte noch im Sattel hochgewachsen, war aber so hager und eingefallen, als nage ein geheimes Leiden an ihm. Sein scharf geschnittenes Gesicht glich dem eines Raubvogels, doch die Haut, die sich bleich über die Knochen spannte, zeugte ebenfalls von Krankheit.
    Zunächst glaubte Laisa, einen Greis vor sich zu haben, merkte aber rasch, dass der Mann nicht so alt sein konnte, wie er aussah. Die Last des Lebens hatte ihm jedoch den Rücken gebeugt, und er vermochte sich, als er aus dem Sattel gestiegen war, kaum gerade zu halten.
    Er schien unsicher zu sein, wie er sich Laisa gegenüber verhalten sollte, denn er starrte sie etliche Sekunden lang an. Dann neigte er kurz sein Haupt. »Seid mir willkommen, Gesandte des Evari!«
    »Ich danke dir für deine Gastfreundschaft, Reodhil, und die Hilfe, die du unserem Vorhaben zukommen lässt. Doch jetzt entschuldige mich bitte. Wir haben Gefangene gemacht, die ich verhören will.«
    »Sind es Leute aus Thilion?«, fragte der König.
    »Graf Klerdhil hält sie für Tenelianer«, antwortete Laisa, kehrte Reodhil den Rücken zu und ritt zurück zu dem Wagen mit den Gefangenen. Dort schlug Borlon gerade die Plane hoch, so dass sie die gefesselten Männer vom Sattel aus betrachten konnte.
    »Wie durch einen Zauber sind sie fast alle zur gleichen Zeit aufgewacht«, berichtete der Bor’een. »Nur der, den du mit deiner Schlange erwischt hast, schläft noch!«
    Laisa bedauerte es, denn nach Rongis Auskunft handelte es sich bei dem Kerl um den Anführer der Meuchelmörder. Da sie ihn jedoch nicht mit einem Fingerschnippen wecken konnte, wandte sie sich einem anderen Gefangenen zu.
    »Wer bist du, und wo kommst du her?«
    »Verrecke, du Kreatur aus Ilynas Trögen!«, antwortete der Mann.
    Reodhil war Laisa gefolgt und schüttelte nun seufzend den Kopf. »Damit ist die Herkunft des Mannes schon einmal geklärt. Nur Tenelianer verleugnen die Farbe eines anderen Wesens und beleidigen die, die ihre Freunde sein sollten!«
    »Ja, ich bin aus Tenelian«, stieß der Mann hervor, »und drei meiner Kameraden ebenfalls. Wir sind ausgezogen, um das zu verhindern, was nicht geschehen darf. Auch wenn ihr uns gefangen habt, wird es unseren Freunden gelingen, die Tat zu vollbringen.«
    »Es gibt also noch andere eures Gelichters. Darüber möchte ich mehr wissen!« Laisa beugte sich interessiert vor, doch da spuckte der andere sie an.
    »Von mir erfährst du nur eines: Du und das ganze Gesindel einschließlich dieses lächerlichen Königs werdet in Ilynas Hölle enden!«
    »Ein frommer Wunsch, fürwahr. Doch unter der Folter wirst du schon berichten, was wir wissen wollen. Packt ihn!« Reodhil gab mehreren seiner Männer einen Wink, doch ehe diese den Gefangenen vom Wagen heben konnten, lachte dieser auf, sprach einen kurzen Hymnus an Tenelin und biss dann die Zähne ganz fest zusammen.
    Laisa bekam einen bitteren Geruch in die Nase, stieß Reodhil instinktiv zurück und trieb Vakka gleichzeitig eine Fußkralle in die Weichen. Die Stute machte einen Satz und beschwerte sich dann mit einem zornigen Wiehern. Laisa hatte jedoch nicht die Zeit, sich um das gekränkte Tier zu kümmern, sondern hielt nach Borlon Ausschau. Dieser war gerade noch rechtzeitig vom Wagen herabgehechtet und lag hustend und keuchend am Boden. Auch Reodhil lebte noch. Einer seiner Ritter half ihm gerade auf die Beine. Die sechs Gefangenen auf dem Wagen waren jedoch tot.
    »Verdammt! Was war das?«, fragte Reodhil verdattert.
    »Ein magisches Gift, wie mir scheint«, erklärte Laisa und schnupperte kurz.
    Zu ihrer Verwunderung roch sie einen feinen, blauen Dunst, der von dem

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