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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Laisa fort. »Der Gefangene wurde Fürst Tobolar anvertraut, doch ist er in dessen Kerker umgekommen.«
    Sie beobachtete Mekull scharf. Dessen Kiefer mahlten und als er antwortete, spürte sie seinen Zorn, der jedoch nicht ihr oder der Prinzessin galt. »Wir sollten die Blauen aus dem Süden nicht länger in unseren Reichen dulden! Sollen sie doch in die anderen Wardanreiche weiterziehen und diesen zur Last fallen. Wir tragen schon schwer genug an der Versorgung unserer tawalischen Brüder.«
    Für diesen Mann gilt nur ein schwarzer Tawaler als Mensch, dachte Laisa. Damit war er in ihren Augen fast genauso schlimm wie die Tenelianer auf der anderen Seite, die ebenfalls nur ihre Farbe und ihren Gott gelten lassen wollten. Für Fanatiker dieser Art war der Kampf gegen die Anhänger der anderen Götter ein heiliger Auftrag und die Verheerungen und Verluste, die dabei entstanden, hinnehmbare Opfer für ein höheres Ziel.
    Mit dem Gedanken, dass ein Berg an Problemen vor Khaton und den anderen Evaris lag, erklärte Laisa, dass sie vor der Abreise sowohl Tobolar wie auch Alatna verhören wolle.
    »Dies wird leider nicht möglich sein«, erklärte Mekull. »Die blaue Hexe hat die Stadt bei Sonnenaufgang verlassen, und der Fürst sich nach dem Mordversuch an der Prinzessin so einen Rausch angetrunken, dass selbst Tharon ihn nicht daraus erwecken könnte.«
    Täuschte Laisa sich, oder schwang in der Stimme des Priesters eine gewisse Abneigung gegenüber dem Evari mit? Sie wusste es nicht genau zu sagen, begriff aber, dass sie auch Mekull im Auge behalten musste. Zwar hätte sie am liebsten Alatna verfolgt und verhört, doch in diesem Land durfte sie Elanah und die ihr anvertrauten Urdiler nicht allein lassen.
    Sosehr Laisa es auch widerstrebte, sie musste mit ihrem gesamten Gefolge die Weiterreise antreten und unterwegs so vorsichtig sein, als wäre sie auf der Jagd nach einem der großen Waldtiere in jenem Landstrich, in dem sie aufgewachsen war.
    »Melde Kedellen, dass wir in einer Stunde zum Aufbruch bereit sind«, erklärte sie dem Priester und machte sich auf, um Elanah und deren Zwillingsbruder über die neue Lage zu informieren.
    ☀ ☀ ☀
    Elanah nahm die Nachricht von der bevorstehenden Weiterreise gefasster auf, als Laisa erwartet hatte. »Ich bin froh, wenn es weitergeht«, sagte sie. »Diese Stadt ist genau so, wie ich mir den Osten vorgestellt hatte, laut, stinkend, hässlich und von Menschen bewohnt, denen die Begriffe Ehre und Treue fremd sind. Die Leute hier würden doch ihre eigenen Kinder für einen Becher übel riechenden Bieres verkaufen. Was werde ich froh sein, wenn dieser Ort hinter mir liegt.«
    Ein leichtes Ansteigen der Magie in Elanahs Kopf alarmierte Laisa, und sie konzentrierte sich auf das, was hinter der Stirn des Mädchens lag. Zunächst entdeckte sie nichts, dann aber glaubte sie eine magische Beeinflussung in Elanah zu spüren, die der glich, von der sie König Reodhil von Thilion befreit hatte. Was dieser geistige Befehl bewirken sollte, brachte sie nicht heraus, schwor sich aber, die Prinzessin davon zu heilen, bevor diese auf Arendhar traf.
    Einmal misstrauisch geworden, überprüfte Laisa auch Elandhor und bemerkte in dem Kopf des Prinzen ähnliche Spuren. Wie es aussah, lag noch einiges an Arbeit vor ihr.
    Diese Erkenntnis hinderte Laisa jedoch nicht daran, mit jener Großspurigkeit aufzutreten, mit der sie Kedellen, Mekull und die anderen T’wooler, die sie begleiten sollten, beeindrucken konnte. Sie suchte den inneren Hof der Festung auf, in dem bereits vier große Planwagen mit all den Gütern bereitstanden, die mit über den Strom gebracht worden waren. Sofort sah sie, dass zwar die Pferde der T’wooler, nicht aber Vakka und die Reittiere ihrer Begleiter gesattelt worden waren.
    Als sie sich beschwerte, brummte einer der Stallknechte im Hintergrund: »Das sollen die gefälligst selbst tun!«
    Sofort war Laisa bei ihm und hielt ihm die ausgefahrene Kralle des Zeigefingers vor das Gesicht. »Entweder du bewegst jetzt deinen Arsch und sattelst meine Stute, oder ich werde …«
    Der Mann erbleichte und rannte in den Stall, als sei Meandir selbst hinter ihm her.
    »Gib aber acht, dass du mein Stutchen nicht ärgerst! Das mag sie nämlich gar nicht und ich noch weniger«, rief Laisa dem Knecht nach und maß anschließend Kedellen mit einem finsteren Blick.
    »Es hieß, es stünde alles zum Aufbruch bereit. Doch man scheint es in T’wool nicht allzu genau mit Auskünften zu nehmen.

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