Stolz der Kriegerin
denn ihr Wortschatz beschränkte sich auf die Klage, dass sie als Sklavin zu dem obersten aller Barbaren geschleppt würde, sich aber um der Freiheit ihres geliebten Vaters willen opfern müsse.
Anstatt sie zu trösten und ihr den Rücken zu stärken, stimmte Elandhor noch heftiger als sonst in ihr Gejammer ein und verstärkte ihre trübsinnige Stimmung.
»Ich wollte wirklich, du würdest an seiner Stelle mitkommen«, sagte Laisa zu Klinal, als die anderen Teilnehmer des Brautzugs bereits die Prähme bestiegen hatten.
»Ich würde es, wenn ich dürfte.« Klinal seufzte, umarmte sie dann und versuchte zu lächeln. »Viel Glück, Dame Laisa, und passt auf die beiden auf!«
»Das werde ich! Aber achte auch du gut auf dich. Nicht, dass einer glaubt, er würde deinem Vater einen Gefallen tun, wenn er deinem Bruder zur Thronfolge verhilft. Doch nun leb wohl!« Laisa wandte sich mit einer raschen Bewegung ab und sprang mit einem Satz an Bord des ersten Prahms.
»Wir können ablegen!«, rief sie KanDilm zu, der am Heck des Schiffes stand, das den Prahm ziehen sollte. Die beiden anderen Schiffe hatten je zwei Prähme im Schlepp, auf denen sich die Wagen und die Zugtiere befanden.
Laisa ging alles Mögliche durch den Kopf, als KanDilm die Leinen lösen und sein Schiff auf den Strom hinausrudern ließ. Die Schleppseile spannten sich, und dann setzte sich auch ihr Prahm in Bewegung.
Während Elanah auf die Knie sank und zu weinen begann, atmete Rongi sichtlich auf. Auch Ysobel lächelte Laisa erleichtert zu. »Jetzt kommen wir wieder in zivilisierte Gegenden. Ich will nicht sagen, dass die Thilier Barbaren sind, denn eine gewisse Kultur kann man ihnen nicht absprechen. Aber es ist kein Land, in dem ich länger bleiben möchte.«
»Genau das aber ist Elanahs Schicksal. Sie wird in ein Land gebracht, vor dem sie sich fürchtet, und sie weiß, dass sie ihre Heimat nie mehr wiedersehen wird.« Borlon empfand Mitleid mit der Prinzessin, denn er spürte ebenfalls einen Knoten im Magen, als das westliche Ufer hinter ihnen zurückblieb. Zwar war es nicht mehr ganz so schlimm wie beim ersten Mal, auch weil er diesmal keinen Sklavenring tragen musste. Dennoch wünschte er sich in die heimatlichen Wälder zurück, in denen er als Imker und Förster hätte leben können. Er schob diesen Gedanken jedoch rasch von sich. Der weiße Evari hatte ihn für wert erachtet, an dieser wichtigen Mission teilzunehmen, und er wollte weder Khaton noch Laisa enttäuschen.
»Siehst du schon die Lanarer?«
Rongis Frage riss Laisa aus ihren Überlegungen heraus, und sie hob den Kopf. »Nein, noch nicht!«
»Aber ich sehe sie! Dort drüben, das müssen sie sein!« Ganz aufgeregt zeigte Rongi auf mehrere Schiffe, die sich so weit in der Mitte des Stromes aufhielten, wie es für Leute vom östlichen Ufer vertretbar war.
Laisa beschattete ihre Augen und musterte die Schiffe, die den Strom herabkamen. Ihre Linien waren scharf geschnitten, und sie besaßen zwei leicht nach vorne geneigte Masten, die jeweils ein dreieckiges Segel trugen.
»Mit schwarzem Tuch an den Masten? Ich glaube nicht, dass das Lanarer sind«, antwortete Laisa und griff zu ihrem Bogen, um den Prahm notfalls verteidigen zu können.
»Verdammte Dscherer!«, rief einer der beiden Goisen und ballte die Fäuste.
»Wenn sie angreifen, bekommen sie, was ihnen gebührt!« Laisa hatte entdeckt, dass die Dscherer ein paar schwarz strahlende Artefakte an Bord hatten, und wählte mit Bedacht einen der weißmagischen Pfeile, die Khaton ihr mitgegeben hatte. Zwar hatte sie noch nie eine Gegenfarbenexplosion mit eigenen Augen gesehen, war aber bereit, sie herbeizuführen, wenn es nötig sein sollte.
»Wo bleiben denn diese elenden Lanarer? Sicher haben sie sich mit diesem Dscher-Gesindel geeinigt, um uns abzufangen«, fluchte der Goise.
Laisas Pfeil wanderte auf die Sehne. Noch zog sie den Bogen nicht aus, beobachtete aber die drei Segler, die nun rasch auf sie zukamen und die Goisen offensichtlich in die Zange nehmen wollten.
Als die Dscherer auf Rufweite heran waren, stellte Laisa sich auf die Bordwand und hob drohend den Bogen. »Verschwindet, wenn ihr nicht wollt, dass ich euch Beine mache!«
Ihr Anblick wirkte auf etliche Dscherer wie ein Schock. Schon lange hatte man keine Katzenmenschen am Großen Strom gesehen, und nicht wenige Dämmerländer hielten deren Existenz bereits für ein Märchen. Der Anführer dachte jedoch an das Lösegeld, das er für die lebendige Fracht des Prahms
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