Stolz der Kriegerin
getroffen hatten, um nach einem unendlich langen, blutigen Krieg Frieden zu schließen. Auch Lanar würde sie gerne sehen, jene Stadt, mit der die Goisen immer wieder harte Konflikte ausfechten mussten und von der KanDilm mit einer Achtung sprach, die sie verblüffte.
»Mich wundert, dass die Lanarer die Prähme übernehmen und ans andere Ufer bringen wollen, obwohl sie mit euch Goisen verfeindet sind«, sagte sie zu KanDilm.
»Derzeit herrscht Waffenstillstand zwischen uns und den Lanarern. Außerdem ist es der Wunsch T’wools, und den kann auch der Erste von Lanar nicht ignorieren.«
»Der Erste? Ist das der Titel des Herrschers?«, bohrte Laisa weiter.
»Der Erste ist der Sprecher der Neun Väter von Lanar – auch wenn sie derzeit sechs Väter und drei Mütter sagen müssten. Nach dem Tod der Männer oder Väter sind Frauen die Oberhäupter von drei der neun Hohen Familien von Lanar geworden. Tja, die Herrschaften mussten in den Kriegen gegen uns ganz schön einstecken!«
KanDilm grinste, wurde aber rasch wieder ernst. »Sie haben aber auch uns kräftig eingeheizt. In der Hinsicht schenken wir uns nichts. Anders als Dscherer und Flussmäuler kämpfen die Lanarer ehrlich. Aus diesem Grund ist es uns auch lieber, wenn sie ein gewisses Schifffahrtsmonopol auf der roten Seite des Stromes besitzen, und wir würden ihnen wünschen, einige ihrer früheren Übernachtungshäfen zurückzugewinnen, die es vor der blödsinnigen Invasion der Grünen am Ostufer gab.«
KanDilm nahm kein Blatt vor den Mund, als er über Reodhils Kriegszug auf die rote Seite sprach, und nannte Thilions König und die anderen beteiligten Herrscher Verrückte. »Sie haben dafür gesorgt, dass sich die Freistädte auf beiden Ufern ausbreiten konnten. Deren Silldhare verlangen horrende Liegegebühren und Steuern und werden, wenn es so weitergeht, den Handel und den Transport der Tempelabgaben in die Heilige Stadt noch ganz abwürgen. Dann aber beginnt hier in den Dämmerlanden ein Schlachten und Morden, wie man es seit den Götterkriegen nicht mehr gesehen hat.«
Mit diesen Worten schloss der Goise und spie durch das offene Fenster ins Freie, ohne darauf zu achten, ob draußen jemand vorbeiging.
Für Laisa waren seine Befürchtungen nichts Neues, denn Khaton hatte sich schon ähnlich geäußert. Die Feuer, die die Welt in Flammen setzen konnten, glommen bereits, und es brauchte nur einen Sturm, um sie anzufachen. Die Möglichkeiten des weißen Evari, sie rechtzeitig auszutreten, waren einfach zu gering. Vielleicht sähe es anders aus, wenn Tardelon und Rhondh nicht verschwunden wären und die von den Göttern eingesetzten Wächter beider Seiten zusammenarbeiten würden. Stattdessen sahen sich die Evaris der roten und der goldenen Seite als Feinde an und belauerten einander, anstatt gemeinsam auf Frieden hinzuwirken.
Als Laisa merkte, wohin ihre Gedanken sich verirrten, lachte sie leise auf. »Keine Sorge, es gilt nicht dir«, beruhigte sie KanDilm, als dieser sie verwundert ansah. »Sorge dafür, dass morgen genug Schiffe bereitstehen, um die Prähme über den Strom zu ziehen. Wie ist es mit den Lanarern? Warten deren Galeeren auf uns?«
»Einer meiner Schnellsegler hat ihnen Signal gegeben, dass wir morgen aufbrechen. Wir werden sie spätestens gegen Mittag sehen, und ich werde sogar froh darum sein, weil es dann kein verfluchter Flussmäuler oder Dscherer wagen wird, sich uns zu nähern. Diese elenden Hunde könnten sonst noch auf den Gedanken kommen, uns abfangen zu wollen.«
Ganz so mutig und sicher, wie er tat, fühlte KanDilm sich offensichtlich nicht, das verriet Laisa auch ihre Nase. Ihn reizte jedoch die hohe Belohnung, und er hoffte auf gutes Gelingen. Sie war bereit, das ihre dazu zu tun, und klopfte dabei an den Griff des Schwertes, das sie bislang noch nicht gezogen hatte.
»Wir kommen hinüber, mein Guter, und wenn ich jedem Dscherer und Flussmäuler das Lebenslicht ausblasen muss«, erklärte sie und verließ den Goisen, um dafür zu sorgen, dass ihre Begleitung am nächsten Morgen abreisen konnte.
☀ ☀ ☀
Der Abschied von Reodhil war kurz, aber herzlich. Anders als er kämpfte Klinal mit Tränen, denn er sah die Schwester scheiden und wusste nicht, welches Schicksal sie erleiden und ob er sie jemals wiedersehen würde. Elanah selbst war ungewöhnlich still und wagte nur hie und da zu flüstern.
Laisa war immer noch nicht warm mit ihr geworden. Die Prinzessin hätte genauso gut eine sprechende Puppe sein können,
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