Storm
sich dort die krankenhauseigene Apotheke befindet. Entweder warten wir, bis die Luft rein ist, oder er überwältigt die Krieger von hinten und ich betäube sie mit einem flüssigen Anästhetikum, das ich vorsorgehalber mitgenommen habe. Damit wir keine Spuren hinterlassen, zieht Ice die Männer außer Sichtweite.
»Keine Toten«, habe ich im Keller zu ihm gesagt, weil ich ihm angesehen habe, dass ihn die Sorge um Veronica halb wahnsinnig macht.
Zum Glück befindet sich niemand in dem kleinen Fluchttreppenhaus, das wir nutzen, um in den zweiten Stock zu kommen. Nachdem die Wache, die vor dem Lagerraum steht, ausgeschaltet ist und ich das Tuch mit dem Betäubungsmittel von seinem Gesicht nehme, überliste ich mit meinem kleinen Computer den Türöffnungs-Scanner. Mein Daumenabdruck wird sicher nicht funktionieren. Ich möchte es auch nicht ausprobieren, da bei unbefugtem Zutritt der Alarm losgeht.
Die Tür springt auf, und Ice zerrt den Bewusstlosen mit in den Raum. Dort türmen sich Regale voller Verbandsmaterial, Spritzen, Kanülen und Handschuhe bis unter die Decke.
Eine Tür weiter befindet sich die Apotheke. Ich suche zuerst, was wir brauchen, dann stopfen wir möglichst viele Medikamente in unsere Taschen. Gerade, als wir gehen wollen, schrillt ein Alarm los.
»Eindringlinge in Sektor 2!«, tönt es durch die Lautsprecher des Krankenhauses.
»Verdammt!«, ruft Ice und feuert auf eine kleine Überwachungskamera. Ich hatte vergessen, dass es in der Apotheke eine gibt, weil ich hier nie persönlich Medikamente holen musste. Verflucht! Die Kamera muss unsere biometrischen Gesichtsdaten erfasst haben.
Diesmal ist Ice weniger rücksichtsvoll. Während wir zurück in den Keller laufen, feuert er auf den Warrior, der uns vor dem Fluchttreppenhaus entgegenkommt. Ice schießt ihm die Waffe aus der Hand. Als der Mann uns hinterherläuft, stoppt er ihn mit einem Schuss ins Schienbein.
An der Tür zur Kanalisation drückt er mir seine Tasche in die Hand. »Ich halte die Meute auf und komme später nach!«
Ich höre Rufe, die Warrior sind nah. Sie werden die Kanalisation stürmen!
»Ice!« Bevor ich mehr zu ihm sagen kann, macht er kehrt, reißt sich den Kittel herunter und nimmt in jede Hand eine Pistole.
»Du musst zurückgehen, um zwei Leben zu retten!«, ruft er über seine Schulter und ist verschwunden.
***
Fuck!
Erneut stolpere ich durch die Dunkelheit, in der Hoffnung, der Weg ist richtig. Jax war noch nicht am Treffpunkt, ich bin auf mich allein gestellt. Die Taschen scheinen eine Tonne zu wiegen, und ich komme mir vor wie eine Schnecke. Ständig muss ich überlegen, welchen Weg ich einschlage.
Meine Gedanken sind bei Ice und Storm. Ob Ice geschnappt wurde? Wo bleibt er? Oder bin ich auf dem falschen Weg? Dann wird Storm sterben! Und Veronica dazu …
»Hey, Mark!«
Als plötzlich Jax vor mir auftaucht und ich frontal in ihn laufe, bekomme ich einen halben Herzinfarkt. »Gott sei Dank, Mann! Ice ist zurückgeblieben.«
»Ich weiß, ich konnte nichts mehr für ihn tun«, sagt er und nimmt mir den Rucksack ab. »Hier entlang!«
***
Es ist bereits Nachmittag, als Jax und ich mit der Monorail in Resur ankommen. Ice hat es nicht geschafft. Aber ich, und ich kann nun zwei Leben retten, genau wie es sein Wunsch war, doch offenbar ist das nicht mehr nötig. Da ich Veronica an der Bahnstation sehe, geht es ihr gut – bis sie erfahren wird, dass Ice gefangen genommen wurde. Sie liebt diesen Warrior, und ich will mir nicht ausmalen, wie sie sich fühlt. Jax konnte noch einen Funkspruch abfangen: Ice soll hingerichtet werden. Der Senat will ein Exempel statuieren. Ich kann nur beten, dass dieses verfluchte Regime endlich den Bach runtergeht. Das Volk ist in Aufruhr, die Senatoren versuchen, Schadensbegrenzung zu betreiben. Wir müssen am Ball bleiben und die Unruhen ausnutzen, aber meine Hauptsorgen gelten wie immer allein Storm.
Daher laufe ich sofort in die Krankenstation und leere vor Samanthas Füßen den Rucksack aus. Unzählige kleine Schachteln purzeln heraus, ich wühle in dem Haufen und nehme die richtige Medizin an mich, um sie sofort Storm zu verabreichen. Samantha ist immer an meiner Seite und hilft mir.
Dann kann ich nur noch warten.
Kapitel 5 – Schlimmer statt besser
Mein Rücken und mein Nacken schmerzen höllisch, aber ich will die Augen nicht aufschlagen, sondern weiter von Storm träumen. Die ganze Nacht habe ich an seinem Bett gesessen und muss irgendwann eingeschlafen sein. Mein
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