Storm
in der hintersten düsteren Ecke, sitzt ein alter Mann auf einem Stuhl. Auf seinem Schoß hält er eine Ziehharmonika. Er schenkt uns ein zahnloses Lächeln und spielt eine ruhige Melodie, die mir nicht bekannt vorkommt, aber sie klingt romantisch und verträumt.
Luke sitzt in der dritten Bank und ich nicke ihm zu. Er trägt als einziger keinen Anzug, sondern eine saubere Jeans und ein weißes T-Shirt. Er schenkt mir ein kurzes Lächeln und sieht nicht eifersüchtig aus. Da fällt mir ein Stein vom Herzen.
Unsere Freunde nehmen vorne Platz, und ich begebe mich mit Storm vor den Altar, bei dem Dr. Nixon auf uns wartet. Ich nehme Storms Hand, da ich das Bedürfnis habe, mich an ihm festzuhalten. Samantha und Jax, offensichtlich unsere Trauzeugen, stellen sich neben uns.
Als alle sitzen und das Lied verstummt, sagt Dr. Nixon in einem feierlichen Ton: »Wir haben uns heute in dieser Kapelle versammelt, weil Kane Archer, euch allen bekannt als Storm, seinem Partner Mark Lamont zeigen möchte, wie viel er ihm bedeutet. Die hier Anwesenden sollen Zeugen sein.«
Ich drücke seine große warme Hand, mein Puls überschlägt sich vor Aufregung und ich zwinkere eine Träne weg. Der Kerl hat mich tatsächlich zum Altar geführt, ich glaub es nicht!
»Liebe macht das Leiden leichter, wenn man es teilt«, spricht Dr. Nixon weiter. »Und diese beiden haben eine Menge Leid geteilt. Aber gemeinsam blicken sie nach vorne.« Er fordert uns auf: »Storm und Mark, bitte wendet euch einander zu und gebt euch beide Hände.«
Wir drehen uns und reichen uns beide Hände. Während mich Storm unsicher angrinst, nehme ich kaum auf, was Dr. Nixon erzählt. Ich bin zu überrascht und aufgewühlt.
»Mark, Storm möchte dir etwas sagen«, höre ich ihn wie aus weiter Ferne, denn ich habe nur Blicke für den Mann, der mir gegenüber steht. Meinem Mann. Meinem Ein und Alles.
Storm dreht kurz den Kopf und schaut zu den Sitzbänken. »Ich freue mich, dass all unsere Freunde heute kommen konnten.« Seine Arme zittern, mir geht es nicht anders. Ich muss mich konzentrieren. Storm will mir etwas sagen?
Natürlich weiß ich, in welche Richtung das hier führt, daher sollte ich umso genauer zuhören, denn Storm ist eher zurückhaltend, wenn es ums Reden geht.
Im Kerzenschein erkenne ich, wie rot sein Gesicht angelaufen ist. »Ich weiß, dass ich dir nicht immer mit Worten zeigen kann, wie wichtig du mir bist, daher habe ich mir das hier ausgedacht und diesmal lange an meinen Worten gefeilt.« Er atmet tief durch und drückt meine Finger. »Ich war so lange Zeit gemein zu dir und abweisend und du hast so viel mit mir durchgemacht und dich trotzdem nicht von mir abgewandt. Du musst wissen, wie viel mir das bedeutet.«
Selig grinse ich ihn an. Das muss eine Warrior-Eigenschaft sein, Samantha hat mir erzählt, dass Jax ihr auch eher mit Taten zeigt, wie sehr er sie liebt. Und Storm wird mit Vorliebe täglich tätig. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Aber dass er mir das nun alles sagt, überrumpelt mich.
»Ich möchte mit dir leben und dich lieben, jede Nacht in deinen Armen einschlafen und am Morgen neben dir aufwachen, möchte in guten Zeiten mit dir lachen und an schlechten Tagen gemeinsam mit dir gegen alles Üble kämpfen. Ich freue mich darauf, mit dir alt zu werden. Möchtest du das auch?«
Ich räuspere den dicken Kloß in meinem Hals weg und hauche: »Ich will.«
Seine Mundwinkel zucken. »Denkst du, meine Unordnung bis an unser Lebensende ertragen zu können?«
»Ja.« Eine Träne läuft über meine Wange. Ich möchte sie wegwischen, aber ich will Storm nicht loslassen.
»Du bist der geduldigste Mensch, den ich kenne, und du nimmst mich so, wie ich bin. Dafür liebe ich dich.« Seine Augen glänzen feucht.
Auch ich kämpfe mit den Tränen. Storms Worte haben tief an meinem Herzen gerührt. Erneut räuspere ich mich. »Ich bin so überrascht, ich kann spontan nicht die passenden Worte finden, außer: Ich liebe dich auch. So sehr.«
Sein Grinsen füllt sein halbes Gesicht aus, tiefe Grübchen haben sich in seine Wangen gegraben. Er nickt Jax zu, und unser Freund fasst in seine Hosentasche und holt zwei aus Lederschnüren geflochtene Armbänder heraus.
»Hab ich selbst gemacht«, flüstert mir Storm stolz lächelnd zu, während er eins an sich nimmt. Geschliffene türkisfarbene Steine sind zwischen den Schnüren eingearbeitet.
»Sie sind wunderschön«, flüstere ich zurück.
»Nimm dieses Armband als Symbol meiner Liebe«, sagt er
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