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Storm: Thriller (German Edition)

Storm: Thriller (German Edition)

Titel: Storm: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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angefangen, sich zu wehren, aber ein weiterer Hochspannungsstoß machte dem ein schnelles Ende. Der Strom legte vor allem die motorischen und die Sinnesnerven lahm. Da spielte es auch keine Rolle, wie viel Schmerz Siegel ertragen konnte. Und die Munition, wenn man es so nennen wollte, lief durch den Abfluss direkt in die Biscayne Bay.
    »Ich denke, ich kann darüber hinwegsehen, dass Sie mich nicht erkannt haben«, fuhr Kyle fort. »Haben Sie den Namen ›Kyle Craig‹ vielleicht schon einmal gehört? Oder auch das Superhirn ? So hat man mich früher genannt, im großen Puzzle-Palast in Washington. Um genau zu sein, da habe ich sogar einmal gearbeitet. Vor langer Zeit.«
    Eine Erkenntnis blitzte in Siegels Blick auf und verschwand sofort wieder – nicht, dass Kyle irgendeine Bestätigung gebraucht hätte. Seine Fähigkeiten als Kundschafter waren nach wie vor ohne Fehl und Tadel.
    Aber dieser Max Siegel war auch ein Profi, genau wie er. Er würde sein Spiel jetzt nicht aufgeben, gerade jetzt nicht. »Bitte«, blubberte er, nachdem er die Stimme wiedergefunden hatte. »Was soll das denn? Wer sind Sie? Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.«
    »Einfach alles, Max. Jede noch so kleine Einzelheit.«
    Kyle machte noch ein halbes Dutzend Fotos und steckte die Kamera dann wieder ein. »Sie sind, ehrlich gesagt, ein Opfer Ihrer eigenen, ausgezeichneten Arbeit geworden, falls Ihnen das ein Trost sein kann. Niemand weiß, dass Sie hier unten sind, nicht einmal die FBI -Niederlassung vor Ort. Darum habe ich Sie ausgesucht, unter all den Agenten in den gesamten Vereinigten Staaten. Sie , Max. Können Sie sich vorstellen, warum?«
    Während dieser Sätze hatte seine Stimme eine andere Färbung bekommen. Die Aussprache klang jetzt nasaler und enthielt die gleiche Andeutung eines Brooklyn-Akzents wie die des echten Max Siegel.
    »Das schaffen Sie niemals! Sie sind doch wahnsinnig!«, brüllte Siegel ihn an. »Sie sind total durchgeknallt!«
    »In gewisser Hinsicht mag das sogar zutreffen«, erwiderte Kyle. »Aber darüber hinaus bin ich auch der brillanteste Hurensohn, dessen Bekanntschaft Sie jemals gemacht haben dürften.« Dann drückte er noch ein letztes Mal auf den Abzug und nahm den Finger einfach nicht mehr weg.
    Siegel wälzte sich in stummer Qual in der Badewanne hin und her. Irgendwann erstickte er schließlich an seiner eigenen Zunge. Kyle sah zu, beobachtete aufmerksam jedes Detail bis ganz zum Schluss, betrachtete sein Studienobjekt, bis es nichts mehr zu lernen gab.
    »Hoffen wir mal, dass es funktioniert«, sagte er dann. »Wäre doch schade, wenn Sie ganz umsonst gestorben wären, Mr. Siegel.«

2
    Zweiundzwanzig Tage später bezahlte ein Mann, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit Max Siegel besaß, seine Rechnung im Hotel Meliá Habana, gelegen im vornehmen Stadtteil Miramar von Havanna auf Kuba. Hier gab es genauso viele Medizintouristen wie Taschendiebe, daher zog der breitschultrige Mann im Leinenanzug auf dem Weg durch das Foyer keinerlei neugierige Blicke auf sich, trotz seiner blau unterlaufenen Augen und den Verbänden über Nase und Ohren.
    Er unterzeichnete die Rechnung mit einer perfekt gefälschten Unterschrift und veranlasste so, dass Max Siegels nagelneue American-Express-Karte mit dem Betrag belastet wurde. Die Operationen waren bereits bezahlt worden, in bar.
    Vom Hotel nahm er sich ein Taxi quer durch die Stadt in Dr. Cruz’ Praxis, die hübsch versteckt in einer der endlosen, neoklassizistischen Arkaden der Stadt lag. Dort befand sich eine komplett ausgestattete, moderne Klinik, die jeden teuren Schönheitschirurgen in Miami oder Palm Beach stolz gemacht hätte.
    »Ich muss schon sagen, Señor Siegel, ich bin sehr zufrieden.« Die Stimme des Doktors klang sanft, während er die letzten Verbände abnahm. »Das ist eine der besten Arbeiten, die ich jemals abgeliefert habe, wenn ich das sagen darf.« Er wirkte sehr gewissenhaft, aber gleichzeitig auch knapp und effizient – professionell eben. Kein Mensch konnte ahnen, dass er ethische und moralische Grenzen genauso wenig als Hindernis betrachtete wie die Haut und die Knochen seiner Patienten.
    Dr. Cruz hatte in kurzen Abständen mehrere Operationen durchgeführt. Die ganze Prozedur hätte anderswo vermutlich Monate oder gar Jahre in Anspruch genommen. Blepharoplastiken zur Straffung der Augenlider, eine Nasenkorrektur genau nach Vorlage, Haut- und Gewebestraffungen rund um das Nasenbein, Implantate in Wangenknochen und am Kinn, eine

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