Stout, Maria
(5) rücksichtslose
Gefährdung der Sicherheit der eigenen Person oder anderer Menschen; (6)
fortwährende Verantwortungslosigkeit; (7) fehlende Reue nach Verletzung, Misshandlung
oder Bestehlen einer anderen Person. Das Auftreten einer beliebigen Kombination
von mindestens drei dieser "Symptome" reicht aus, um bei vielen
Psychiatern den Verdacht auf die Störung auszulösen.
Viele
andere Forscher und Kliniker, die meinen, dass die Definition der APA eher "Straffälligkeit"
beschreibt als echte "Psychopathie" oder "Soziopathie",
verweisen auf andere belegte Eigenschaften von Soziopathen. 4 Eine
solche Eigenschaft, die häufig beobachtet wird, ist ein glatter und
oberflächlicher Charme, der es echten Soziopathen erleichtert, Menschen zu
verführen, im übertragenen oder wörtlichen Sinne - eine Art Ausstrahlung, ein
Charisma, das sie zunächst reizvoller oder interessanter erscheinen lässt als
die Menschen in ihrem Umfeld. Sie sind spontaner, einnehmender,
vielschichtiger, attraktiver oder unterhaltsamer als andere. Bisweilen geht
dieses "soziopathische Charisma" einher mit einem übertriebenen
Selbstwertgefühl, das zunächst überzeugend wirkt, sich aber häufig beim
näheren Hinsehen als seltsam oder gar lächerlich erweist. ("Eines Tages
wird man merken, welch ein besonderer Mensch ich bin" oder "Weißt du,
nach mir wird dir kein anderer Liebhaber gut genug sein.")
Darüber
hinaus haben Soziopathen ein überdurchschnittlich ausgeprägtes Bedürfnis nach
Stimulation, was dazu führt, dass sie häufig soziale, gesundheitliche,
finanzielle oder rechtliche Risiken eingehen. Mit Vorliebe verführen sie andere
dazu, sich gemeinsam mit ihnen auf gefährliche Unternehmungen einzulassen, und
durchweg sind sie für ihre krankhafte Verlogenheit, Betrügereien und
parasitären Beziehungen zu "Freunden" bekannt. Unabhängig davon, wie
gebildet oder erfolgreich sie als Erwachsene sein mögen, haben sie oft eine Historie
früher Verhaltensauffälligkeiten, zum Beispiel Drogenmissbrauch oder
Straffälligkeit als Kind oder Heranwachsender, und stets lehnen sie jegliche
Verantwortung für solche Probleme ab.
Besonders
auffällig ist das flache Gefühlsleben 5 von Soziopathen, der hohle
und flüchtige Charakter von Gefühlen der Zuneigung, die sie zur Schau stellen
und eine frappierende Gefühlskälte. Ihnen fehlt jede Spur von Mitgefühl ("empafhy")
und ein echtes Interesse, Gefühlsbindungen mit einem Partner einzugehen. Nachdem
die charmante Oberfläche abgenutzt ist, sind ihre Ehen lieblos, einseitig und
fast immer von kurzer Dauer. Sofern ein Ehepartner überhaupt einen Wert für den
Soziopathen hat, sieht er ihn als Besitz an, ob dessen Verlust er vielleicht
Ärger empfindet, aber nie Traurigkeit oder gar Verantwortlichkeit.
Alle diese
Charakteristika sind, neben den von der American Psychiatric Association
aufgeführten "Symptomen", der Ausdruck einer für die meisten Menschen
unergründlichen psychischen Befindlichkeit, dem Fehlen unseres lebenswichtigen
siebten Sinns - dem Gewissen.
Verrückt
und beängstigend - und real, bei etwa vier Prozent der Bevölkerung.
Aber was
bedeuten diese vier Prozent für die Gesellschaft? Um einen Bezug zu Problemen
herzustellen, von denen man häufiger hört, bedenke man die folgenden Zahlen:
Magersucht tritt bei etwa 3,4 Prozent der Bevölkerung auf, was als fast
epidemisch betrachtet wird, und doch ist dieser Wert niedriger als die
Verbreitung der antisozialen Persönlichkeitsstörung. Die schweren Störungen,
die man als Schizophrenie klassifiziert, treten nur bei etwa einem Prozent der
Bevölkerung auf - das ist lediglich ein Viertel der Verbreitung der
antisozialen Persönlichkeitsstörung. Die Gesundheitsbehörden ("Centers for
Disease Control and Prevention") geben an, dass Darmkrebs in den USA bei
40 von 100.000 Personen auftritt, was als "alarmierend hoch"
eingestuft wird - und doch nur ein Hundertstel der Verbreitung der antisozialen
Persönlichkeitsstörung ausmacht. Etwas pointierter ausgedrückt bedeutet das,
dass es mehr Soziopathen unter uns gibt als Menschen, die unter großer
öffentlicher Aufmerksamkeit an Magersucht leiden, viermal so viele Soziopathen
wie Schizophrene, und hundertmal so viele Soziopathen wie Patienten, die an
Darmkrebs, einer bekannten Geißel der Menschheit, leiden.
Als
Therapeutin bin ich auf die Behandlung von Patienten spezialisiert, die ein
psychisches Trauma erlebt haben. Im Laufe der vergangenen 25 Jahre haben sich
Hunderte von Erwachsenen
Weitere Kostenlose Bücher