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Strafbataillon 999

Strafbataillon 999

Titel: Strafbataillon 999 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Menschen genausowenig Angst einjagen wie Schwanecke und seinesgleichen. Und weiter gibt es da noch eine dritte Gruppe: Männer, die selbst nicht wissen, wie sie herkamen – das sind wahrscheinlich die zahlreichsten. Es gibt alle möglichen Schattierungen darunter: Ja – sogar Männer ohne Rückgrat, die Ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen werden, bis zu solchen, die partout mit dem Kopf durch die Wand wollen.«
    »Sollen wir etwa kapitulieren?« fragte Bevern entrüstet.
    »Ich habe gesagt: umstellen«, sagte Barth ernst. »Sehen Sie sich unseren Oberleutnant Obermeier an. Sein Vater war Offizier. Sein Großvater auch. Sein Urgroßvater war einer der langen Kerls des Soldatenkönigs. Und er selbst? Ein alter Fronthase, mit allen Wassern gewaschen. EK I, das Deutsche Kreuz in Gold und so weiter. Er wurde sogar einmal im Wehrmachtsbericht erwähnt. Als er hierherkam, glaubte er, es gäbe für ihn nichts Neues unter der Sonne. Nach einer Woche wurde er ganz klein. Jetzt ist er wieder ein bißchen gewachsen.«
    »Auf alle Fälle werde ich erst einmal diesen – diesen Schwanecke auf dem Appellplatz fertigmachen, daß er sein eigenes Gehirn als Rührei frißt. Gewissermaßen zur Abschreckung.«
    »Sie bedienen sich einer wundervoll plastischen Sprache«, meinte Obermeier höflich. »Wo haben Sie das gelernt? Etwa aus der neuesten Ausgabe des deutschen Militärjargons, verfaßt von Oberfeldwebel Krüll und herausgegeben für alle Unteroffiziere?«
    »Ha –!« sagte Barth wonnig.
    Bevern schwieg verbissen. Welch eine Bande! dachte er grimmig. Schlappsäcke! Kapitulieren vor diesen Lumpen, die man nur aus Mitleid vor dem Galgen rettete. Umstellen? Lächerlich! Er sah aus dem Fenster. Die zweite Kompanie exerzierte. Hohläugige Gestalten mit verbissenen Gesichtern und dreckverkrusteten Uniformen.
    Schnell sah Bevern weg. Ihn ekelte. Alle erschießen, dachte er. Das wäre die beste Lösung.
    Am Abend, als Obermeier in der Stadt war und ein Kino besuchte, als Wernher bei der Gutsbesitzerin überlegte, ob er noch etwas essen oder schon schlafen gehen sollte, und Hauptmann Barth am Radio saß und Beethoven hörte, strich Oberleutnant Bevern durch die Baracken und stellte sich auf seine Weise dem Bataillon vor.
    Zunächst traf er auf Oberfeldwebel Krüll.
    Krüll kam von einer Inspektion zurück. Er hatte Deutschmann noch einmal in die Latrine gejagt, weil sie angeblich nicht sauber genug war. Eine Weile stand er dann mit den Händen auf dem Rücken hinter dem umherkriechenden Wissenschaftler, beobachtete verächtlich schnaufend seine Arbeit mit Eimer und Putzlappen und versprach schließlich, in einer halben Stunde wiederzukommen. »Wenn es dann hier nicht aussieht wie in einem Operationssaal, Sie Oberputzer, wischen Sie den ganzen Boden mit Ihrer intellektuellen Visage auf, haben Sie verstanden?«
    In dieser Hochstimmung seiner Macht traf er auf Bevern und baute ein Männchen.
    »Wie heißen Sie, Oberfeldwebel?« fragte Bevern lässig.
    »Oberfeldwebel Krüll, Herr Oberleutnant!«
    »Ach – Sie sind also Oberfeldwebel Krüll –!« sagte Bevern überrascht.
    »Jawohl, Herr Oberleutnant!« Krüll strahlte. Um seinen Ruhm wußte auch schon dieser Neue! Doch er würde kaum gestrahlt haben, hätte er geahnt, daß Oberleutnant Bevern in diesem Augenblick beschloß, sich an ihm für Obermeiers Frechheit zu rächen.
    »Wieviel wiegen Sie, Oberfeldwebel?« fragte Bevern.
    Krüll sah in den Nachthimmel. Der ist verrückt, durchfuhr es ihn.
    »Ich weiß es nicht, Herr Oberleutnant!«
    »Sie wiegen 190 Pfund, Oberfeldwebel.«
    »Ich – glaube, nicht so viel –.«
    »Wieviel wiegen Sie?«
    »190 Pfund, Herr Oberleutnant.«
    »Entschieden zuviel, Oberfeldwebel, meinen Sie nicht auch?«
    »Jawohl, Herr Oberleutnant!«
    »Mindestens vierzig Pfund zuviel!«
    »Jawohl, Herr Oberleutnant.«
    »Die müssen Sie 'runterkriegen, Oberfeldwebel.«
    »Jawohl, Herr Oberleutnant.« Nun dachte der verwirrte Krüll, diese dämliche Fragerei hätte ihr Ende gefunden und er könnte gehen, aber er irrte sich. Der Neue machte keine Anstalten, ihn zu entlassen, im Gegenteil, die Niedertracht kam erst.
    Eigentlich hätte es Krüll wissen müssen: Die Methode des Neuen war genau die gleiche wie die seine.
    »Fangen wir gleich damit an, Oberfeldwebel«, sagte Bevern und erhob dann seine Stimme zu schneidender Schärfe: »Kehrt marsch!«
    Krüll trabte. Dann lief er, 'rauf und 'runter. Mit puterrotem Gesicht und weit aufgerissenem Mund. Seit fünf Jahren

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