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Strafbataillon 999

Strafbataillon 999

Titel: Strafbataillon 999 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und rechts in Ihr dummes Gesicht schlagen!«
    »Herr Oberleutnant –!« Bevern wurde bleich. Mit einer schnellen Armbewegung drückte ihn Obermeier zur Seite, ging an ihm vorbei und ließ ihn stehen.
    In seiner Stube nahm Bevern aus dem Schrank eine dünne Mappe und machte hinter dem Namen Fritz Obermeier, Oberleutnant, ein Kreuz. Ich werde es dir zeigen, dachte er, ich werde es dir zeigen …! Das tust du nicht mit mir. Nicht mit mir!
    Voll unversöhnlichen Hasses schloß er die Mappe wieder ein.
    Oberleutnant Bevern war aus bestimmtem Grund im Strafbataillon 999. Er hatte die Aufgabe, alles zu melden, was in dieser Einheit geschah. Insbesondere sollte er sein Augenmerk auf die politische Zuverlässigkeit des Offiziers- und Unteroffizierskorps richten.
    Am nächsten Tag erfuhren die Soldaten bei der Befehlsausgabe, daß in zwei Tagen das Bataillon abrückte. Oberfeldwebel Krüll wußte es schon am Abend zuvor. Und deshalb betrank er sich.
    Er saß auf seiner Stube und soff.
    Ein normaler Mensch trinkt. Er kann auch schnell trinken, er gießt also die Flüssigkeit in kleinen, großen, schnellen oder langsamen Schlucken in sich hinein.
    Krüll machte von dieser Regel eine Ausnahme. Ob Bier, Schnaps, Wein, er setzte das Glas oder das Kochgeschirr an die Lippen, öffnete den Mund und schüttete den ganzen Inhalt des Gefäßes in sich hinein, ohne daß man ein Schlucken sah oder auch nur eine Bewegung des Kehlkopfes. »Wie ein Schlauch«, stellte Unteroffizier Hefe einmal halb bewundernd, halb neidisch fest. »Der Kerl kann saufen! Ein Wunder, daß es unten nicht wieder hinausläuft!«
    Es gab in der deutschen Wehrmacht eine Reihe von Vorschriften gegen das übermäßige Trinken. Doch wie gern er sonst nach Vorschriften lebte, kümmerte sich Krüll um diese nicht, die zu befolgen ihm sicherlich ganz gut täte. Ganz und gar vergaß er sie aber, wenn er wütend war: Dann artete seine Trinkart zu einem animalischen Saufen aus, dem ein tagelanger Katzenjammer folgte.
    Und an diesem Abend hatte er Wut. Und Angst. Wut auf Schwanecke, auf Bevern, auf Obermeier, auf alle Soldaten seiner Kompanie und aller anderen Kompanien rund um den Erdball, auf den Erdball selbst und auf das lausige Leben. Angst hatte er vor Rußland. Vor dem Wort allein und vor allem, was ihm dort widerfahren konnte. Es handelte sich ja nicht nur darum, daß die Russen schossen und ihn treffen konnten. Vielleicht bekam das Bataillon Waffen – und was war einfacher für einen Kerl wie Schwanecke, ihn, den Oberfeldwebel Krüll, anstatt einen heranstürmenden Russen zu treffen?
    Oh, du lieber Himmel!
    Ein ekelhafter Gedanke.
    Eine Bande, dachte er beziehungslos. Eine hundsverfluchte Bande! Man sollte sie alle an die nächste Wand stellen, und peng – peng – peng –. Dann wäre Ruhe für immer.
    So soff er und stierte mit glasigem Blick aus dem Fenster über den großen, dunklen Platz. »Scheiße«, sagte er laut. »Rußland –!« Und nach einer Weile: »Aus!«
    Er hatte keine Freunde, kein Mädchen, und er hatte nur sich selbst und seine Wut und seine Furcht, seine Stimme, seine Autorität – und 'n Haufen Soldaten, die ihn haßten.
    Das ist verflucht wenig für einen Mann. Krüll fühlte es und soff, bis er umfiel.
    In der Unterkunft des 2. Zuges der 2. Kompanie sagte Schwanecke: »Paßt auf, Kumpels, in den nächsten Tagen geht's ab!«
    »Wieso?« fragte Deutschmann.
    »Das hat man im Gefühl«, sagte das Rattengesicht.
    »Wohin?« fragte Deutschmann.
    »Zur Mammi«, grinste das Rattengesicht.
    »Halt die Schnauze!« fuhr ihn Schwanecke an, und das Rattengesicht duckte sich. »Im Ernst, ich spür's in allen Knochen: Es geht weg. Todsicher nach Rußland.«
    »Und was sollen wir dort?« fragte Wiedeck von seinem Bett her.
    »Das kannst du dir denken«, sagte Schwanecke grinsend.
    »Rußland –!« sagte Deutschmann leise.
    »'s ist ein verfluchtes Land«, sagte das Rattengesicht.
    »Brauchst keine Angst zu haben, Professor –!« Schwaneckes Grinsen vertiefte sich. Er beugte sich vor und stupste den zusammenfahrenden Deutschmann in die Rippen: »Alles halb so schlimm. Und eins sag' ich dir –«, jetzt flüsterte er, »'s gibt 'ne Menge Möglichkeiten dort für unsereinen, 'n Haufen Möglichkeiten! Halt dich nur an mich!«
    »Was verstehen Sie darunter?« fragte der Oberst. Aber Schwanecke überhörte die Frage. Er kniff die Augen zusammen und sagte: »Du wirst sehen, Professor, ich bin ein altes Frontschwein. Ich weiß Bescheid: Es gibt 'ne Menge

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