Strandhaus 0.5: Der Strand der Traeume
gerader auf und warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. „Was hier vor zehn Jahren passiert ist … Peter zu verlieren … das war ein schwerer Schlag.“
Ein fataler Schlag für Megs Herz. Auch jetzt noch, in diesem Moment, spürte sie einen schmerzhaften Stich in der Brust. Sie hielt sich zurück, um sich nicht mit der Hand über die Stelle zu reiben. Stattdessen lenkte sie ihre Gedanken zu Peters Familie. Sie hatten schließlich den Sohn verloren. „Ihre Tante und Ihr Onkel müssen am Boden zerstört gewesen sein.“
„Ja, das waren sie“, stimmte Caleb leise zu. „Ich auch. Peter war der große Bruder, den ich nie hatte. Ich habe ihn so sehr vermisst, dass seine Eltern mir Bitzer überlassen haben.“
Sobald er seinen Namen hörte, hob der Hund den Kopf. Caleb kraulte ihm die Ohren und schaute ihm in die Augen. „Wir beide haben immer gut aufeinander aufgepasst, nicht wahr, mein alter Junge?“ Dann sah er zu Meg. „Wie sind Sie mit dem Verlust fertig geworden?“
Indem ich weggerannt bin, vor jenem Sommer und von hier . Doch solche Wahrheiten interessierten andere nicht. „Jeden Tag ein bisschen mehr“, antwortete sie nur. Sowie sie seinen ernsten Blick bemerkte, beeilte sie sich hinzuzufügen: „Es ist zehn Jahre her.“ Er sollte nicht denken, dass sie noch immer in der Vergangenheit lebte. „Natürlich wird die Trauer immer bleiben, aber ich sterbe deswegen nicht.“
„Das ist gut. Und gut zu wissen“, sagte er leise.
„Ich bin nicht mehr dieselbe Person.“
„Daher auch das ‚Meg‘.“
Sie nickte. „Starr hatte immer Sterne in den Augen. Als ich von hier wegging, war ich eine andere, mehr eine Frau, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht, nicht mehr das romantische, sentimentale junge Mädchen.“
„Wieso klingt ‚mit beiden Beinen auf dem Boden stehen‘ bei Ihnen wie ein Synonym für ‚pessimistisch‘?“
Abrupt drehte Meg sich in ihrem Stuhl zu ihm hin. „Das bin ich nicht. Ich glaube einfach nur nicht mehr an Märchen.“
Bevor er etwas erwidern konnte, meldete sich die Backofenuhr in der Küche. Sie erhoben sich und betraten zusammen das Haus. Bitzer tappte schwanzwedelnd hinter ihnen her. „Fressen ist also noch immer seine Lieblingsbeschäftigung, was?“ meinte Meg lächelnd.
„Er ist einfach gerne dabei. Ich nehme ihn sogar mit ins Büro.“
Während sie den Auflauf auf die Teller verteilten, erfuhr Meg, dass das Unternehmen, für das Caleb arbeitete, seine eigene Firma war, und die Apps, die er entwickelte, für Triathleten gedacht waren, von Routenplanern bis hin zu Trainingsprogrammen. Und als sie dann am Küchentisch Platz nahmen, die Schüssel mit gemischtem Salat, den Wein und Wasser auf dem Tisch, da erlaubte Meg es sich, noch einmal seine breiten Schultern und die muskulöse Brust zu begutachten … natürlich zu reinen Informationszwecken.
Das leichte Prickeln, das ihr dabei über die Haut lief, ignorierte sie geflissentlich. „Triathlon, also?“ Sie griff nach ihrer Gabel. „Ist das Ihr Lieblingssport?“
Er sah von seinem Teller auf. „Ich musste ein bisschen zurückschrauben“, meinte er nüchtern. „Ich versuche, ein etwas gemäßigteres Leben zu führen. Zahmer zu werden.“
Zahm? Ein Selfmademan wie er, von sich selbst überzeugt, von sich selbst eingenommen und schlichtweg sexy, besaß mit Sicherheit keine einzige zahme Zelle in seinem Leib. Nicht einmal sein kleiner Finger war gezähmt, genauso wenig wie sein kleiner Zeh.
Er lachte. „Sie sehen nicht aus, als würden Sie mir das abkaufen.“
„Nein, tue ich nicht.“
Er lachte noch immer. Und in diesem Moment griffen sie beide nach der Wasserkaraffe. Ihre Hände berührten sich. Und da sie eine Frau war, die nicht mehr an Magie und Märchen glaubte, musste es etwas anderes sein, das ihren Körper wohlig erschauern ließ. Biologie? Chemie? Es musste einen nüchternen logischen Grund dafür geben, wie zum Beispiel Pheromone … oder Adrenalin. Denn in ihrem Innern hatte eine jähe Schlacht zwischen zwei völlig verschiedenen Impulsen eingesetzt: näher an Caleb heranzurutschen, oder die Beine in die Hand zu nehmen und so weit wie möglich von ihm wegzulaufen.
Sie hätte in der Schule besser aufpassen sollen, dann könnte sie jetzt eine Erklärung finden. Eine Erklärung dafür, weshalb ihre Haut wie Feuer brannte, weshalb ihr das Blut durch die Adern rauschte und weshalb ihre Nervenbahnen willkürlich die verschiedensten Botschaften durch ihren Körper jagten.
Ihr Magen zog
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