Strandhaus 0.5: Der Strand der Traeume
zusammen mit ihrer Wasserflasche lagen. „Wie heißt es doch so schön? Wer rastet, der rostet. Ich dachte mir, ich kann die Arbeit auch selbst erledigen. Faulenzen ist gefährlich.“ Und umso gefährlicher, weil sie dann zu viel Zeit hätte, um über den letzten Sommer nachzugrübeln. Über Peter.
Rex nickte, als wüsste er genau, was sie alles nicht aussprach. „Komm ruhig auf einen Besuch vorbei, wenn du Gesellschaft brauchst.“
„Ja, gern. Danke für die Einladung.“ Sie lächelte Rex an, auch wenn ihr auch jetzt schon klar war, dass sie nicht bei ihm auftauchen würde. Sie wollte keine Gesellschaft haben. In Gesellschaft würde das Thema Peter vielleicht aufkommen. Die Frage könnte fallen, weshalb sie von ihrem Zuhause weggerannt und nie wieder zurückgekehrt war. Und dann wäre sie versucht gewesen, sich einzugestehen, wie viel sie verloren hatte. Damit meinte sie nicht nur die Unbeschwertheit des jungen Mädchens.
Nein, sie war zu clever, um das geschehen zu lassen.
„Genieße den Spaziergang, Rex“, sagte sie und ging weiter den Strand entlang.
An der Südspitze wurde Crescent Cove von hohen Klippen begrenzt, die weit in den Pazifik hinausliefen. Oben wirkten die Klippen wie ein Plateau, aber an den Seiten gab es Stufen und Vorsprünge, von denen waghalsige Kliffspringer sich ins Meer stürzten. Skye hatte überall Verbotsschilder aufgestellt, die vor den Gefahren warnten, doch wenn man sich die ausgetretenen Kletterpfade von hier unten betrachtete, bewirkten die Schilder wohl nicht viel. Das letzte Strandhaus in der Bucht, ein zweistöckiges Holzhaus mit blau-grünen Fensterrahmen und einer großen Veranda, die weit über den Strand reichte, schmiegte sich direkt an die Klippen. Die Hausnummer war in ein Stück Treibholz geschnitzt, das die gleiche Farbe wie die Rahmen hatte und neben der Tür angenagelt war. Strandhaus Nr. 9.
Meg stieg die Holzstufen zur Veranda hinauf, legte ihre Tasche auf dem Tisch unter dem Sonnenschirm ab und sah sich um. Eine Hollywoodschaukel, mehrere Stühle und ein Stapel mit zusätzlichen Stühlen, in der Ecke der Grill. Alles schien in Ordnung zu sein. Zwar war der Mieter nicht hier, doch im Juni würde er zurückkommen. Danach würden andere Gäste anreisen und über Juli und August in Nr. 9 bleiben. Skye hatte ihr gesagt, dass fast alle Häuser den Sommer über ausgebucht waren, und das war gut so, denn in der Sommersaison wurden die Haupteinnahmen gemacht. Im Herbst würde es dann ruhiger werden, und im Winter und Frühling würden die meisten Häuser leer stehen.
Die Stirn gerunzelt studierte Meg das Geländer. Skye war zu Recht verärgert. Die Farbe blätterte in großen Flocken ab, obwohl die Ausbesserungsarbeiten erst im Februar vorgenommen worden waren. Wenn die Saison zu Ende war, blieb Zeit für die nötigen Instandhaltungsarbeiten, und die Malerfirma war im Frühjahr erst hier gewesen. Was immer die Handwerker getan hatten, es hatte nicht lange vorgehalten.
Andererseits war Meg froh darum. So war sie beschäftigt und musste nicht an …
An niemanden. Sie musste an niemanden denken.
Sie holte ein Haargummi aus der Tasche und band ihre goldblonden Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen. Ganz bewusst entspannte sie ihre Gesichtsmuskeln. „Stirnrunzeln macht Falten“, murmelte sie vor sich hin. „Du willst doch nicht grimmig aussehen, oder?“
Andererseits … sie war neunundzwanzig, noch dazu Buchhalterin. Vielleicht hatte sich die grimmige Miene ja schon festgesetzt.
Sie verdrängte die deprimierende Vorstellung und machte sich an ihr Vorhaben. Sie begann an der Geländerecke, und schon bald stand sie mit ihren Flipflops in Farbflocken, die Schnipsel bedeckten ihre Hände und Arme, klebten an ihrer Jeans und ihrem T-Shirt, verdeckten fast das Wort mit Ausrufezeichen, das auf dem Stoff über ihre Brust lief: Mäh!
Die knappe Zusammenfassung ihres Lebens.
Mäh. Meg. Beides begann mit M, beides klang ähnlich.
Ihre Kehle war wie ausgetrocknet, dabei hatte sie die kleine Wasserflasche, die sie mitgebracht hatte, schon fast leer getrunken. Das fahle Maigrau kämpfte eine Schlacht mit der Sonne, und auch wenn das Grau zu gewinnen schien, so waren die Temperaturen doch definitiv angestiegen. Der letzte Schluck Wasser half nicht viel, deshalb beschloss Meg, sich mit dem Generalschlüssel ins Strandhaus zu lassen und ihre Plastikflasche in der Küche aufzufüllen.
Der Mieter von Nr. 9, Griffin Lowell, hatte schon als Kind den Sommer über mit
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