Strandwoelfe
eine Bestrafung für das, was sie zwei Hexen angetan hatten.« Sie fröstelte. »Es war natürlich töricht, aber einfaches Volk lebt nach einfachen Gesetzen.«
Hugh stieß hörbar den Atem aus. »Aber Blount glaubte nicht an diesen Zauber und ließ sich dort nieder. Andere gesellten sich dann zu ihm und teilten seine Freistätte.« Er blickte Dancer an und rief: »Mein Sekretär soll kommen!« Zu den anderen sagte er: »Ich schreibe De Crespigny eine Nachricht. Wir müssen möglicherweise ein großes Gebiet durchsuchen.«
Dancer starrte ihn an. »Wollen wir hin?«
Hugh lächelte grimmig. »Aye. Wenn es eine falsche Spur ist, dann weiß ich es wenigstens vor Vyvyan. Wenn es aber stimmt, möchte ich beim Fangschuß dabei sein!« Er dämpfte die Stimme und sagte zu seiner Mutter: »Du hättest nicht selbst kommen sollen. Du hast schon genug getan.«
Whiffin trat gebückt durch die Tür und starrte die Frau an, als traue er seinen Augen nicht.
»Einen Brief an den Kommandanten in Truro, Whiffin. Dann brauchen wir Pferde und ein paar gute Leute, die sowohl reiten als auch kämpfen können.«
»Ich habe zum Teil schon vorgesorgt, Hugh.« Seine Mutter beobachtete amüsiert sein Erstaunen. »Pferde und drei von unseren eigenen Leuten warten am Anlegesteg.«
Gloag meinte besorgt: »Gott segne Sie, Madam, aber ich habe nicht mehr im Sattel gesessen, seit ich ein kleiner Junge war.« Hugh schnallte bereits seinen Degen um.
»Sie bleiben hier. Das ist eine Arbeit für junge Leute.«
In einer halben Stunde hatte sich die kleine Gruppe auf dem Steg versammelt: drei Landarbeiter, Hugh und seine beiden Fähnriche und sechs Seeleute, die geschworen hatten, sie könnten so gut reiten wie jeder feine Herr. Zu den letzteren gehörte auch der findige Robins.
Hugh Bolitho musterte sie durch den immer heftiger werdenden Regen.
»Fertig, Leute! Bleibt dicht zusammen!«
Er wandte sich um, als ein weiterer Reiter in der Dunkelheit davongaloppierte, der den Brief zu Oberst de Crespigny bringen sollte.
»Und wenn wir diese Teufel finden, möchte ich kein Rachegemetzel erleben. Gerechtigkeit ist es, was wir jetzt brauchen.« Er wendete sein Pferd auf den nassen Pflastersteinen.
»Los!«
Außerhalb der Stadt mußten sie wegen des dichten Regens und des schlechten Straßenzustands die Gangart der Pferde verlangsamen. Nach kurzer Zeit stieß ein einsamer Reiter zu ihnen, der eine lange Muskete quer vor sich über dem Sattel hielt. Er sah aus wie das Bild eines alten Kriegers.
»Hier entlang, Mr. Hugh, Sir!« Es war Pendrith, der Jagdaufseher. »Ich habe von Ihrem Plan Wind bekommen, Sir.« Es klang, als grinste er. »Dachte, Sie könnten einen alten Waldläufer dabei gebrauchen.«
Schweigend ritten sie weiter, nichts war zu hören als das Trommeln der Hufe auf dem nassen Boden, das Keuchen von Mensch und Tier und das gelegentliche Klirren eines Steigbügels oder Entermessers.
Bolitho dachte an seinen Ritt mit Dancer, als sie zu dem schwach-sinnigen Jungen in der kleinen Bucht geritten waren, wo Tom Morgans Leichnam lag. War es erst wenige Tage her? Es kam ihm vor, als seien es Monate gewesen.
Als sie näher an das abgebrannte Dorf kamen, erinnerte sich Bolitho, wie seine Mutter ihn gescholten hatte, weil er als Junge einmal auf einem geliehenen Pony allein dorthin geritten war, nur von einem Hund begleitet. Jetzt hatte sie den Aberglauben als töricht bezeichnet, doch damals hatte sie anders gesprochen.
Die Pferde drängten sich zusammen, als Pendrith abstieg und sagte: »Höchstens noch eine halbe Meile, Sir. Es ist wohl besser, von hier aus zu Fuß zu gehen.«
Hugh sprang aus dem Sattel. »Fesselt die Pferde. Zwei Leute bleiben hier als Wache.« Er zog die Pistole und wischte mit dem Ärmel das Regenwasser davon ab. »Führen Sie uns, Pendrith! Ich bin mehr auf See zu Hause als im Wald.«
Bolitho merkte, daß einige Leute über diese Bemerkung lachten. Er lernte immer noch dazu.
Pendrith und ein Knecht führten sie. Es war kein Mond zu sehen, aber eine Lücke im jagenden Gewölk gab kurz den Blick frei auf ein kleines spitzes Dach.
Bolitho flüsterte seinem Freund zu: »Noch heute bauen sie in manchen Dörfern diese kleinen Hexenhäuser. Sie sollen am Dorfeingang die bösen Geister vertreiben.«
Dancer bewegte sich unbehaglich in seinen geborgten Sachen und zischte: »Hier haben sie wohl nicht viel Erfolg damit gehabt.«
Pendriths massige Gestalt kam zu ihnen zurückgerannt, Bolitho schien es, als werde er von
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