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Strandwoelfe

Strandwoelfe

Titel: Strandwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Augen… Kein Wunder, daß Vyvyans Leute immer in der Nähe waren und wir niemals einen Schmuggler fingen. Und – er mußte sich seines Pseudoge-fangenen entledigen, bevor ein Untersuchungsrichter auftauchte. Der Mann hätte sonst gegen ihn ausgesagt, um sein Leben zu retten.«
    Bolitho fühlte, wie sein Mund trocken wurde. Wenn das stimmte, dann hatte Vyvyan sogar einige seiner eigenen Leute erschießen lassen, damit es echt aussah. Dann war er ein Ungeheuer, kein Mensch. Und beinahe hätte alles geklappt, konnte noch immer klappen, wenn Dancers Erzählung keinen Glauben fand. Strandräuber, Schmuggler, Rebellen aus den amerikanischen Kolonien – es kam ihm vor wie ein böser Traum.
    Vyvyan hatte das alles geplant, die Behörden die ganze Zeit an der Nase herumgeführt. Es war ihm auch gelungen, ihnen die Idee mit dem Gefangenenaustausch in den Kopf zu setzen.
    Seinen Bruder fragte Bolitho: »Was wirst du tun, Hugh?«
    Dieser lachte bitterböse. »Ich wä re geneigt, dem Admiral einen ausführlichen Bericht zu schicken. Aber erst wollen wir herausfinden, wo dieses verdammte Dorf liegt. Es kann nicht weit von der Küste entfernt sein.« Seine Augen glühten. »Das nächste Mal, Richard, das nächst e Mal wird er we niger Glück haben!« Bolitho folgte Dancer die Treppe hinauf in sein Zimmer, vorbei an den kritischen Augen der Ahnenporträts.
    »In Zukunft, Martyn, will ich mich nie mehr beklagen, daß ich auf einem Linienschiff Dienst tue.«
    Dancer setzte sich auf den Bettrand und lauschte dem Heulen des Windes.
    »Ich auch nicht.« Er rollte sich auf die Seite, müde und erschöpft. Als Bolitho Dancers blonden Schöpf im Kerzenlicht betrachtete, kam ihm plötzlich jener andere Blondkopf in den Sinn, der tot im nassen Gras gelegen hatte, und ihn durchströmte ein Gefühl unendlicher Dankbarkeit.

Di e Klau e de s Teufels
    Colonel de Crespigny saß steif in der Achterkajüte der Avenger und blickte sich mit einer Mischung aus Neugier und Widerwillen in dem engen Raum um.
    Er sagte zu den beiden Fähnrichen: »Wie ich schon Ihrem – äh – Kommandanten erklärt habe, kann ich auf Grund einer so dürftigen Zeugenaussage keinerlei Risiko eingehen.«
    Als beide sofort zu protestieren begannen, fügte er hastig hinzu: »Ich sage ja nicht, daß ich nicht glaube, was Sie gehört haben oder meinen , gehört zu haben. Aber vor einem Gericht – und seien Sie sicher, ein Mann von Sir Henrys Position und Autorität würde sich den besten Anwalt nehmen – klänge es weniger überzeugend.«
    Er beugte sich zu Dancer hinüber, wobei seine blankpolierten Stiefel auf den Decksplanken knarrten.
    »Überlegen Sie selbst. Ein erstklassiger Advokat aus London, ein erfahrener Untersuchungsrichter und ein voreingenommenes Gremium von Geschworenen – Ihr Wort wäre bestimmt der einzige Protest im ganzen Gerichtssaal! Die Besatzung des Schoners kann man auf Verdacht festhalten, obgleich ihr bisher keinerlei üble Absicht oder gar eine Verbindung zu Sir Henry nachzuweisen war. Ich bin ziemlich sicher, daß neue Belastungen auftauchen werden, aber nur gegen sie und nicht gegen den Mann, den wir überführen wollen.«
    Hugh Bolitho lehnte sich gegen die Bordwand, die Augen halb geschlossen. »Es scheint, wir sind an einem toten Punkt angelangt.«
    Der Oberst nahm einen Pokal und füllte ihn sorgfältig, bevor er wieder das Wort ergriff. »Wenn Sie das Dorf finden und dazu ein paar klare, eindeutige Beweise, kann ein Fall daraus werden. Wenn nicht, dann sind Sie auf Sir Henrys Unterstützung angewiesen, und zwar vor jedem Untersuchungsrichter und Gerichtshof. So grausam und ungerecht dies auch erscheinen mag, es sind die Tatsachen, mit denen Sie sich abfinden müssen.« Bolitho betrachtete seinen Bruder und empfand wie dieser die Ungerechtigkeit ihrer Niederlage. Wenn Vyvyan erst hinter ihre Absicht kam, würde er möglicherweise einen weiteren Plan in Szene setzen, um sie in Mißkredit zu bringen und ihnen Hindernisse in den Weg zu räumen.
    Gloag, den man wegen seiner Erfahrung zu der Besprechung hinzugezogen hatte, ließ sich vernehmen: »Es gibt Hunderte solcher Dörfer und Siedlungen im Umkreis von fünf Meilen, Sir. Die Suche könnte Monate dauern.«
    Hugh Bolitho sagte bitter: »In welcher Frist die Kunde bis zum Admiral vorgedrungen und die Avenge r sonstwohin unterwegs ist, zweifellos mit einem neuen Kommandanten.«
    De Crespigny nickte. »Höchstwahrscheinlich. Ich diene seit langem in der Armee, bin aber immer wieder erstaunt

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