Strandwoelfe
Gespenstern gejagt.
Der Jagdaufseher stieß hervor: »Dort brennt irgendein Feuer, Sir, auf der anderen Seite des Dorfes!«
Er wandte sich wieder um, und jetzt leuchtete sein Gesicht rot auf, als eine gewaltige Feuerzunge himmelwärts stieg und eine Wolke von Funken in die Luft wirbelte.
Einige der Männer schrien entsetzt auf; selbst Bolitho, der an die alten Hexengeschichten gewöhnt war, lief es eiskalt über den Rücken.
Hugh brach durch die Büsche, alle Vorsicht beiseite lassend, und schrie: »Lebhaft, Jungs, sie haben eine der Hütten in Brand gesetzt!«
Als sie die Kate erreichten, brannte sie bereits lichterloh. Ein dichter Funkenregen prasselte auf die geblendeten Leute herab und hinderte sie am Näherkommen.
»Mr. Dancer! Nehmen Sie zwei Mann, und gehen Sie auf die Rückseite!«
Im Licht der sich rasch ausbreitenden Flammen hoben sich die Gestalten der Seeleute und Landarbeiter klar vom Hintergrund der Bäume und Regenschleier ab. Richard Bolitho wickelte sich sein Halstuch um Mund und Nase und trat dann mit voller Wucht gegen die Tür. In diesem Augenblick stürzte polternd das strohgedeckte Dach ein, so daß Funken seine Beine versengten. Pendrith brüllte: »Zurück, Master Richard! Es ist zwecklos!« Bolitho wandte sich ab und sah seinen Bruder in die Flammen starren, unempfindlich gegen Hitze und Funken. Im selben Augenblick wurde ihm alles klar. Hugh sah mit der Hütte all seine Hoffnungen, seine ganze Zukunft in Flammen aufgehen. Die Hütte mußte angezündet worden sein, denn kein normales Feuer hätte sich bei diesem starken Regen so rasch ausbreiten können. Rasch faßte er einen Entschluß.
Er warf sich nochmals mit ganzer Kraft gegen die Tür, von dem eisernen Willen getrieben, noch rechtzeitig in die Hütte zu gelangen.
Die Tür gab nach und stürzte wie eine verkohlte Zugbrücke nach innen, und als der Rauch sich hob, sah er den sich windenden Körper eines Mannes zwischen brennenden Möbeln und glühenden Dachsparren am Boden liegen.
Blitzartig registrierte er diese Einzelheiten, während er hineinrannte, sich über den Liegenden beugte und ihn an den Schultern zur Tür zerrte. Der Mann war an Händen und Füßen gefesselt und half verzweifelt mit den Beinen nach. Über dem Knebel quollen seine in Todesangst geweiteten Augen hervor. Der Gestank verbrannten Fleisches und der Gedanke an die ungeheure Grausamkeit, mit der ein Mensch hier bei lebendigem Leibe hätte verbrannt werden sollen, verursachten Bolitho Übelkeit.
Schreie drangen durch das Brausen der Flammen an sein Ohr wie das Kreischen sterbender Hexen, die einen letzten Fluch ausstießen.
Nun griffen andere zu und zerrten Bolitho samt seiner Last ins Freie, in den herrlichen, kühlenden Regen.
Dancer kam durch den Feuerschein gerannt und schrie aufgeregt: »Das ist das Dorf, Dick! Ich bin ganz sicher! Diese Hütten wand…« Er brach ab und starrte auf den halb verbrannten Mann am Boden, der offensichtlich mit dem Tode rang.
Pendrith kniete in Schlamm und Funkenflug neben ihm und fragte heiser: »Wer hat dir das angetan?«
Der Mann, in dem Pendrith bereits den vermißten Blount erkannt hatte, keuchte: »Sie haben mich gefesselt, damit ich verbrenne!« Er krümmte sich vor Schmerzen, die Zähne im Todeskampf entblößt. »Sie wollten mir nicht glauben!« Er schien erst jetzt zu merken, daß ihn Seeleute umstanden, und fügte mit brechender Stimme hinzu: »Nach allem, was ich für ihn getan habe!«
Hugh beugte sich über ihn, das Gesicht wie zu Stein erstarrt, und drängte: »Wer? Wer hat es getan, Blount? Wir müssen es wissen!« Er versteifte sich, als eine der geschwärzten Hände des Verbrannten nach seinen weißen Aufschlägen griff. »Du stirbst! Sag’s uns, bevor es zu spät ist!«
Der Kopf des Mannes sank zur Seite; Bolitho konnte fast fühlen, wie seine Schmerzen beim Nahen des erlösenden Todes verebbten.
»Vyvyan!« Noch einen Augenblick gaben ihm Haß oder Lebenswille Kraft. Blount schrie den Namen: »Vyvyan ! «
Hugh Bolitho stand auf und nahm den Hut ab, stand entblößten Hauptes, als sollte der Regen wegwaschen, was er gesehen hatte. Robins flüsterte: »Dieser Schrei hat ihm den Rest gegeben, Sir.« Hugh wandte sich ab. »Ihm und manchen anderen.«
Als Richard Bolitho sich zum Gehen anschickte, sah er den Fleck an seines Bruders weißem Aufschlag, den der sterbende Blount hinterlassen hatte. Im flackernden Licht der Flammen kam er ihm vor wie ein Abdruck der Klaue Satans.
Feue r frei!
Bolitho und
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