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Strandwoelfe

Strandwoelfe

Titel: Strandwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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über die Entscheidungen meiner Vorgesetzten.«
    Hugh griff nach einem Glas, überlegte es sich dann jedoch anders.
    »Ich habe meinen Bericht für den Admiral und den obersten Zollbeamten in Penzance fertig. Whiffin, mein Sekretär, macht soeben die erforderlichen Abschriften. An die Verwandten der Gefallenen habe ich geschrieben und den Verkauf ihrer persönlichen Habe veranlaßt.« Er spreizte die Hände. »Ich we iß nicht, was sonst noch zu tun wäre.«
    Richard Bolitho betrachtete ihn interessiert, sah er doch jetzt einen völlig anderen Mann vor sich als den selbstbewußten, zeitweilig sogar arroganten Bruder, den er gewohnt war.
    »Wir müssen das Dorf finden«, sagte er, »und zwar, bevor sie die Musketen und die andere Beute beiseite schaffen. Es muß doch irgendeinen Anhaltspunkt geben!«
    De Crespigny seufzte. »Ich stimme zu. Aber auch wenn ich jeden Mann und jedes Pferd losschicke – finden würden sie nichts. Die Diebe ve rschwänden wie die Füchse in ihrem Bau, und Sir Henry käme dahinter, daß wir auf seiner Spur sind. Die ›Gefangennahme‹ des Strandräubers und der gut arrangierte Austausch waren meisterhafte Schachzüge. Sie würden jedes Gericht überzeugen, vor allem in Cornwall.«
    Dancer rief aus: »Sir Henry hat doch gesagt, er kenne den Gefangenen und würde ihn früher oder später bestimmt wieder einfangen.«
    De Crespigny schüttelte den Kopf. »Wenn Sie in bezug auf Sir Henry recht behalten, hat er den Mann längst umgebracht o der so weit weggeschickt, daß er keinen Schaden mehr anrichten kann.« Aber nun fuhr Hugh Bolitho auf: »Nein! Mr. Dancer hat heute die einzige Bemerkung gemacht, die Hand und Fuß hat.« Er blickte sich in der Kabine um, als suche er einen Ausweg.
    »Vyvyan ist zu schlau und zu skrupellos, um eine Spur zu legen, deren Unechtheit nachgewiesen werden könnte. Wenn wir herausfinden, wer der Mann war und wo er herkam, könnte uns das vielleicht weiterführen!« Er schien zu neuem Leben zu erwachen. »Es ist jedenfalls alles, was wir in der Hand haben.« Gloag nickte zustimmend. »Ich wette, er stammt von einem der Höfe, die Sir Henry gehören.«
    Bolitho spürte förmlich das Aufflackern von Hoffnung in der Kabine. Zwar war sie schwach, aber doch stärker als noch vor wenigen Augenblicken.
    Hugh sagte lebhaft: »Ich schicke jemanden nach Hause. Wir müssen Hardy fragen, der hat für Vyvyan gearbeitet, bevor er zu uns kam.«
    De Crespigny starrte ihn an. »Ihr Obergärtner? Seine Aussage würde ich nicht ins Treffen führen, wenn für mich so viel auf dem Spiel stünde.«
    Hugh lächelte. »Mit Verlaub, Sir, es ist mein e Karriere, die auf dem Spiel steht, und der gute Name meiner Familie.«
    Die Avenge r schwoite lässig an ihrer Ankertrosse, als wolle sie ihren Eifer bekunden, wieder auszulaufen und ihren Teil zum Erfolg beizutragen.
    Richard Bolitho fragte: »Nun, sollen wir es versuchen?«
    Er kannte Bill Hardy als einen alten Mann, dessen Tastsinn ihm mehr über die seiner Obhut anvertrauten Pflanzen und Blumen vermittelte als sein nur noch schwaches Augenlicht. Aber er hatte sein ganzes Leben in einem Umkreis von zehn Quadratmeilen rund um Falmouth zugebracht und wußte eine ganze Menge über die Menschen. Allerdings war er schweigsam und behielt sein Wissen für sich. Bolitho vermutete, daß sein Vater ihn eingestellt hatte, weil er ihm leid tat.
    Hugh sagte: »Sobald wir können, aber vorsichtig. Sie schon jetzt zu alarmieren, wäre eine Katastrophe.«
    Überraschenderweise gestattete er seinem Bruder und Dancer, mit diesem Auftrag nach Hause zurückzukehren. Ob aus dem Grunde, weil diese beiden wenig Aufsehen erregen würden, oder weil er fürchtete, daß sein Temperament mit ihm durchgehen könnte, vermochte Bolitho nicht zu entscheiden.
    Als sie über den mit Kopfsteinen gepflasterten Platz eilten, sagte Dancer noch etwas atemlos: »Allmählich fange ich an, mich wieder frei zu fühlen! Was auch kommen mag, ich bin dafür gewappnet!«
    Bolitho musterte ihn lächelnd. Sie hatten sich auf das gemeinsame Weihnachten und auf eins von Mrs. Tremaynes phantastischen Festessen gefreut. Aber nun sah die unmittelbare Zukunft genauso grau aus wie das trübe Wetter und keineswegs mehr so ermutigend, wie sie ihnen in der Kabine der Avenger erschienen war. Anstatt des erhofften, üppig gedeckten Tisches von Mrs. Tr emayne würden sie wohl demnächst eher den Amtstisch eines Untersuchungsrichters vor sich haben.
    Bolitho fand seine Mutter in der Bibliothek, wo sie

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