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Strasse der Sterne

Strasse der Sterne

Titel: Strasse der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Stück altes Wachs, du dagegen wie eine Winterrose«, flüsterte Martin in Pilars Ohr. Der Wein, den er schnell getrunken hatte, machte ihn mutig. »Ich bin froh, dass du bald meine Frau bist. Und noch froher, dass wir sie nicht in unser Haus mitnehmen müssen.« Er lachte. »Obwohl ja gemunkelt wird, eure Base verfüge über gewisse Fertigkeiten, die jeden Mann ihren Buckel schnell vergessen lassen ...«
    »Die Leute haben immer etwas zu reden. Egal, ob jemand einen hohen Rücken hat oder nichts mehr sehen kann.«
    »Das ist doch etwas ganz anderes!« Martin spürte, dass er sie verletzt hatte. »Über dich würde keiner etwas Abfälliges zu sagen wagen. Und wenn doch, dann kriegt er auf der Stelle meine Fäuste zu spüren. Magda dagegen ...«
    Pilar rückte von ihm ab. »Was bist du, Martin, ein Tratschweib oder ein Mann?«
    »Das würde ich dir nur zu gern beweisen - am liebsten auf der Stelle!« Er war ihr schon wieder ganz nah gerückt. »Sag, wollen wir nicht kurz nach draußen gehen? Die Winterluft würde dir bestimmt gut tun.«
    Pilar rührte sich nicht.
    Bestimmt würde er im Schutz der Nacht wieder versuchen, seine dicke Zunge zwischen ihre Lippen zu schieben und ihre Brüste zu kneten. Und wer weiß, was er an seinem Ehrentag noch als Geschenk von ihr einzufordern gedachte! Dabei mochte sie eigentlich, wie er roch. Ihr gefielen auch die helle, jungenhafte Stimme und seine Hände, die kräftig und zuverlässig waren, wie die seiner Vorfahren, die noch als Bauern ihr Land bestellt hatten. Aber sobald er sie berührte, versteif t e sich ihr Körper. Pilar hoffte immer wieder, daran würde sich etwas ändern, wenn sie erst einmal unter einem gemeinsamen Dach lebten. Sie hatte sogar schon darum gebetet. Manchmal jedoch überwog die Furcht, alles würde auch nach der Trauung so bleiben wie bisher. Sie hasste sich für ihre eigene Feigheit. Verdiente Martin nicht, dass sie ihm sagte, was sie wirklich empfand?
    »Ich bin müde«, sagte sie und stand so unvermittelt auf, dass sie ihren Stuhl umstieß.
    »Tariq soll dich nach oben bringen«, sagte Heinrich, der besorgt aufgesprungen war. Jetzt tat es ihm Leid, dass er Pilar bewogen hatte, ohne Stock an den Tisch zu kommen. Ihre Blindheit war unübersehbar - für alle. Weshalb suchte er dann noch immer nach Möglichkeiten, sie zu vertuschen?
    Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, stand der Maure schon in der Tür. Pilar legte ihre Fingerspitzen auf seinen Arm, nickte noch einmal in die Runde und ging steifbeiniger als sonst hinaus, weil sie die Blicke aller in ihrem Rücken spürte.
    »Wir sollten unbedingt reden, Heinrich«, sagte Pater Rabanus halblaut. »Nicht nur über deine Tochter.«
    »Willst du noch mit nach oben in die Hauskapelle?«, fragte Heinrich. »Mir ist nach einer Zwiesprache mit der Muttergottes.«
    »Das erledigst du besser allein. Lass uns lieber demnächst im Schottenkloster zusammenkommen.« Der Pater warf einen Blick zu Albin und Martin, die angestrengt zuhörten. »Dort kann der heilige Jakobus unsere Gedanken klären.«
    Er brach so eilig auf, dass den beiden Löbels nichts anderes übrig blieb, als sich ebenfalls zu verabschieden.
    »Du hast es doch nicht noch einmal vor, Weltenpurger, nicht wahr?«, sagte Albin drohend, als Martin schon halb draußen war. »Das würdest du nicht wagen!«
    »Wovon redest du?«, fragte Heinrich, der sehr wohl wusste, worauf der andere anspielte.
    »Die Hochzeit unserer Kinder verschieben. Mein Junge hält es ohnehin kaum bis Ostern aus, du siehst ja, wie er brennt. Und was mich betrifft«, er bleckte die Zähne, lang und gelblich wie die eines Pferdes, »ich könnte sonst womöglich meine stadtbekannte Langmut verlieren. Dein Haus ist angesehen, die Mitgift stattlich, aber vergiss trotz allem eines nicht: Regensburg hat eine Menge wohlhabender Bürgerstöchter - mit gesunden Augen.«
    *
    Magda ließ sich Zeit, bis sie schließlich die Stufen zur Kapelle hinaufstieg. Eine eigentümliche Scheu hielt sie sonst dem Turm fern, vielleicht, weil Rena sich dort oft aufgehalten hatte. Sogar die Hauskapelle im ersten Obergeschoss betrat sie gewöhnlich nur, wenn es unbedingt sein musste, obwohl die Madonna, der sie geweiht war, eine schier unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie ausübte.
    Der Traum ging ihr nicht aus dem Sinn, der sie in der vergangenen Nacht heimgesucht hatte: kalte Dämonenlippen, die gierig ihren Hals und ihre Brüste geküsst hatten. Irgendwann war ihr so heiß dabei geworden, dass sie

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