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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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i n der Erde ste c ken. Das Beste, das si c h über Brüssel sagen läßt, ist, daß es nur drei Stunden von P aris en t fe r nt li e gt. Wenn ich in der EG e t w as z u s a gen hä t te, und, glaub e n Sie mir, Ihnen könnte S c hl i mmeres passieren, w ürde ich z uallererst dafür sorg e n, daß die Hauptstadt na c h D ublin oder Glasg o w oder vie l leicht au c h nach Neapel verl e gt w ird, in e ine Stadt j edenfalls, w o die A rbeitsp l ätze w il l k o mm e n w ä ren und w o die Bürger noch mit e i n e m g e w i ss e n Stolz auf ihre Stadt bli c ken, w a s man von den Brüssele r n leider nicht b e haupt e n k a nn.
    Es gibt si c her nicht viele Stä d te, deren Ein w o hner w eniger A c h t ung vor ihr e m g e schi c ht l ich e n Erbe be w i e sen haben, a l s Brüssel. Beispiel: Fünfunddreißig Jahre w ar die Stadt die He i m a t von Victor Horta, dem Vater der Jug e n d stilarch i tek t ur, der zu se i n e n Lebzeit e n ein so gefeierter M a nn w ar, daß m a n i hn zum Baron ern a nn t e. Er w ar für Brüssel, w as Ma c kint o sh für Gl a sg o w und Gaudi für Barcelona ist. D e nnoch ertei l te die g l eichgül t ige Stad t ve r w al t ung den I m m obi l ienspekul a nten i m L a ufe der Jahre alle erforderlichen Gen e hmigungen, um f a st j edes seiner schönst e n Bau w erke abzure i ßen: das Anspa c h Warenh a us, das Maison du P euple, das Brugm a nn Krank e nhaus, das Roger Haus. H e ute hat Brüssel beacht li ch w e n i g auf z u w e i sen, das si c h a nzusehen lohnt. Stundenlang k a nn man durch die Straßen l a ufen, o hne auf e t w as z u stoßen, dessen A nblick das Herz ein w en i g höher s c hlag e n läßt.
    Ich bin überzeugt, daß die Dinge sich a ll m ä hli c h besse r n. Wenn man früher aus d e m Bahnh o f trat, fiel der erste Blick über die D ächer der A l t stadt, und gen a u in die M i tte dieser vielversprech e nden Aussi c ht hatte m a n ni c ht e t w a, w ie i n a nderen S tädten übli c h, e i ne K athedrale mit golden e m Da c h oder ein barockes Ra t h a us gesetzt, son d ern ein e n P arkplatz und eine T ankste l l e . Beides w urde in z w is c h e n abgeriss e n und durch e i n paar Backsteinbaut e n ersetzt - ke i ne brillante A r c hit e ktur, aber si c herlich b esser als e i ne T ankstelle. E i nhe i mis c he haben mir w iede r holt ve r si c hert, daß die Stadtve r w al t ung e ndlich ihre na c hl ä ss i ge Hal t ung in Sach e n Stad t s a nierung e r kannt und begonn e n habe, bei Neub a u t en a uf ein g e w i ss e s architektonis c hes Nive a u zu a c ht e n. Die E r gebnisse di e ses neu e n B e w uß t seins s i nd allerdings bisher all e s andere als übe r w ält i gend.
    Der einz i ge T eil der Stadt, der w irk l ich Cha r m e bes i t z t, ist e i n La b y r i n t h a us e ngen, a ut o fre i en G a ss e n hinter d e m Grand P lace. Mit ein i ger pathe t is c her Übertreibung w ird er » H e il i ges E i lan d « g e nannt. Die kle i nen Gassen und Durchgänge s i nd vollg e stopft m it Rest a uran t s. M e ns c henm a ss e n s c hieben si c h dur c h die S träßchen, schnüffe l n an den H ummern, Mus c he l n und L a ngusten herum, die in Schubkarren voller Eis vor j edem L o kal a usgest e llt sind, und st e hen vor der sch w ier i gen A ufgabe, sich für e i n R e st a urant e nts c he i den zu müss e n. Aus j eder T ür strö m e n ar o m a t is c he D üfte, und h i n t er j edem Fenster w i mm e lt es z u fast j eder T agesund Nachtz e it v o n Mens c h e n. Es ist ausg e sprochen mal e risch und anh ei m e l nd, und das schon seit dem Mittela l ter. A ber auch dieses lieb e ns w erte, kle i ne Vie r tel w äre in den se c hziger Jahren um e in Haar den P lanierraupen zum Opfer gef a llen. In j ed e m Land Eur o pas sieht m a n si c h i mmer w i eder m it der Frage k o nfr o ntiert, w el c h eine Kr a nkhe i t es w o hl g e wesen se i n mag, die Stadtplane r n und A rch i tekt e n in den se c h z iger und siebziger Jahren d e n Verst a nd geraubt hat, aber ni r gends sind die Spuren dieser geistig e n Ve r w ir r ung so , deu t lich si c ht b ar w ie i n Brüssel.
    T rotz alledem hat die Stadt au c h i hre gut e n Seit e n. S i e ist die freundlichste Großstadt Europas ( w a s m ö gli c he r w eise da m i t zus a mmenh ä ngt, daß ein Vi e rtel ihrer Ein w o hner aus d e m A usl a nd st a mmt), sie besitzt e i nige gu t e Muse e n, die ä l teste E i nkaufspass a ge Europas, die klein e n, aber f e inen Galeries S t Hubert, j ede Menge

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