Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
einte ich die Rückseite d e s P alai s « de Justice zu erk e nn e n, das Gebäude entpuppte si c h j edoch als eine Fabrik für Hundefutter. Ich lief und lief dur c h endlose S traßen, die alle glei c h auss a hen, e i n H ä use r meer von gr a uer Eint ö nigkeit, das Brüssel i n ein e m Ausmaß zu besitzen sche i nt w ie s o nst ke i ne Stadt i n Europa.
Ich hasse es, L e ute na c h dem W e g zu fr a gen. Jedes m al habe ich Angst, die P erson, an die i ch gerate, könnte erst a unt zu r ückschreck e n und ausruf e n » Wo w oll e n Sie hin? In die Inn e nstadt von Brüssel? Mein Gott, hab e n S i e sich verlauf e n. Sie s i nd i n Lilie, Sie a r m es Sch w e i n « , um si c h dann a n andere P ass a nt e n z u w e nden und zu s a gen » Hab e n Sie das g e hört? Der m e i nt, er w ar in Brüsse l « , w oraufh i n ich m ir d e n Weg durch e i ne Menge von L e ut e n bahnen muß, die si c h vor La c hen d e n Bauch halt e n und si c h das W asser aus den Aug e n w i s c hen. A lso trot t ete ich w eiter. A l s i c h gerade erns t haft in E r w ägung z o g, m e i ne F r au an z uruf e n, um sie zu b i tten, zu k o mm e n und m i c h zu such e n, da bog i c h um e i ne E c ke und st a nd zu me i ner großen Überraschung vor dem Mannek e n- P is, der klein e n, rundli c hen Sta t ue ein e s na c kten, pinke l nden Jung e n, d e m frivol e n Wahrzeich e n der Stadt. Und plötzlich w ußte ich, w o i c h w ar, und all me i ne klein e n Sorgen löst e n sich in Luft a uf. Aus l a uter Übermut kaufte i c h mir in e i n e m der 350 Souvenirläden der Str a ße einen Mann e k e n- P is- K u c henteller und eine F a mi l ienpa c kung Toblerone, und s o fort g i ng e s m ir noch besser.
Eine Vierte l s t unde später lag ich a uf d e m Bett e i nes Z i mmers i m Hotel A dolphe Sax, die Schuhe noch an den Füß e n (die Freiheit, si c h nach Herzenslust g e h e nlassen zu könn e n, ist e i ne d e r klein e n Annehmli c hkeit e n des A lle i nreis e ns), biß m ir die Z ä hne an der T oblerone aus ( w er hat das Zeug bloß erfund e n ? ) und verfolgte das Nachmitt a gsprogr a mm auf BBC I - e i ne P odiumsdiskussion mit L e uten, die en t w eder i m potent w aren oder aus Wolve r h a m pt o n st a mmt e n oder unter ein e m anderen persönli c hen S c hi c ksalss c hlag zu leid e n hatt e n, dess e n konkrete Wes e nsart mir in z w i sch e n en t fall e n ist. Nach einer halb e n Stunde hatte i c h m i c h s o w e it erholt, daß ich m ich w i eder in die St a dt hin a us w a g e n k o nnte.
In Brüss e l st e ige ich i mmer i m Sax ab, w e il man dort BBC I e m pf a ngen kann und w eil das Hotel so interess a nte F a h r stühle hat, ein A spekt, an den ich mi c h wieder erinnerte, als ich i m Korridor vor ein e m l e u c htend e n A b w ärts-Knopf st a nd, den » Wait i ng for t he Elevato r « -Song vor mi c h h i n summte ( » Doo dee doo dee doo dee doo doo « ) und m ir die Ze i t mit der m üß i g e n Überlegung vertrieb, w a r um die T eppiche i n Hotelfluren i mmer so häßli c h se i n müssen.
I m großen und g a nzen hat man in E uropa von Fah r stühlen keine Ahnung. Selbst in den neuer e n Gebäuden s i nd sie f a st ausnahmslos unertr ä gli c h langs a m, und oft fehlt e i ne best i mmte Vorrichtung, die man anders w o für absolut un e n t behrlich halt e n w ürde - zum Beispiel eine Inn e ntür, w a s recht un a ng e n e h m e Folg e n haben k a nn, w enn man si c h einmal geist e sa b w e send na c h vorn b e ugt. Do c h selbst in Europa zählen Auf z üge w ie d i e i m S a x zu den Ausn a hmen.
Steigt man e i n, um si c h z um Frühs t ück i ns Erdg e s c hoß befördern zu lass e n, muß m a n feststell e n, daß der Lift, ohne e nts p rechende Instrukti o nen erhalt e n z u h a ben, ni c ht nur a n der E m p fangsh a lle, sondern ebenf a lls an der T i e fgar a ge und a m ersten U nt e rges c hoß vorbeirauscht, um i n e i n e m ni c ht verzei c hn e ten z w eit e n U nte r ges c hoß zum S teh e n zu k o mmen. Dort öffn e n si c h kurz die T üren und geben den Bli c k a uf e i n e n d a m p f e nden Raum voller s c huft e nder Kul i s frei. Während m a n sinnlose r w e i se a n den Knöpf e n herumspielt, die offensichtli c h ni c ht anges c hlossen sind, k l appen die T üren w ieder zu, und mit e i n e m plötzlich e n E nergies c hub schießt der Fahrstuhl auf w är t s in den elften Stock, mit einer Ges c h w i ndigkeit, bei der ein e m das Ges i cht zu zerrinnen s c he i
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