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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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verbarg. Das T ragis c he a n der G eschi c hte ist, daß die Franks und ihre Gef ä hrten kurz vor der Befreiung Ho l lands dur c h die A lliiert e n von Unbek a nnten verraten und s c hließli c h i m August 1944 verh a ftet w o r den w aren. Wären sie e i n paar Wochen länger un e ntdeckt geblieben, w ären sie gerettet w orden. Doch so starben sieben der acht Menschen i n den Konz e ntrationsl a gern. Nur Annes Vater überlebte.
    Das Ann e -Fr a nk- M us e um v er m ittelt he r vorragend das e n t setzli c he Schi c ksal der Juden, doch l eider w erden die Holl ä nder, die i hr eigen e s Leb e n riskiert e n, um den Franks und anderen w ie ihn e n zu he l fen, nicht einmal a m R a nde er w ä hnt. Miep Gies, die Sekretärin von Otto Fr a nk, mußte w ä hrend der striktest e n Ra t ionie r ung drei Jahre lang j eden T ag Lebensmittel für a c ht P ersonen s o w i e für sich und ihr e n Mann besch a ffen. Das muß nicht nur extr e m sch w ier i g, sondern auch s e hr g e fährli c h g e w e sen s e in. U nd dies w ar ke i n Einze l fall: Z w anz i gt a us e nd M ens c hen hab e n i n Holl a nd w ä hrend des Krieges unter Lebensg e f a hr Juden verste c kt. A u c h sie haben es verdient, daß m an sich a n sie erinnert.
    Was für e i ne Hölle muß es g e w e sen sein, i m E uropa der dreißiger Jahre ein Jude zu se i n! E s begann d a mit, daß m an i hn e n die ung e heuerli c hsten D e müt i gung e n zufügte: Man verbot ihn e n, i n P arks und Caf e s z u sitz e n und m it der Str a ßenbahn zu fahren, und beschl a gn a hmte i hre A utos und Fahrräder, sogar die F a hrräder ihrer Kinder. A u c h w enn d a s s c hon alles g e w e sen w äre, hätte e s gereicht,
    um für i mmer e i nen dunkl e n Schatt e n auf D e uts c hl a nd zu w erf e n.
    Doch die Judenve r folgung nahm unbeschreibli c he Fo r m e n an, w ie die Fotos und Dokumente i n den anderen R ä umen des Museums grau e nh a ft beleg e n - Menschen, die i n Vi e h w a ggons getrieben w erden, Berge von erstarrten Lei c hn a m e n, die abgez e hrten Gesichter der lebenden T oten, all die Bilder, die m a n s c hon t a us e n d m al ges e hen hat.
    Starr vor Entsetz e n blieb ich vor ein e m Foto st e hen, das ich no c h nicht ges e h e n hatte. Die uns c harfe Aufn a hme zeigte e i nen deuts c hen Soldaten, der m it se i n e m G e w e hr auf eine vor ein e m Gr a ben voller Lei c hen k a uernde Frau und das Baby in ihr e n A r men zi elte. Ich konnte ni c ht aufhören, es anzustarr e n, und versu c hte, m ir vorzuste l len, w a s für ein M e nsch z u so e t w as fähig i st.
    So ein Bild sollte m a n si c h eigentli c h ni c ht ans e hen, w e nn m an i m Begriff ist, zum Bahnh o f zu geh e n, um sich i n ein e n Zug nach Deuts c hl a nd zu setz e n.
     

Ha m burg
     
    Über Osnabrück und Bre m e n reiste ich na c h H a mbu r g, wo ich a m früh e n A bend ank a m . I c h k a nnte die Stadt bisher no c h n i cht. A uf dem Weg nach S k a ndin a vi e n w ar e n Katz und ich mit d e m Zug dur c h H a m bu r g gef a hr e n, aber das w ar spät a m A bend, und all e s, w or a n ich mich er i nne r n k o nnte, w ar eine dunkle Stadt und e i n dunkler Bahnhof, i n d e m w ir e i ne halbe S t unde Aufen t halt ha t ten. Der Bahnhof w ar so g e w ölbt und w iderhall e nd w ie d a m a l s, nur daß e r nun, um se c hs Uhr abends, nicht so dunkel und viel belebter w ar. Überall w i mmelte es von M e nsch e n, die zu ihr e n Züg e n ei l ten.
    Da es in Amsterd a m so sch w ier i g g e w e sen w ar, ein Z i mmer zu f i nden, bahnte ich mir nun d en Weg zum T ourist e n-Informationsschalter und zahlte berei t willig die stattli c he Ge b ühr für die Ve r m itt l ung e i ner Unterkunf t . A ls i c h dann aus d e m Bahnh o f trat, mußte i c h j edoch zu m e i ner Verärgerung fes t stell e n, daß das Hotel P opp, das Etabliss e m e nt, a n das m i c h der freundliche, j unge M a nn nach En t g e genn a hme e i nes B ünde l s Gelds c he i ne und einer Handvoll Münz e n i n best e m E nglis c h ve r w ies e n hatte, direkt g e genüber lag. Ich w äre i nne r halb von dreiß i g S e kund e n von selbst dar a uf g e stoßen und hätte m ir m i t d e m g e sparten Geld e i n e n flotten A bend auf der Reeperbahn ma c hen könn e n. Doch das H o tel w ar z e ntral gel e gen und verfügte über e i ne Bar und ein Rest a urant. Ich konnte mi c h a l so nicht beklag e n. D a s heißt, eig e ntli c h k o nnte i c h m i ch sch o n beklag e n, denn das Z i mmer

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