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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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w ar w i nz i g und depr i m ier e nd einfach, mit e i ner Z w a nzig w attbirne i n der Lesel a m pe, ohne T eppich, ohne Ferns e her und m it e i n e m Bet t , das auch als Bügelbrett durchg e g a ngen w äre. Wen i gstens w ürde es m ir bei ein e m Hotel mit ein e m so einprägs a m e n N a m e n erspart bleiben, nach ein e m Stre i f z ug dur c h die Stadt e i n e n T ax i fahrer bit t en z u müssen, mich so l a nge durch die Geg e nd zu kuts c hieren, bis i ch das H a us i r g e n d w o e ntd e ckte. Das passiert m ir i n fr e mden S tädten n ä mli c h öfter, als mir lieb ist.
    Vor dem A bendessen ma c h t e ich ein e n Spazierg a ng. Entlang der Seitenstraßen i n Bahnhofsn ä he st a nden e in i ge der mit A bst a nd una t trakt i vsten P rosti t uierten, die ich j e ges e hen habe - fünfzig Jahre alte Frau e n i n M i niröck e n und sch w arz e n Net z strümpfen, mit vers c h m iert e m Lippenst i ft und T itten, die i hnen b i s an die Knies c heib e n reicht e n. Mir drängte sich die Frage a uf, w i e sie sich bloß von ihr e m Job ernähren können. A ls e i ne von i hn e n mir ein e n » H allo, S üße r « -Bli c k z u w arf, stolperte ich vor S c hreck r ück w är t s auf die Straße und w äre f a st unter einen Bus g e k o mm e n. Doch nach e i n, z w ei H ä userblocks änderte s i ch das Straßenbild. Ich hatte m e i nen Stadtplan i m Hotel gel a ss e n und w ußte ni c ht, w o i c h w a r , aber in j eder Richtung sah es e i nladend a us. Es w ar e i n m i lder Frühlingsabend. Nebel s e nkte si c h so b e hagli c h über die S tadt w ie eine Decke, die man sich um die S c hultern l e gt. Mens c h e n bummelt e n ziellos dur c h die Straßen und s a hen sich die S c hauf e nster an, und ich fühlte mi c h w o hl unter ihn e n.
    Ich hatte mir H a m bu r g trostloser vorgestel l t, w ie e i ne A rt deuts c hes L i verpool, voller Straßenüberführungen und le e rer, ve r w ahrloster Grundstü c ke. Da ich bereits w ußte, daß Ha m b urg e i ne s e hr hohe A rbeitsl o sen q uote hatte, w ar ich auf das S c hl i mmste g e f a ßt. Doch H a m bu r g e r w ies sich a l s, zum i ndest oberflächlich betra c htet, alles andere als ä r m li c h.
    Die Kaufh ä user an der Mönckebergstraße, der größten Einkaufsstraße der Stadt, w aren glänz e nd und picobello und gefüllt mit Luxu s w aren, w es e ntli c h el e ganter a l s in d e n G e sch ä ft e n an der Oxford Street, und in den S e itenstraßen leu c htet e n die F e nster v o n zahllos e n vorn e hmen Rest a urants und Caf e s.
    Ich schl e nderte durch die st i l l en, sch ö nen Straßen der Speicherstadt und über den großen Ra t h a usplatz, bog um e i ne E c ke und st a nd une r w artet vor einer der at em ber a ubendsten Stadt a nsi c ht e n, die ich j e gesehen habe - die Binn e n a lster, einer der beiden Seen, um die die Stadt angel e gt i st. Auf d e m Stadtplan hatte ich g e seh e n, daß es in H a m bu r g diese Se e n gibt, doch a uf ein e n so herrli c h e n Anblick w ar ich nicht g e faßt g e w es e n. D ie Binn e na l ster ist z w ar der w e i taus kle i nere der beiden, sie ist aber dennoch groß g e nug, um mi t ten i n der Stadt eine rechteck i ge I nsel der Stille und Bes i nnl i chke i t zu bilden. Das Ufer ist g e säumt von Bäu m e n und P arkbänk e n, h i nter denen si c h Bürogebäude und ein paar H otels der alt e n Schule erheben, j ene Hote l s, i n d enen st ä ndig rei c he, alte D a m e n i n P elz m ä nte l n, mit kle i n e n S c hoßhund e n i m A r m, ein- und ausgeh e n und deren P ortiers w ie albanische A d m iräle gekleidet s i nd.
    Ich setzte mich i n der Dunkelheit auf e i ne Bank, betrachtete w o hl eine h a lbe Stunde lang die Li c hter, die sich a uf der Oberfläche spiegelt e n, und lauschte d e m P lätschern des Wassers. Schl i eßlich riß ich m i c h los und g i ng z ur Kenne d ybrücke h i nüber. Sie führt über die Stelle, a n der die beiden Se e n ane i nanderstoßen. Von hier w i r kte die Außena l ster g e w al t iger und unrege l mäß i ger und sogar no c h sch ö ner als die Binn e nalster, aber diesen T eil der Stadt w ollte ich m i r für den nächst e n T ag aufheben.
    Mein leerer M a g e n trieb mi c h ins P opp zurück, w o ich ausg i ebig und für ein kle i nes B a hnhofshot e l überras c hend gut z u A b e nd aß. Ich stopfte Brötchen und Salat und Fl e is c h und Kartoffe l n in mich hin e in, b i s i c h ni c ht m e hr konnte, und füllte j eden ve r

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